Tagebuch einer Nestgründung der Sächsischen Wespe +

 

Nestübernahme durch Falsche Kuckuckswespe (2018)

 

Neben einem Hummeltagebuch für das Jahr 2018 gibt es dieses Jahr ein weiteres Tagebuch zu einer Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonica). Denn auf unserem Balkon hat sich eine Königin dieser Art in einem im letzten Jahr für eine Umsiedlung verwendeten Hornissenkasten angesiedelt. Ich entdeckte das Nest erstmals am 29.04. mit dem Einflug der Königin. Nun hoffe ich, dass die Königin durchhält und die Nestentwicklung ein ganzes Tagebuch füllen kann. Drücken wir die Daumen!

 

Die Sächsische Wespe ist übrigens eine friedliche Wespenart, die sich nur bei Störungen direkt am Nest verteidigt. Sie ist zudem ganz gut an den Menschen gewöhnt, da sie oft auf Dachböden und in menschlicher Nähe nistet. Dadurch wird sie leider aus Unkenntnis auch oft vernichtet. Dabei ist diese Art weder lästig noch wird sie uns am Essenstisch den Kuchen streitig machen wollen. Letzteres ist nur eine Eigenheit von Deutscher und Gemeiner Wespe - wobei dieses Problem auch mit menschengemacht ist, u.a. durch herrschenden Nahrungsmangel während des Saisonhöhepunktes dieser beiden Arten (gemähte Felder, etc.). Die Sächsische Wespe ist daher stets sehr schützenswert, da sie viele Insekten vertilgt und damit eine wichtige Rolle in der Natur einnimmt...

 


29.04.2018: Nest entdeckt! Heute habe ich beim Aufenthalt auf dem Balkon eine Wespe in einen noch auf dem Balkon befindlichen Hornissenkasten fliegen sehen. Interessiert schaute ich in den Kasten und fand eine nur ca. 3 Tage alte Anfangswabe. Das kleine Nest bestand zur diesem Zeitpunkt am Vormittag aus einer halben Nesthülle und wenigen Wabenzellen, welche bereits alle mit Eiern bestiftet waren. Die Königin schaffte noch den ganzen Tag viel Baumaterial (abgeraspeltes Holz) heran. Bereits zum Abend war die Nesthülle fast komplett geschlossen.

 

 

Der Hornissenkasten, welchen sich eine Sächsische Wespe als Nistplatz ausgesucht hat...

 

Die Nestgründung ist bereits etwa 3 Tage alt - in den Wabenzellen sieht man die Eier, geschützt von der noch offenen Nesthülle...

 

Es herrscht gutes Flugwetter und zahlreiche Blüten diverser Pflanzen bieten ein gutes Nahrungsangebot...

 

Bis zum Abend ist die Nesthülle weitgehend geschlossen...

 


05.05.2018: Larven und weiterer Ausbau der Nesthülle! Das Wetter ist weiterhin tagsüber warm und flugfreundlich. Mittlerweile gibt es die ersten größeren Larven in der Mitte der Wabe, welche von der Königin versorgt werden. In den letzten Tagen gab es nur wenige Baufortschritte - die Königin hat sich vor allem um die Bebrütung der Eier und Larven gekümmert, was gerade in kühlen Nächten wichtig war. Die bereits größeren Larven helfen nun bei der Nesttemperierung mit. Im Gegensatz zu Hummeln, wo vor allem die Puppen das Nest mit wärmen, sind es hier insbesondere die Larven, welche die Temperatur im Nest mit regulieren können. Mittlerweile hat die Königin auch die 2. Nesthülle begonnen.

 

Nach wie vor herrscht weiterhin gutes Flugwetter...

 

Auch unsere Wespenkönigin ist viel unterwegs - hier ein Foto von ihr beim Anflug des Nistkastens...

 

In diesem Fall wurde Baumaterial gesammelt und dieses wird nun auf die 2. Nesthülle Schicht für Schicht aufgetragen...

 

Portrait der Königin - man erkennt hier schön die kronenförmige Gesichtszeichnung der Sächsischen Wespe...

 

Blick in das Nest - es sind bereits größere Larven vorhanden...

