Umsiedlung von Hornissen aus Dachbereich - Falkenau, 03.08.2020

 

Eine weitere Umsiedlung im Kreis Mittelsachsen führte uns nach Falkenau bei Flöha. Hier hatten Hornissen ihr Nest unbemerkt unter einer Plane an einem im Bau befindlichen Hausdach errichtet. Diese diente zum Schutz für die darunterliegenden Platten über den Winter. Nun sollte der Bau am Dach fortgeführt werden und die Plane wurde entfernt, wobei – unter starkem Protest der Tiere - das Nest darunter zum Vorschein kam. Dieses Nest galt es nun umzusetzen, damit die eingeplanten Arbeiten am Dach beendet werden können.


03.08.2020 – Umsiedlungstag


Heute haben wir uns an die Umsiedlung des Nestes gemacht. Das Nest hing frei an einem Fenster im Dachbereich. Nach der Entfernung der Folie waren die Waben dem Wetter frei ausgesetzt, weshalb die Hornissen hier schnell eine Nesthülle um die Waben gebaut hatten. Neben dem Nest gab es auch mehrere Ansätze von Nestgründungen. Interessant war zudem, dass nur Tiere der dunklen Farbvariante (Vespa crabro crabro) im Nest anzutreffen waren. Meist haben wir in Sachsen Mischnester, da hier die dunkle Farbvariante, die eher im Norden heimisch ist, und die rote Farbvariante aus Süddeutschland aufeinandertreffen.


Dank des Gerüstes am Dach kamen wir gut an das Nest heran und konnten alle notwendigen Utensilien nestnah platzieren. Zunächst wurden mittels Saugmethode alle Hornissen – etwa 70-80 Stück – eingefangen. Danach wurde das Nest zusammen mit der Königin und Jungtieren vorsichtig entfernt und in den mitgebrachten Nistkasten eingebaut. Nachzügler wurden noch eingekeschert und nach ca. 1,5 h waren wir hier fertig. Nun ging es zum Aussiedlungsstandort.

 

Der Neststandort, oben am linken Fenster befindet sich das Nest...

 

Blick auf das Nest, daneben befinden sich mehrere Nestgründungen aus dem Frühjahr...

 

Zunächst muss erstmal die Ausrüstung zum Nest...

 

Danach werden mit der Saugmethode alle Flugtiere abgefangen...

 

… und landen in einer mit Bienenfutterteig ausgestatteten Fangbox.

 

Im Nest werden insgesamt 4 Wabenetagen sichtbar, die unterste könnte bereits erste Eier und Larven neuer Geschlechtstiere enthalten...

 

Das Nest wird vorsichtig entfernt und in den mitgebrachten Nistkasten eingebaut...

 

Einbau des Nestes in den Kasten...

 

Danach wird der Kasten gedreht und das Nest hängt wieder in seiner natürlichen Position...

 

Die Hornissenkönigin - das wichtigste Tier - ist auch an Bord...

 

Damit ist der erste Teil der Umsiedlung erfolgreich abgeschlossen und es geht zum Aussiedlungsstandort...


Dort angekommen wurde der Kasten an einer schönen Stelle angebracht und die Fangbox im Nistkasten platziert. Nach dem Platzieren von ausreichend Bienenfutterteig im Kasten wurde der Nistkasten geschlossen und die im Nistkasten befindliche Fangbox mit den Hornissen geöffnet, sodass die Tiere wieder auf ihr Nest krabbeln konnten. Nach einer Beruhigungszeit von ca. 20 min wurde dann das Flugloch geöffnet und die Tiere konnten sich neu in der Gegend einfliegen. Damit war die Umsiedlung erstmal beendet. In einigen Tagen wird dann noch die Fangbox entnommen.

 

Nach der Anbringung des Nistkastens und der Vereinigung von Nest und Arbeiterinnen (aus der Fangbox) dürfen sich die Tiere am neuen Standort einfliegen; Bienenfutterteig dient dabei als kleine Unterstützung...

 

07.08.2020 – Fangboxentnahme und Nachkontrolle


Heute haben wir die Fangbox entnommen und nochmal einen Blick auf das Nest geworfen. Die Hornissen haben die Umsiedlung sehr gut überstanden und sich in ihrem neuen Lebensraum eingelebt. Auch die Königin gab sich die Ehre und zeigte sich zur Eiablage auf der untersten Wabenetage. Die Hornissen blieben trotz Öffnung der Kastentür zur Entnahme der Fangbox ziemlich entspannt. Hier sieht also nach der Umsiedlung alles gut aus und wir hoffen, dass es so bleibt.

 

Das Nest einige Tage nach der Umsiedlung - die Tiere haben sich gut am neuen Standort eingelebt...

 

Die Königin auf ihrem Nest...

 

12.11.2020 – Nest verlassen, Bilanzierung...

 

Heute haben wir nach langer Pause wieder am Nest vorbeigeschaut. Erwartungsgemäß war es inzwischen verlassen. Daher konnten wir den Kasten entfernen und das darin befindliche Nest bzw. dessen Zellen auszählen. Insgesamt haben die Hornissen ein Nest bestehend aus 7 Wabenetagen errichtet. Im Laufe des Spätsommers/Herbstes sind dabei mindestens 250 Geschlechtstiere allein aus den Großzellen geschlüpft. Hinzu kommen noch einige in Kleinzellen mit herangezogene Drohnen. Damit hat das Volk also auch einen guten Beitrag zum Arterhalt leisten können und nach der Umsiedlung erfolgreich seine Saison abgeschlossen.

 

Das verlassene Nest im Nistkasten...

 

Blick auf die Wabenetagen nach Öffnung der Nesthülle...

 

Dokumentation beendet!

 

 

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