Hummeltagebuch 2018

 

Nach einem anfangs milden und sehr Sturm- bzw. Orkan-geprägten Winterhalbjahr mit erheblichen Vegetationsschäden hier in Sachsen zeigte der Winter Ende Februar und im März noch einmal seine Zähne. Eisige Hochdrucklagen brachten zeitweise sogar Tiefstwerte bis unter -20°C und auch tagsüber blieb es oft bei Dauerfrost. Erst ab der 3. Märzdekade wurde es dann wieder deutlich wärmer und frühlingshaftes Wetter hielt Einzug.

 


04.04.2018: Erste Hummelsichtung! Heute habe ich bei frühlingshaftem Wetter eine erste Baumhummel gesehen. Weiterhin beginnen bald die Saalweiden zu blühen und bieten neben Krokussen die erste große Trachtquelle des Jahres. Die Nistkästen habe ich bereits in den zurückliegenden Tagen vorbereitet und erwarten nun neue Bewohner.

 


11.04.2018: Erste Ansiedlungen! Weiterhin herrscht sehr warmes Wetter mit Temperaturen über 20°C, wobei es nachts auch mal noch frostig ist. Die Saalweiden stehen in ihrer vollen Blütenpracht und viele Hummeln sind unterwegs. Auch gibt es erste Selbstansiedlungen am Hummelstand zu vermelden: Eine Baumhummel hat den hellblauen Kasten (Kasten 2) bezogen, eine 2. Baumhummel wählte den neuen hellbraunen Kasten (Kasten 5) als neues Domizil. Beides sind Rückkehrerinnen aus meinem sehr starken Baumhummelnest im Vorjahr. Weiterhin fliegt eine Wiesenhummel in den ausgemusterten hellgrünen Nistkasten (Kasten ALT), welcher mittlerweile an einer anderen Stelle im Garten steht.

 

Blick auf den Hummelstand im Garten - im überdachten Stand von links nach rechts: Kasten 1-5; ganz rechts im Bild: querliegender, überdachter Wespen-/Hornissenkasten und daneben der hellgrüne ausgemusterte Hummel-Kasten (= Kasten ALT)

 


19.04.2018: Lagebericht und weitere Ansiedlungen! Die Wiesenhummel aus dem ausgemusterten hellgrünen Kasten (Kasten ALT) besitzt bereits ein Nest aus 9-10 Puppen. Hier ist also bald mit Arbeiterinnen zu rechnen. Weiterhin sind auch die beiden Baumhummeln im blauen Kasten (Kasten 2) und hellbraunen Kasten (Kasten 5) aktiv. Die Königin im blauen Kasten hat bereits große Larven, während des Nestchen im hellbraunen Kasten aus noch kleineren Larven besteht. Zudem sieht man viele Baumhummeln im Garten umherfliegen - kein Wunder bei dem starken Nest im Vorjahr. Am Nachmittag flog eine 3. Baumhummel in den noch leeren dunkelgrünen Kasten (Kasten 3) und nahm diesen von selbst an. In diesem Nistkasten befand sich letztes Jahr das starke Volk, wenngleich sich der Kasten damals an einer anderen Stelle im Hummelstand befand. Durch das Umsortieren der Kästen versuche ich, Stechereien zu vermeiden. Interessanterweise fliegen auch einige weitere rückkehrende Baumhummeln nestsuchend die Nistkästen an, drehen dann aber rasch ab. Sie merken wohl, dass hier schon Baumhummeln brüten und wählen (zumindest aktuell) noch die Flucht anstatt es auf Stechereien ankommen zu lassen. Das kann sich ändern, wenn konkurrierende Königinnen selber keine Nistmöglichkeiten finden oder aber ihr Nest aus irgendeinem Grund verlieren. Dann ist das Bestreben zur Übernahme anderer Nester deutlich größer. 

 

Die Kirschen stehen in voller Blüte - eine gute und wichtige Trachtquelle für alles, was summt und brummt...