 


06.05.2018: Kaum Veränderung, nur die 2. Nesthülle ist noch geringfügig gewachsen. Die Königin ist oft auf der Jagd zu beobachten und sehr um die Versorgung der Larven bemüht.

 

Blick auf das Nest - im Nest ist gerade die Königin zu Gange und man erkennt einen ihrer Flügel - sie lässt sich von mir nicht stören...

 


09.05.2018: Die Nesthülle wurde deutlich zurückgebaut, was wohl durch umfangreiche Nestumbauten und das gleichzeitig warme Wetter bedingt ist. Dadurch kann man nun schön in das Nest schauen. Einige Larven sind schon recht groß und sollten sich bald verpuppen. Die Königin unternimmt viele Versorgungsflüge und bringt den hungrigen Nachkommen fleischhaltige Nahrung in Form erbeuteter Insekten.

 

Die Königin auf ihrem Nest - die Nesthülle wurde zurückgebaut, was einen besseren Blick auf die Wabe erlaubt...

 

Die Larven sind gut gewachsen und stehen kurz vor der Verpuppung...

 


10.05.2018: Erste Puppen! Die ersten beiden Larven haben sich im Laufe der letzten 24 h verpuppt und weitere Larven stehen kurz davor. Die äußere Nesthülle ist zudem erweitert worden.

 

Die Königin beim Füttern der Brut...

 

Deutlich sind die beiden verdeckelten Zellen (Puppen) im Zentrum der Wabe erkennbar...

 


11.05.2018: Mittlerweile sind es 3 Puppen, welche sind im Zentrum der Wabe befinden. Weitere große Larven stehen vor der Verpuppung. Die Königin hat nun wieder mehr Arbeit in den Ausbau der äußeren Nesthülle investiert - eine gute Idee, denn es soll in den kommenden Tagen etwas kühler werden... 

 

Königin auf ihrem Nest...

 

Blick am Abend in das Nest - schön sind die 3 verdeckelten Zellen im Zentrum der Wabe erkennbar, drum herum große Larven...

 


12.05.2018: Die äußere Nesthülle ist nun geschlossen und es gibt nur noch ein kleines Flugloch unten in der Nestkugel, durch welches die Königin schlüpft. Mindestens 3 Puppen gibt es mittlerweile im Nest...

 

Einflug der Königin...

 

Die äußere Nesthülle ist nun geschlossen...

 


17.05.2018: Die erste Arbeiterin ist geschlüpft! Mittlerweile ist trotz einer kühlen und regnerischen Woche die erste Arbeiterin geschlüpft. Die Puppenruhe dauerte folglich nur etwa 8 Tage und ist damit - zumindest bei der Sächsischen Wespe - kürzer als oftmals in der Literatur angegeben (oft liest man von ca. 14 Tagen). Letzteres wurde wahrscheinlich von anderen Wespenarten (Hornisse?) einfach übernommen - was sich als Fehler herausstellt. Auch die Königin ist weiter wohlauf. Nun geht das Nest in die soziale Phase über...

 

Die Königin auf ihrem Nest - oben wurde bereits die nächste Hülle begonnen...

 

Blick in das Nest - eine erste Arbeiterin ist geschlüpft und versteckt sich in der nun leeren Zelle innerhalb der Wabe - dabei wärmt sie bereits die umliegende Brut mit...

 


