Umsiedlung einer Sächsischen Wespe in Amtsberg am 26.06.2020
26.06.2020 - Tag der Umsiedlung
Nach der Umsiedlung am 12.06.2020 wurde uns erneut ein Wespennest gemeldet, welche umgesiedelt werden sollte. Am 26.06. nahmen wir uns dem Fall in Amtsberg im Ergebirge an. Vor Ort zeigte sich die Problematik: das Nest - in diesem Fall der Sächsischen Wespe - war an die Unterseite von Terrassenpanelen gebaut worden. Mit jedem Schritt auf den Brettern wurde das Nest erschüttert und die Tiere wurden aufgescheucht. Dabei kam es bereits zu Stichen bei den Haus-Bewohnern. Folglich entschieden wir uns für eine Umsiedlung.
Der Standort des Nestes der Sächsischen Wespe - das Nest wurde unter den Bodenbrettern errichtet...
Dazu wurde zunächst das zum Nest benachbarte Brett entfernt, wodurch ein Zugang zum Nest frei wurde. Das Nest wurde nun vorsichtig und unter Protest der Tiere entfernt und in einen mitgebrachten Vogelkasten eingeklebt. Dabei haben wir auch einen Blick auf die Waben geworfen. Leider war dieses Nest von einer Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina) befallen und die eigentliche Königin lag abgestochen unter dem Nest. Wann die Übernahme erfolgte, kann leider nicht mehr nachvollzogen werden. Das Nest bestand zum Umsiedlungszeitpunkt aus 2 Wabenetagen, die voller Brut waren. Auch die 2. Etage, die bereits aus Großzellen für neue Königinnen besteht, zeigte bereits viel verdeckelte Brut. Vielleicht waren hier auch noch Nachkommen der eigentlichen Königin enthalten? Wir werden sehen, wer letztlich schlüpft.
Nach Entfernung eines Brettes wird der Blick auf das Nest frei...
Unten am Nest öffnen wir die Nesthülle etwas, um einen Blick auf die Waben zu werfen: In den Waben gibt es viel Brut, allerdings ist auch eine Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina, großes Tier oben) im Nest und hat die eigentliche Königin getötet...
Das Nest wird in den mitgebrachten Vogelkasten eingeklebt...
Neben dem Nest platzierten wir noch Bienenfutterteig, damit die Tiere die Umsiedlung besser verkraften. Den Vogelkasten samt Nest und Futter stellten wir nun direkt neben den ursprünglichen Standort des Nestes und platzierten etwas Nesthülle am Eingang. Dadurch finden die Arbeiterinnen leichter das Nest. Nun hieß es abwarten. Den Nistkasten wollten wir dann kurz vor Mitternacht abholen, wenn dann die umherfliegenden Arbeiterinnen alle im Nistkasten sitzen. Die Zeit bis dahin überbrückten wir mit einer weiteren Umsiedlung: In Homersdorf, einem nicht weit entfernten Ort, musste noch ein Hummelnest umgesetzt werden. Den Bericht dazu findet man hier.
Kurz vor Mitternacht und mit den Hummeln aus Homersdorf im Gepäck holten wir noch den Vogelkasten ab. Ein paar letzte Tiere, die noch am alten Neststandort saßen und das Nest im Vogelkasten nicht gefunden hatten, setzten wir noch dem Kasten zu, bevor dieser verschlossen und zum Aussiedlungsstandort gebracht wurde. Am neuen Standort blieb der Kasten noch bis zum Morgen verschlossen.
Nachts holen wir den Vogelkasten mit dem Nest, welcher nach der Umsetzung des Nestes in den Kasten neben dem ursprünglichen Nistplatz aufgestellt wurde; die meisten Tiere haben das Nest darin selbstständig wieder gefunden...
Am frühen Morgen dann wurde das Flugloch freigegeben und die Tiere konnten sich neu einfliegen. Die Umsiedlung war damit für uns beendet. Weitere Nachkontrollen werden zu gegebener Zeit folgen.
Am nächsten Morgen nach der Fluglochfreigabe: die Wespen fliegen sich am neuen Standort ein...
Ein paar Stunden später herrscht bereits rege Betriebsamkeit am Flugloch und Baumaterial und Beute wird eingeflogen...
29.06.2020 - Nachkontrolle
Das Volk hat sich bisher gut am neuen Standort eingelebt und die Nesthülle wurde wieder komplett ersetzt. Weiterhin sind zahlreiche Flüge zu beobachten. Bisher hat auch kein neuer Übergriff durch Kuckuckswespen-Weibchen stattgefunden, was bei einer früheren Umsiedlung in diesem Jahr erhebliche Probleme bereitet hatte (siehe hier). Nun schauen wir mal, wie sich das Nest weiterentwickelt.
Blick auf das Nest im Nistkasten von unten her: die Öffnung in der Nesthülle wurde bereits wieder komplett geschlossen...
05.07.2020 - Nachkontrolle
Beim umgesiedelten Wespennest scheint die Entwicklung gut zu verlaufen. Nach wie vor gab es hier bisher keine Übernahmeversuche durch Kuckuckswespen-Weibchen. Vermutlich war das Nest nach der Umsiedlung schon stark genug, um sich gegen potenzielle Eindringlinge besser wehren zu können und die Kolonie wirkte folglich auf übernahmewillige Kuckuckswespen abschreckender. Spannend bleibt hier weiterhin, ob auch noch einige Geschlechtstiere der Sächsischen Wespe schlüpfen werden, bevor die Nachkommen der Kuckuckswespe, die bei der Umsiedlung bereits im Nest saß, schlüpfen werden.
Blick auf das Nest...
10.07.2020 - Geschlechtstiere
Bei der heutigen Kontrolle konnte man die ersten Drohnen und Vollweibchen am Nest erkennen. Neben dem Nachwuchs der Kuckuckswespe, welche das Nest vor einiger Zeit übernommen hat, gibt es tatsächlich noch einzelne Geschlechtstiere (Jungköniginnen, Drohnen) der Sächsischen Wespe. Das Kuckucksweibchen hat das Nest also erst übernommen, als sich bereits erste Geschlechtstier-Brut der Sächsischen Wespe entwickelte. In den kommenden Tagen werden nun nach und nach alle Geschlechtstiere freigesetzt und dann wird das Nest langsam wieder absterben.
Blick auf das Nest - am Eingang und rechts auf der Nesthülle sitzen Geschlechtstiere der Falschen Kuckuckswespe und der Sächischen Wespe...
06.08.2020 - Nest verlassen
Mittlerweile sind alle Geschlechtstiere abgeflogen und das Nest ist verlassen. Daher habe ich heute einen Blick in das Nest geworfen. Insgesamt sind 2 Wabenetagen angelegt worden. Damit ist das Nest - typisch für eine Übernahme durch die Falsche Kuckuckswespe - klein geblieben. Nachdem anfangs noch einige wenige Drohnen und Jungköniginnen der Sächsischen Wespe geschlüpft waren, folgten viele Weibchen und Männchen der Kuckuckswespe nach. Immerhin aber konnte sich das Nest unter seinen Gegebenheiten (Okkupation durch Kuckuckswespe) nach der Umsiedlung noch gut weiterentwickeln und seine Saison abschließen.