 

Blick auf die Kästen 1-5 im Hummelstand

 

Einflug der Baumhummelkönigin in den hellblauen Kasten 2

 

Brütende Baumhummel in Kasten 2, daneben der Honigtopf...

 

Blick in das Baumhummelnestchen in Kasten 5 (hellbrauner Kasten), links der Honigtopf, rechts das Larvenbündel...

 

Kurze Zeit später gibt sich auch die Baumhummelkönigin hier in Kasten 5 die Ehre...

 

Wiesenhummelkönigin im ausgemusterten Nistkasten (Kasten ALT) - hier gibt es bereits Puppen...


Am Nachmittag gelang mir noch die Ansiedlung einer Wiesenhummel in den Schweglerkasten (Kasten 1). Nach einem Orientierungsflug flog sie nachfolgend bereits mehrfach den Kasten an - ein gutes Zeichen. Auch eine Steinhummel zeigte nach aktivem Einsetzen in den letzten noch verbliebenen Kasten (dunkelbraun, Kasten 4) einen Orientierungsflug, wobei sie aber anschließend noch nicht wieder zurückkehrte.

 


28.04.2018: Ausfälle und Kuckuckshummel! Irgendwann passiert es dann immer und es gibt doch einige Ausfälle. Die Baumhummelkönigin im hellblauen Kasten (Kasten 2) ist durch eine nestsuchende Steinhummel erstochen worden. Die Steinhummel selber wurde aber ebenfalls schwer verletzt und ich fand sie - bereits verstorben - außerhalb vom Kasten mit zerbissenen Flügeln. Das ist sehr schade, da im Nest bereits Puppen vorhanden waren. Leider ist es bei Baumhummeln weitaus schwerer, passenden Ersatz für das verwaiste Nest zu finden als beispielsweise bei Erdhummeln, da Baumhummeln oft in der Höhe nach Nistgelegenheiten suchen und damit suchende Königinnen schwer zu finden sind. Auch im dunkelgrünen Kasten (Kasten 3) lag eine Baumhummel tot im Kasten, welche aber anders aussah als die, welche bei der letzten Kontrolle hier noch einflog und sich zuvor angesiedelt hatte. Möglicherweise kam es hier auch zum Streit. Von der ursprünglichen Besitzerin war nichts mehr zu sehen. Vielleicht ist sie durch den Kampf mit der Konkurrentin verletzt worden und noch aus dem Kasten gekrabbelt. Möglicherweise ist sie aber auch bei Ausflügen später irgendwo verunglückt. Im Kasten befindet sich jetzt ein verwaistes kleines Larvenbündel.


Bei der 3. Baumhummelkönigin im hellbraunen Kasten (Kasten 5) ist aber alles ok, hier sind 8-9 Puppen vorhanden. Die Wiesenhummel im Schweglerkasten (Kasten 1) ist auch gesund und munter. Hier gibt es nun auch eine Brutwabe bestehend aus mehreren Larven. Anders im hellgrünen Kasten (Kasten ALT): Hier gibt es bereits erste Arbeiterinnen. Daher war das Nest aber auch gleich für eine Waldkuckuckshummel interessant. Ich staunte nicht schlecht beim Blick in den Nistkasten, als ich die mit auf dem Nest sitzende Kuckuckshummel entdeckte. So früh hatte ich wirklich noch nie Kuckuckshummeln. Das mag an dem überdurchschnittlich warmen April liegen, weshalb derzeit ohnehin alles früher dran ist als sonst. Auch blühen mittlerweile diverse Obstsorten so früh wie selten. Da die Wiesenhummelkönigin noch fit auf den Waben unterwegs war (bei der Waldkuckuckshummel wird die Wirtskönigin/ Wiesenhummelkönigin oft nicht abgestochen), habe ich den Kuckuck entfernt und in einigen Kilometern Entfernung freigelassen. Nun hoffe ich, dass sich das Nest weiter normal entwickeln kann.