21.05.2018: Feindliche Übernahme! Bei der Kontrolle des Nestes entdeckte ich heute eine tote Königin unter dem Nest. Von der Färbung her ist es wohl die Nestgründerin. Weitere 2 lebende Arbeiterinnen befanden sich im Nest. Kurz darauf kam eine "Königin" angeflogen, welche aber beim Anflug recht unsicher wirkte. Als ich etwas zur Seite ging, flog sie dann in den Kasten hinein. Im Kasten konnte ich mir die Wespe etwas genauer anschauen. Die Kopf- und Abdomenzeichnung ist bei diesem Weibchen etwas anders als bei der Nestgründerin und das Tier wirkt insgesamt größer und kräftiger. Eine Kuckuckswespe (bei der Sächsischen Wespe wäre das die ihr sehr ähnlich aussehende Dolichovespula adulterina) ist nicht ausgeschlossen. Einige Merkmale (rundlicher Fleck auf dem Kopfschild und die V-förmige kopfnahe Färbung beidseitig auf dem Thorax) sprechen sogar dafür, wenngleich diese Merkmale auch als Farbvariante der Sächsischen Wespe auftauchen können - allerdings seltener. Was mich aber wundert: normalerweise erfolgt bei der Falschen Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina) die Nestübernahme erst im Juni und die Nester müssen bei der Übernahme auch etwas weiter entwickelt sein. Nach der Literatur leben Kuckuckswespe und Königin sogar erst einige Zeit zusammen. Wenn dann genug Arbeiterinnen und Larven/Puppen weiterer Arbeiterinnen vorhanden sind, wird die amtierende Königin von der Kuckuckswespe abgestochen. Die anschließend angelegte Brut der Kuckuckswespe wird dann von den vorhandenen und noch schlüpfenden Wirtsarbeiterinnen aufgezogen. In meinem Fall wurde die amtierende Königin aber wohl sofort von der Okkupantin erstochen und es waren erst sehr wenige Arbeiterinnen vorhanden und wenig Brut künftiger Arbeiterinnen. Das spricht wieder gegen eine Kuckuckswespe und für eine Sächsische Wespe. Zudem hat die Königin Futter eingetragen, was im Anlehnung an das Verhalten von Kuckuckshummeln eher gegen eine Kuckuckswespe spricht. Allerdings gibt es diesbezüglich auch nur wenige Informationen in der Fachliteratur. Es besteht also immer noch die Chance, dass das nun vorhandene Weibchen eine Königin der Sächsischen Wespe ist. Nun bleibt abzuwarten, wie sich das Nest weiterentwickelt. Die nächsten 3 Wochen werden dann Aufschluss darüber geben, ob es eine Sächsische Wespenkönigin oder eine Kuckuckswespe ist. Da Letztere keine eigenen Arbeiterinnen produziert und nur Drohnen und Weibchen, bleiben die Nester hier deutlich kleiner.

 

Die untere Nestöffnung wurde wieder etwas vergrößert...

 

Blick in das Nest - hier ist der Hinterleib der neuen "Königin" erkennbar - beim Vergleich mit früheren Bildern der Nestgründerin sind deutliche Unterschiede erkennbar...

 

Auch die Gesichtszeichnung der neuen "Königin" unterscheidet sich deutlich von der Nestgründerin - auch eine Kuckuckswespe ist nicht ausgeschlossen...

 


22.05.2018: Die neue "Königin" fliegt neben den ersten Arbeiterinnen häufig aus, was nach meinem Gefühl eher gegen eine Kuckuckswespe spricht. Auch eine weitere Arbeiterin ist mittlerweile geschlüpft...

 

Die neue "Königin" auf dem übernommenen Nest...

 


24.05.2018: Mittlerweile betreuen ca. 5 Arbeiterinnen das Nest und die Nesthülle wurde deutlich erweitert. Oft kehren auch Arbeiterinnen mit deutlich erkennbarer Beute zum Nest zurück. Die "Königin" fliegt weiterhin aus, kehrt aber nun oft ohne Beute oder ohne Baumaterial zum Nest zurück. Möglicherweise sammelt sie Nektar oder Baumsäfte - das Flugbenzin der Wespen.  

 

Durch die Arbeiterinnen geht es nun voran - das Nest wächst zusehends...

 


28.05.2018: Das Wetter ist nach wie vor meist ausgesprochen warm und das Nest ist deutlich erweitert worden. Es beherbergt nun etwa 5-10 Arbeiterinnen. Die "Königin" fliegt nur noch sehr selten aus und die Hauptarbeit außerhalb des Nestes wird nun von den Arbeiterinnen übernommen. Die Tiere veralten sich nach wie vor ausgesprochen friedlich und es sind Beobachtungen direkt am Nest möglich. Zudem habe ich begonnen, den Kasten etwas weiter in die hintere Balkonecke zu schieben. Dabei verlege ich den Kasten nur etwa 20 cm am Tag. Diese Distanz merken die Arbeiterinnen kaum und so haben sie folglich keine Orientierungsprobleme. Im Laufe der kommenden Tage soll der Kasten auf diese Weise um insgesamt etwa einen Meter versetzt werden, um den Balkon weiterhin gut nutzen zu können.