Die vor einigen Tagen eingesetzte Steinhummel in Kasten 4 (dunkelbraun) ist übrigens nicht mehr zurückgekehrt und der Kasten steht weiterhin leer.

 

Blick auf den Hummelstand...

 

Hier sieht man auch mal den Hornissen-/Wespenkasten (überdacht) und daneben noch den hellgrünen ausgemusterten Kasten (Kasten ALT) etwas besser...

 

Verbliebene Baumhummelkönigin in Kasten 5 auf ihren Brutwaben...

 

Wiesenhummelkönigin im Schweglerkasten (Kasten 1)...

 

Im ausgemusterten Kasten (Kasten ALT) hat die Wiesenhummelkönigin bereits Unterstützung - eine Waldkuckuckshummel musste ich aber aus dem Nest bereits entfernen...

 

Aufgrund des warmen Aprils stehen derzeit viele Bäume und Pflanzen gleichzeitig in voller Blüte...

 


03.05.2018: Weitere Nestentwicklungen und Ansiedlungen! Die Wiesenhummeln im hellgrünen Kasten (Kasten ALT) haben ihren Kuckucksbesuch gut überstanden und sich weiterentwickelt. Neue Brut ist vorhanden und die 9-10 Arbeiterinnen tragen bereits Einiges an Nektar und Pollen ein. Die 2. Wiesenhummel im Schweglerkasten (Kasten 1) hat mittlerweile ein Nest mit 8-10 Puppen. Die Baumhummel im hellbraunen Kasten (Kasten 5) hat nun ebenfalls ihre erste Arbeiterin und die restlichen müssten binnen weniger Tage folgen. Weiterhin haben sich selbstständig 2 Ackerhummeln angesiedelt. Eine Königin fliegt in den dunkelbraunen Kasten (Kasten 4), eine 2. in einen alten Hornissenkasten, der neben dem ausgemusterten hellgrünen Kasten (Kasten ALT) mit den Wiesenhummeln steht. Darin befindet sich Papier einer Nesthülle eines alten, zerfallenen Wespennestes, was der Hummel hier scheinbar als Nistmaterial dient.

 

Momentan steht der Raps in voller Blüte...

 

Hummelstand mit den Kästen 1-5 (von links nach rechts)

 

Die übrigen Kästen - überdacht Hornissen-/Wespenkasten und danaben mit Blumentopf der Kasten ALT mit den Wiesenhummeln...

 

Blick in den Kasten 5 mit dem Baumhummelnestchen - links die Königin, rechts die Brutwabe mit der ersten Arbeiterin...

 

Auch die Anfangswabe der Wiesenhummel im Schweglerkasten (Kasten 1) beinhaltet bereits Puppen...

 

Im hellgrünen Kasten (Kasten ALT) ist ein schönes kleines Wiesenhummelnest entstanden...

 

Abendsonne hinter einem Rapsfeld - weiterhin herrscht gutes Flugwetter...


Weitere Stechereien mit Baumhummeln gab es zum Glück nicht mehr. Immerhin waren es letztes Jahr deutlich über 300 Baumhummel-Jungköniginnen und ich vermute schon, dass wenigstens ca. 50 durch den Winter gekommen sind. Damit scheinen viele der Königinnen auch woanders noch Nistplätze gefunden zu haben, nachdem doch viele auch im eigenen Garten zu beobachten waren.

 


09.05.2018Weitere Arbeiterinnen geschlüpft! Bei den beiden Wiesenhummelnestern und der kleinen Baumhummelkolonie geht es voran. Mittlerweile sind auch bei der Wiesenhummel im Schweglerkasten (Kasten 1) Arbeiterinnen vorhanden, welche bereits fleißig ein- und ausfliegen. Bei den Baumhummeln (Kasten 5) haben nun auch die Arbeiterinnen das Nektar- und Pollensammeln komplett übernommen. Die Königin bleibt von nun an im sicheren Nest. Bei den Wiesenhummeln im ausgemusterten Kasten (Kasten ALT) ist mittlerweile die 2. Generation geschlüft und etwa 15-20 Arbeiterinnen gehören dem Nest an. Allerdings habe ich hier erneut eine Waldkuckuckshummel im Nest entdeckt. Auch diesmal habe ich sie wieder entfernt und in einigen Kilometern Entfernung freigelassen. Die Wiesenhummelkönigin war weiterhin am Leben (zum Glück) und kann nun ihr Nest wieder regieren und so weiter für eigenen Nachwuchs sorgen. Die Ackerhummelkönigin im Wespen-/ Hornissenkasten konnte ich ebenfalls bei Ausflügen beobachten. Nur die Ackerhummelkönigin im braunen Kasten (Kasten 4) habe ich heute nicht gesehen. Bleibt zu hoffen, dass dort noch alles ok ist. 

 

Blick auf den Hummelstand - der benachbarte Rhododendron steht kurz vor der Blüte...

 

Seit vielen Tagen blüht bereits der Flieder - der wichtige Schattenspender für den Hummelstand...

 

Bei den Wiesenhummeln im Schweglerkasten (Kasten 1) ist nun auch Nachwuchs da - unten die größere Königin...

 

Blick in das kleine Baumhummelnest in Kasten 5 (vorne ist die Königin zu sehen)...

 

Das am weitesten entwickelte Nest: Wiesenhummeln im Kasten ALT mit Arbeiterinnen der 2. Generation (= insgesamt 15-20 Tiere)...

 

Hier waren bereits zwei Waldkuckuckshummeln im Nest, welche ich beide entfernt habe. Die Wiesenhummelkönigin ist aber immer noch fit und regiert auch weiterhin ihr Nest...

 


19.05.2018: Die Entwicklung der Hummelvölker geht gut voran. Die Baumhummeln (hellbrauner Kasten 5)  bilden bereits ein schönes Völkchen aus 25-30 Tieren. Auch gibt es bereits Wächterinnen, welche bei Störungen rasch auffliegen. Auffallend ist, dass trotz der recht dunkel gefärbten Königin die Arbeiterinnen alle einen schönen rehbraunen Thorax aufweisen. Die Wiesenhummeln verhalten sich bei Nestkontrollen weitaus ruhiger. Beim Wiesenhummelnest im Schweglerkasten (Kasten 1) schlüpft derzeit die 2. Generation an Arbeiterinnen und etwa 15-20 Tiere sind vorhanden. Zudem scheint es bereits erste Kokons von neuen Königinnen zu geben. Bei dem Wiesenhummelnest im alten Kasten (hellgrün, Kasten ALT) sind es bereits etwa 40 Arbeiterinnen und es gibt schon etwa 50 Kokons von neuen Jungköniginnen im Nest. Bisher habe ich keine Kuckucksbrut gesehen, sodass der Besuch zweier Waldkuckuckshummeln nach deren Entfernung wohl ohne "Folgen" verläuft. Die Ackerhummelkönigin im dunkelbraunen Kasten (Kasten 4) ist leider ausgefallen. Die Ackerhummelkönigin im Hornissenkasten hat dagegen auch erste Arbeiterinnen. Hier habe ich etwas Nistwolle mit um das sehr instabil in zerfallenem Wespenpapier eingebaute Nest gelegt, damit die weitere Nestentwicklung "besser" verläuft und eine ordentliche Nesthülle realisiert werden kann.

 

Blick auf den Hummelstand...

 

Der Rhododendron steht in voller Blüte und bietet damit eine sehr gute Trachtquelle insbesondere für Hummeln...

 

Hier eine Baumhummelarbeiterin beim Blütenbesuch...

 

Blick in das Baumhummelnest (Kasten 5) - links oben krabbelt die größere Königin...