 

Das Nest ist wieder gewachsen - oben neben dem Nest die "Königin", die zwar kaum noch ausfliegt, aber immer mal wieder im Nistkasten auf Inspektionstour unterwegs ist...

 

Arbeiterin beim Nestbau - Schicht für Schicht wird das gesammelte und mit Speichel vermischte Holz auf die Nesthülle und die Waben aufgetragen - jeder farbige Strich steht für einen Materialflug...

 


30.05.2018: Schwülwarmes Wetter begünstigt weiter die Entwicklung des Nestes, denn es gibt viele Insekten zu jagen. Das Nest ist weiter gewachsen und beherbert ca. 10 Tiere. Die "Königin" fliegt mittlerweile gar nicht mehr aus. Der Kasten mit dem Nest wurde in den letzten Tagen täglich um ca. 20-30 cm auf dem Balkon versetzt und ist nun fast am entgültigen Stellplatz für die Saison angekommen. Die Wespen haben durch diese schrittweise Prozedur keine Probleme damit gehabt, nach einem Ausflug wieder in den Kasten zurückzufinden. Weiterhin haben die Tiere keinerlei Reaktion während des Bewegens des Kastens gezeigt und verhalten sich nach wie vor unaufällig und friedlich.

 

Der Nistkasten wurde in den letzten Tagen schrittweise in die hintere Balkonecke versetzt - die Tiere haben diesen kleinen Umzug in kleinen Schritten sehr gut akzeptiert...

 

Das Nest ist weiter gewachsen...

 

Arbeiterin am Flugloch, im Nest ist der Rücken der "Königin" zu sehen - die Wespen sind nach wie vor ausgesprochen friedlich...

 


04.06.2018: Weiterer Übernahmeversuch! Das Nest ist weiter gewachsen und nun im Durchmesser etwa 7 cm groß. Mittlerweile wurde auch die 2. Wabenetage im Nest begonnen, welche - wie für Langkopfwespen hier typisch - bereits ausschließlich aus Großzellen für Geschlechtstiere besteht. Das Nest wird mittlerweile von etwa 10-20 Arbeiterinnen bewohnt. Bald wird sich auch zeigen, ob wir es mit einer Königin der Sächsischen Wespe zu tun haben oder mit der Falschen Kuckuckswespe, denn die Arbeiterinnenanzahl sollte bei Letzterer bald nicht mehr steigen. Heute konnte ich im Übrigen eine weitere große Wespe beobachten, die unbedingt in den Kasten wollte. Ich habe sie diesmal abgefangen und einige Kilometer entfernt wieder freigelassen - aber erst, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass eine "Königin" im Nest ist. Optisch sah das Tier dem aktuellen Weibchen im Nest sehr ähnlich.   

 

Das Nest ist weiter gewachsen - links eine an der Nesthülle bauende Arbeiterin, im Flugloch ist die "Königin" zu sehen...

 

Blick in das Flugloch auf den Hinterleib der amtierenden "Königin", welche auf den neu gebauten Waben der 2. Etage umherkrabbelt - bald wird sich zeigen, ob es ein Weibchen der Sächsischen Wespe oder der Falschen Kuckuckswespe ist...

 