 

Während die Königin einen recht dunklen Thorax besitzt, sind alle Arbeiterinnen diesmal interessanterweise deutlich heller gefärbt...

 

Die Wiesenhummeln im Schweglerkasten (Kasten 1) - in der Mitte die Königin...

 

Das bisher weiteste Nest: die Wiesenhummeln im alten Kasten (Kasten ALT) mit bereits viel Geschlechtstierbrut; oben rechts die brütende Königin...

 


28.05.2018: Jungköniginnen und Drohnen bei den Wiesenhummeln! Weiterhin herrscht warmes und oft flugfreundliches Wetter. Bei den Baumhummeln (Kasten 5) bewohnen nun ca. 50 Arbeiterinnen das gut bewachte Nest. Die Eingangsröhre wurde deutlich mit Nistmaterial verengt und wird permanent durch mindestens eine Abeiterin bewacht. Im Nest war auch alles in Ordnung und die Königin war auf ihren zahlreichen Brutwaben zu sehen. Insgesamt 70-90 Arbeiterinnen werden binnen 7-8 Tagen noch dazu kommen. Im Nest finden sich zudem die ersten ca. 40 großen Larven neuer Königinnen. Das Volk steuert also auf seinen Höhepunkt zu - und das merkt man auch bei der Verteidigungsbereitschaft während der Nestkontrolle. Die im Vergleich dazu stets sehr friedlichen Wiesenhummeln sind entwicklungstechnisch schon etwas weiter. Hier gibt es im Schweglerkasten (Kasten 1) ca. 50 Kokons neuer Königinnen und erste Jungköniginnen krabbeln bereits im Nest umher. Betreut wird das Nest von etwa 30 Arbeiterinnen. Das Volk im alten Kasten (Kasten ALT) baut sogar bereits wieder ab. Hier befinden sich derzeit viele Jungköniginnen und Drohnen im Nest - weitere werden in den kommenden Tagen noch dazukommen. Die Volkstärke bezüglich der Arbeiterinnen nimmt aber - wie angesprochen - schon wieder ab. Die Ackerhummelkönigin im Hornissenkasten hat nun ca. 10 Arbeiterinnen und es geht hier - ackerhummeltypisch etwas langsamer - weiter bergauf. Aufgrund der anhaltenden warmen Temperaturen und insbesondere der recht hohen Nachttemperaturen habe ich heute die Wiesenhummeln im Schwelgerkasten (Kasten 1) und die Baumhummeln im Kasten 5 vorbeugend mit Bacillus thuringiensis behandelt. Dieses Bakterium ist bei richtiger Handhabung für die Hummeln und die Brut ungefährlich, tötet aber eingedrungene oder aus abgelegten Eiern geschlüpfte Wachsmottenlarven im Nest. Auf diese Weise kann das Volk recht gut vor diesem gefährlichen Gegner geschützt werden. Das Wiesenhummelvolk im alten Kasten habe ich nicht mehr behandelt, da hier der Höhepunkt bereits überschritten wurde und durch Wachsmotten kein erheblicher Schaden mehr zu erwarten wäre.

 

Der Hummelstand wächst immer mehr zu und die Pflanzen spenden wichtigen Schatten an diesen warmen Tagen...

 

Blick ist das gut gewachsene Baumhummelnest im hellbraunen Kasten 5...

 

In der Mitte ist die deutlich größere, dunkle Baumhummel-Königin zu sehen; weiterhin gibt es die ersten deutlich größeren Larven neuer Königinnen im Nest...

 

Das durch die Baumhummeln verengte Flugloch wird gut bewacht!

 

Das Wiesenhummelnest im Schweglerkasten (Kasten 1) - hier gibt es erste Jungköniginnen und viel Königinnenbrut...

 

Das Wiesenhummelvolk im alten Kasten (Kasten ALT) hat seinen Höhepunkt bereits überschritten und baut langsam ab...