06.06.2018: Nun ist es "amtlich": Weibchen im Nest ist eine Falsche Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina)! Mittlerweile hat ein weiteres Weibchen einen Übernahmeversuch durchgeführt und ist dabei getötet worden. Das Tier ist etwas kleiner als die 1. Okkupantin. Diese ist weiterhin im Nest unterwegs. Das tote Tier sieht von der Zeichnung her exakt so aus wie das amtierende Weibchen im Nest. Allerdings war bei dem toten Tier deutlich ein gekrümmter Stachel erkennbar - ein eindeutiges Zeichen für eine Kuckuckswespe. Im Gegensatz zu den "normalen" Wespen ist der Stachel hier bogenförmig gekrümmt, um bei der Nestübernahme die Königin leichter "beseitigen" zu können. Folglich muss es sich bei der Okkupantin, welche die Nestgründerin getötet hat und seitdem im Nest herrscht, auch um eine Falsche Kuckuckswespe handeln. Damit ist nun sicher: eine normale Entwicklung eines Nestes der Sächsischen Wespe werden wir nun nicht mehr sehen, dafür aber eine interessante Entwicklung eines durch eine Kuckuckswespe übernommenen Volkes. Da zur Falschen Kuckuckswespe auch nicht so viel bekannt ist, ist diese Beobachtungsmöglichkeit auch ganz spannend - und einige Unterschiede zur Literatur haben sich ja bereits gezeigt, wie die sehr frühe Nestübernahme ohne Koexistenz neben der eigentlichen Königin. Weiterhin haben sich spannende Aspekte ergeben, von denen ich auch noch nichts gelesen habe, wie die Mitarbeit der Kuckuckswespe bei der Versorgung der Brut zu Beginn der sozialen Phase. Auch ist interessant, dass es ebenfalls Übernahmeversuche von bereits durch eine Kuckuckswespe übernommenen Nestern durch Artgenossen gibt.

 

Nach einem weiteren Okkupationsversuch gefundenes, totes Weibchen der Falschen Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina) mit deutlich gekrümmtem Stachel...

 


08.06.2018: Der Flugverkehr hat noch weiter zugenommen und mehr als 20 Arbeiterinnen bewohnen das Nest. Bald sollte durch den ausbleibenden Schlupf neuer Arbeiterinnen die maximale Anzahl an Arbeiterinnen erreicht sein. Mittlerweile gibt erste Larven in den Großzellen der 2. Etage. Hier werden vor allem neue Weibchen der Kuckuckswespe herangezogen. Viele Männchen entwickeln sich dagegen auch in den kleinen Zellen der 1. Etage. Das Kuckucksweibchen ist auch weiterhin aktiv. Das Nest ist mittlerweile auf einen Durchmesser von etwa 9 cm gewachsen.

 

Blick auf das Nest...

 

In den Großzellen der 2. Etage befinden sich erste Larven...

 


14.06.2018: Der Flugverkehr hat nochmal zugelegt und ich gehe von mehr als 30 Arbeiterinnen aus. Damit sollte nun aber der Höhepunkt der Arbeiterinnenanzahl erreicht sein. Durch den fehlenden Arbeiterinnennachwuchs in Folge der Kuckucksübernahme wird die Arbeiterinnenanzahl nun bald wieder abnehmen. Das Nest wurde mittlerweile weiter vergrößert und bringt es auf einen Durchmesser von mehr als 10 cm.

 

Das Nest ist weiter gewachsen...

 

Arbeiterin zerkaut Beute am Nesteingang...

 


19.06.2018: Ganz langsam nimmt die Anzahl der Arbeiterinnen bereits wieder etwas ab. Dennoch ist das Nest gut versorgt und auch erweitert worden. Im Nest befinden sind nun auch in der 2. Wabenetage bereits Puppen der Kuckuckswespe. Hier werden vor allem neue Weibchen herangezogen. Auffallend sind die leicht marmorierten bzw. leicht punktiert wirkenden Seidendeckel bei der Kuckucksbrut, während die Puppendeckel der Sächsische Wespe eher einheitlich weiß sind.

 

Das Nest ist nochmals erweitert worden...

 

Blick in das Nest durch ein gerade - durch Umbauarbeiten - von den Wespen erweitertes Flugloch: Die Larven und Puppen der Kuckuckswespe in der 2. Wabenetage sind gut erkennbar...

 


27.06.2018: Erste Männchen der Falschen Kuckuckswespe! Bei der Kolonie der Sächsischen Wespe sind mittlerweile die ersten Männchen der Falschen Kuckuckswespe geschlüpft. Einige sind am heutigen Vormittag auch abgeflogen. Die 2. Etage ist zudem erweitert worden und trägt viele verdeckelte Zellen von zukünftigen Kuckucksweibchen und auch von einigen Kuckucksmännchen. Der Großteil der Männchen wird aber in den Kleinzellen der 1. Etage herangezogen, in welcher normalerweise auch die Arbeiterinnenbrut hochgezogen wird. Die Männchen, welche in den größeren Zellen heranwachsen, sind natürlich auch etwas größer als die Tiere aus den Kleinzellen. Ansonsten gibt es keine Unterschiede, auch bezgl. der Verpaarung nicht. Bald werden auch die ersten neuen Kuckucksweibchen schlüpfen. Damit hat sich das Nest trotz der kalten vergangenen Tage mit Tageshöchstwerten von gerade mal 11-13°C und häufigem Regen gut weiterentwickelt. Mittlerweile ist das Wetter auch wieder flugfreundlicher. Trotz langsam weiter abnehmender Arbeiterinnenanzahl ist das Nest weiter gut versorgt.

 

Blick auf das Nest - oben links ein junges Männchen der Kuckuckswespe...

 

Betriebsamkeit am Nesteingang, links am Nesteingang die langen Fühler eines Männchens...

 

Weiteres Männchen der Falschen Kuckuckswespe am Nesteingang, kurz darauf fliegt es ab...

 


03.07.2018: Nun bewohnen auch neue Weibchen der Kuckuckswespe das Nest! Das Wetter ist tagsüber warm und flugfreundlich, wenngleich die Nächte kalt sind. In einigen Hochtallagen des Erzgebirges gab es in den zurückliegenden Nächten sogar Luftfrost! Den Wespen scheinen die kühlen Nächte nichts auszumachen. Weiterhin wird das Volk - trotz langsam abnehmender Arbeiterinnenzahl - gut versorgt und viele Geschlechtstiere der Falschen Kuckuckswespe bewohnen das Nest. Neben den Männchen befinden sich nun auch Weibchen der Kuckuckswespe im Nest. Die Geschlechtstiere fliegen vor allem in den Vormittags- und Mittagsstunden ab, nachdem sie sich einige Tage lang Energiereserven angefressen haben. Gerade die Weibchen brauchen diese zur Überwinterung. Nach dem Abflug kehren die Männchen und Weibchen nicht mehr zum Nest zurück. Sie verpaaren sich und die Weibchen suchen anschließend nach Winterquartieren. Im Nest sind noch weitere Kokons von Kuckucksweibchen und -männchen vorhanden, sodass noch einige Geschlechtstiere in den kommenden Tagen dazukommen sollten. Das Nest wächst unterdessen nur noch langsam weiter und vor allem die Nesthülle wird noch erweitert. Dies ist der Versorgung der Geschlechtstiere geschuldet, welche nun die beinah ganze Aufmerksamkeit der Arbeiterinnen brauchen.

 

Lange Dämmerungen kennzeichnen die derzeitigen Sommernächte, aber es ist nachts auch empfindlich kalt...

 

Am Wespennest herrscht weiter Betriebsamkeit...

 

Mittlerweile sind auch Weibchen der Falschen Kuckuckswespe vorhanden - im Bild ein Weibchen auf der Nesthülle...

 

Kurz darauf fliegt das Weibchen vom Nest ab - ein Abschied ohne Wiederkehr, denn die Tiere verpaaren sich anschließend und beginnen danach mit der Suche nach einem Winterquartier...

 

Hier ein Männchen der Kuckuckswespe auf der Nesthülle - charakteristisch sind bei den Wespenmännchen die langen Fühler...

 


04.07.2018: An warmen Abenden wie heute sitzen einige Geschlechtstiere auch manchmal außen auf der Nesthülle. Auch bei unserem okkupierten Nest der Sächsischen Wespe befand sich am heutigen Abend ein junges Weibchen der Falschen Kuckuckswespe auf dem oberen Teil der Nesthülle, manchmal krabbelte auch ein Männchen zeitweise außen auf der Hülle entlang. Die meisten Männchen und Weibchen saßen aber im Nest und ließen sich dort von den Arbeiterinnen füttern.

 

Das Nest am Abend bei warmen Temperaturen...

 

Junges Weibchen der Falschen Kuckuckswespe sitzt auf der Nesthülle...