 

Momentan befinden sich hier zahlreiche Geschlechtstiere im Nest...

 

Das kleine Ackerhummelnest im Hornissenkasten...

 


05.06.2018: Weiterhin Jungköniginnen und Drohnen bei den Wiesenhummeln + Brachicoma devia bei allen Nestern nachgewiesen! Auch die letzte Woche war wieder warm bis heiß und teils gewittrig. Es liegt ein sehr warmer April und Mail hinter uns, und damit ein rekordverdächtiges Frühjahr. Das hat aber nicht nur Vorteile. Brachicoma devia, eine Fliegenart, welche die Brut von Hummel parasitiert und normalerweise erst im Juli auftritt, ist dieses Jahr bereits seit Mai aktiv und macht Probleme. Alle Völker sind mittlerweile betroffen. Die Wiesenhummeln im alten Kasten haben durchaus einen nennenswerten Brutausfall dadurch erlitten. Das Volk ist mittlerweile mit seiner Entwicklung aber weitgehend durch und letzte Jungköniginnen und Drohnen sind im Nest, die von den allerletzten Arbeiterinnen versorgt werden. Auch Jungköniginnen bringen hier noch Nektar mit. Aus allerletzten intakten Brutwaben schlüpfen derzeit noch die letzten Geschlechtstiere. Weiterhin sind hier mittlerweile Wachsmotten im Nest. Da das Volk aber ohnehin binnen weniger Tage durch sein wird, habe ich keine Behandlung mehr durchgeführt. Dafür gab es eine Runde Zuckerwasser, um den letzten Tieren noch den Abflug zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es hier durch die schlechte Nesthygiene viele Milben, sodass auch einige Jungköniginnen stark befallen sind. Dieses Phänomen tritt bei allen Hummelvölkern am Ende der Entwicklung zunehmend auf und die letzten Geschlechtstiere haben es meist schwerer, noch erfolgreich abfliegen zu können. Das 2. etwas spätere Wiesenhummelnest (Kasten 1) wird gerade von vielen Geschlechtstieren, vorrangig Jungköniginnen bewohnt. Arbeiterinnen sieht man deutlich weniger als noch vor einigen Tagen, was aber auch daran liegt, dass diese nun permanent unterwegs sind, um Nahrung heranzuschaffen. Bei Wiesenhummeln werden oft vergleichsweise wenige Arbeiterinnen vor der Produktion der Geschlechtstiere herangezogen, die dann - im Vergleich zu anderen Arten - fast alle im Außendienst Nahrung heranschaffen müssen, wenn dann die Geschlechtstiere da sind. Immerhin fliegen bei diesem Nest derzeit viele Jungköniginnen, ein schöner Anblick. Bei diesem Volk ist der Ausfall durch Brachicoma devia am geringsten und nur einige der letzten Brutwaben waren betroffen. Es gibt also hier keinen nennenswerten Schaden. Ich vermute, dass bei beiden Wiesenhummelvölkern jeweils etwa 40-50 (ggf. auch mehr) Jungköniginnen geschlüpft sind/ insgesamt schlüpfen werden. Davon sollten hoffentlich mindestens jeweils 30 erfolgreich den Weg in die Winterquartiere schaffen. Drohnen haben beide Völker insgesamt weniger produziert.

 

Blick auf den Hummelstand...

 

Im Garten fliegen derzeit viele Jungköniginnen und Drohnen der Wiesenhummel umher...

 

Sie kommen unter anderem aus dem Nest im Schweglerkasten (Kasten 1), wo gerade zahlreiche Geschlechtstiere im Nest vorhanden sind...

 

Neben den deutlich auffallenden, größeren Jungköniginnen unterscheiden sich die kleineren Drohnen von den Arbeiterinnen durch einen gelberen Kopfbereich...

 

Im Wiesenhummelnest im alten Kasten (Kasten ALT) sind noch letzte Geschlechtstiere vorhanden - das Nest ist von Brachicoma devia und Wachsmotten befallen...