 


12.07.2018: Mittlerweile wird es immer ruhiger am Nest. Alle Geschlechtstiere der Kuckuckswespe sind mittlerweile geschlüpft und auch viele bereits abgeflogen. Letzte Weibchen und Drohnen sowie Arbeiterinnen bewohnen das Nest. Das Wetter ist derzeit kühl und nass, aber die Arbeiterinnen fliegen dennoch regelmäßig aus. Bald wird das Nest verlassen sein.

 

Arbeiterinnen am Nest - im Nest sind mittlerweile alle Puppen der Kuckuckswespe geschlüpft und verbliebene Larven werden nach und nach aus dem Nest geworfen. Das Hauptaugenmerk der Arbeiterinnen liegt in den letzten Tagen der Kolonie auf der Versorgung der letzten Weibchen und Männchen der Kuckuckswespe...

 


19.07.2018: Seit Tagen herrscht wieder warmes und trockenes Wetter. Am Nest ist aber kaum noch was los und es gibt nur noch sehr wenige Ausflüge von den letzten Arbeiterinnen. Geschlechtstiere gibt es keine mehr im Nest. Auch das Kuckucksweibchen, welches das Nest im Mai übernommen hatte, ist seit Tagen nicht mehr zu sehen gewesen. Vermutlich hat es das Nest bereits vor einiger Zeit verlassen und ist gestorben. In wenigen Tagen wird das Nest verlassen sein...

 


23.07.2018: Das Nest ist abgestorben - Bilanz! Mittlerweile ist kein Flugverkehr mehr vorhanden und das Nest ist stark von Wachsmottenlarven befallen. Brutausfälle durch diesen Parasiten gab es aber nicht, da bereits lange zuvor die Geschlechtstiere geschlüpft und abgeflogen waren. Nur eine verdeckelte Zelle (Großzelle) kam nicht zur Entwicklung. Insgesamt sind zwei Wabenetagen errichtet worden. Die erste bestand aus etwa 150 Kleinzellen, die auch alle belegt waren. Neben Arbeiterinnen sind hieraus mindestens 80 Männchen der Kuckuckswespe geschlüpft. Ob auch einige Männchen der Sächsischen Wespe dabei waren, welche aus Eiern einiger Arbeiterinnen entstanden sein könnten, kann nicht gesagt werden. Die 2. Etage bestand ausschließlich aus Großzellen. Hier sind 25 Weibchen der Kuckuckswespe und ein Männchen (solche Männchen sind dann auch größer als die Männchen aus den Kleinzellen) herangezogen worden. Eine Brutzelle eines Kuckucksweibchens kam nicht zur Entwicklung. Folglich sind also 24 Kuckucksweibchen abgeflogen.

 

Verlassenes Nest...

 

Nach dem Öffnen der Nesthülle wird der Blick auf die zwei Wabenetagen sichtbar (unten die Etage mit den Großzellen) - erkennbar auch das Gespinst der Wachsmottenlarven, welche sich nach Abflug der Geschlechtstiere im Nest breit gemacht haben...

 

Damit endet die Dokumentation dieser Nestübernahme und eine sehr interessante Studie zur Entwicklung der Falschen Kuckuckswespe. Interessanterweise konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung der Kuckucksbrut auch bei der Übernahme eines Nestes beim Schlupf der ersten Arbeiterinnen gelingt. Durch die Wirtskönigin sind dann bereits genügend Eier für künftige Arbeiterinnen vorhanden, damit eine durchaus beachtliche Zahl an neuen Geschlechtstieren der Kuckuckswespe produziert werden kann. Erfolgt die Nestübernahme später, so kann noch mehr Kuckucksbrut herangezogen werden. Allerdings ist das Risiko des Kuckucksweibchens, von den vorhandenen Arbeiterinnen bei der Nestübernahme getötet zu werden, wiederum größer. Während dieser Dokumentation gab es auch spätere Okkupationsversuche durch andere Kuckucksweibchen, welche auf eine solche spätere Übernahme abzielten. Welche Strategie bevorzugt wird, ist auf Basis der Beobachtungen aber schwer abzuleiten. Markante Beobachtungen aus dieser Studie sind auf der Seite Gefahren für Wespen zusammengefasst.

 


 

Die Dokumentation ist beendet...

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

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