 

Bei den Baumhummeln (Kasten 5) bewohnen mittlerweile ca. 100-130 Arbeiterinnen das Nest und auch die Altkönigin ist noch am Leben. Allerdings sind hier viele Kokons der Brachicoma devia zum Opfer gefallen. Aktuell haben sich "nur" 25-30 Königinnenkokons weiterentwickelt und gerade neuere Brut ist betroffen. Beim Öffnen des Nestes kam mir auch ein Weibchen von Brachicoma devia entgegen, die ich sofort mit einem Schlag erwischen konnte. Trotz vieler Wächterinnen am verengten Eingang schaffen es einzelne Fliegen irgendwie in das Nest. Normalerweise sind Baumhummeln kaum betroffen, weil die Fliege erst später auftritt (diesmal durch die Wärme aber viel eher) und die Tiere auch wachsamer sind. Wobei Wachsamkeit alleine nicht immer hilft. Das habe ich auch bei dem erschlagenen Weibchen von Brachicoma devia gemerkt. Immerhin hatte diese wohl noch keine bzw. nicht alle Larven abgelegt (diese Art legt keine Eier, sondern bringt bereits lebende Brut hervor), denn aus dem toten und in einer kleinen Kiste verstauten Insekt krochen kurz darauf mind. 80 kleine Maden. Diese waren sehr agil und für Stunden aktiv in dem Gefäß unterwegs. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass selbst im Fall, dass die Hummeln die Fliege töten, die Nachkommen nachfolgend aus dem toten Tier herauskriechen und zum Nest gelangen können. Selbst eine Brutablage am Nesteingang ist denkbar. Die Larven können nachfolgend selbstständig kleinere Distanzen mühelos überwinden. Gerade der kurze Laufgang der meisten Hummelkästen stellt kein wirkliches Hindernis dar. Ich bezweifle allerdings, dass die Maden das Nest wahrnehmen können. In der Kiste mit den Maden und dem toten Weibchen von Brachicoma devia war noch etwas Wachs. Zwar haben sich dort ein paar mehr Maden eingefunden, aber der Rest war "schön" im Gefäß verteilt. Folglich sollten die Maden also nur in unmittelbarer Nähe Wachs und Hummelbrut wahrnehmen können. Das ist wohl auch der Grund, warum die Fliegenweibchen schon bestrebt sind, so nah wie möglich an das Nest oder die Hummellarven heranzukommen, da dann mehr Maden die Hummellarven parasitieren können. Gegen eine aktive Wahrnehmung der Nestes spricht auch der Fakt, dass meist nicht alle Larven eines Hummelnestes betroffen sind und es oft auch ein Teil der Hummelbrut schafft. Bei aktiver Geruchswahrnehmung wären Totalausfälle bei dem häufigen Auftreten der Fliegen und der hohen Zahl an Nachkommen weit wahrscheinlicher und häufiger. Ich möchte aber mit meinen Beobachtungen darauf hinweisen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Fliegenmaden auch anderweitig ins Nest kommen können, falls das Weibchen stirbt oder nicht an den Wächterinnen vorbei kommt. Bei den Baumhummeln bleibt nun zu hoffen, dass es noch ausreichend Brut schafft, sich erfolgreich zu entwickeln. Aktuell gibt es viele neue Eigelege und kleinere Larvenbündel sowie sehr viele Vorräte im Nest. Es besteht also weiterhin Hoffnung auf zumindest einen zufriedenstellenden Saisonabschluss bei diesem Nest - trotz der Probleme durch diese Fliege.

 

Blick in das sehr aktive Baumhummelnest, welches derzeit bzgl. der Arbeiterinnenanzahl seinen Höhepunkt erreicht hat...

 

Trotz intensiver Bewachung des Nesteinganges gibt es hier einige Probleme mit Brachicoma devia, was zu Brutausfällen führt!

 


 

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