Tagebuch 2007
Nach einem eher milden und schneearmen Winter, der von vielen, teils auch schweren Stürmen geprägt war, setzte sich bereits im März sonniges Frühlingwetter durch, welches nur kurzzeitig von Kaltlufteinbrüchen unterbrochen wurde. Bereits Mitte März, also so früh wie bisher noch nie hier oben im Gebirge, konnte ich die ersten Hummelköniginnen beobachten. Es wurde also Zeit, ein neues Hummeltagebuch zu beginnen...
Der Frühling hält früher als sonst Einzug...
16. März 2007: Heute habe ich das schöne Wetter genutzt, um die Hummelnistkästen vorzubereiten und aufzustellen. Neben den ersten Erdhummeln drehen auch Wiesenhummeln ihre Kreise durch den Garten...
Aufgestellte Hummelnistkästen, bei dem Schweglerkasten wurde als besserer Eingangskontrast (förderlich für eventuelle Selbstansiedlung) abgestorbenes Gras hinzugefügt...
29. März 2007: So früh wie noch nie kann ich die ersten Ansiedlungen vermelden. Gleich 2 Wiesenhummeln haben je einen der beiden selbstgebauten Nistkästen bezogen (Selbstansiedlungen). Bei der 2. Ansiedlung und bei dem folgenden Orientierungsflug war ich live dabei. Auffallend war, dass die Wiesenhummelkönigin gar nicht wirklich auf Nestsuche gewesen ist, sondern eher rein zufällig bei der Nahrungssuche über die Nistkästen "gestolpert" war und dabei gleich mal reingeschaut hatte. Auch sonst sind bisher nur wenige nestsuchende Hummelköniginnen zu sehen.
Einflug der erstangesiedelten Wiesenhummelkönigin in Nistkasten 2
31. März 2007: Verlust der Wiesenhummel aus Kasten 2 ?! Leider ist schon jetzt die erstangesiedelte Wiesenhummel verloren gegangen, nachdem sie gestern noch sehr frequent unterwegs war. Zumindest waren heute keine Ausflüge mehr feststellbar gewesen. Der Wiesenhummel aus Kasten 3 geht es weiterhin gut. Allerdings wurde der verwaiste Nistkasten von einer Dunklen Erdhummel in Beschlag genommen. Nach einem sehr intensiven Orientierungsflug zeigte sie aber ein eigenartiges Verhalten. Sie flog im Garten umher, setzte sich an diversen Stellen nieder und putzte sich intensiv. Anschließend flog sie wieder in den Nistkasten und untersuchte diesen erneut, um wenig später wieder mit einem Orientierungsflug abzuheben und die gleiche Prozedur erneut beginnen zu lassen. Auch der bisher unbesiedelte Schweglerkasten konnte heute aktiv von einer Hellen Erdhummel besiedelt werden. Diese blieb fast 30 Minuten im Nistkasten, ab und an krabbelte sie in den Eingangsbereich, kehrte dann aber wieder um und verschwand erneut im Kasten. Später hob sie dann mit einem intensiven Orientierungsflug ab. Eine Rückkehr habe ich zwar nicht beobachtet (da ich nicht ständig im Garten war), allerdings wurde das Gras im Eingangsbereich verschoben, sodass ich von einer erfolgreichen Besiedlung ausgehen kann. Diese wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen noch vollends bestätigen.
Orientierungsflug der Hellen Erdhummelkönigin
1. April 2007: Okkupation durch Steinhummel! In den Schweglernistkasten, in welchem ich gestern die Helle Erdhummel angesiedelt hatte, flog heute voller Verwunderung eine Steinhummel zielstrebig ein. Von der Hellen Erdhummel ist keine Spur mehr zu sehen. Anscheinend hatte sich heute oder gestern im Tagesverlauf noch eine Steinhummel ansiedeln und den Nistkasten für sich gewinnen können. Ich konnte die Steinhummelkönigin heute noch mehrfach ein- und ausfliegen sehen. Die Dunkle Erdhummel aus Kasten 2 hat indes mit dem Eintragen von Pollen begonnen. Es handelt sich bei ihr um ein sehr großes und kräftiges Exemplar. Hoffen wir, dass ihr in den kommenden Wochen nichts zustößt. Auch die Wiesenhummelkönigin aus dem Nistkasten 3 trägt fleißig Nektar und Pollen in das Nest ein.
links: Einflug der Dunklen Erdhummel mit Pollen; rechts: Einflug der Steinhummel in den Schweglerkasten
6. April 2007: Trotz sehr kühlem Wetter mit nächtlichem Frost geht es den Hummeln weiterhin gut. Die Dunkle Erdhummel betreut sicherlich schon seit einigen Tagen ihr erstes Gelege, denn man sieht sie nur noch selten ein- und ausfliegen. Ein Sammelflug dauert etwa 30 Minuten. Zudem wird viel Nektar gesammelt, um den Vorrat nach den kalten Brutnächten wieder aufzustocken. Die Wiesenhummelkönigin aus Kasten 3 konnte ich heute ebenfalls mal wieder beobachten. Auch hier müssten Eier, eventuell auch schon erste Larven vorhanden sein. Zudem fliegt auch die wärmeliebendere Steinhummelkönigin trotz kühlem Wetter gelegentlich zu einigen Sammelflügen aus, also auch hier scheint alles gut zu laufen.
22. April 2007: Viele erfolgreiche Okkupationsversuche, auch bei den Erdhummelkolonie! Nachdem die Wiesenhummelkönigin (Kasten 3) die kalten Temperaturen am Monatsanfang nicht überstanden hatte, wurde dieser Kasten ein wenig später von einer Baumhummel besiedelt. Auch ein umgebauter Hornissenkasten, den ich ebenfalls für 1-2 potentielle Hummelkolonien hergerichtet habe, wurde am 13. April von einer Baumhummel besiedelt. Doch in den letzten Tagen gab es zunehmend Okkupationsversuche von anderen nestsuchenden Königinnen. So wurde am 20. April die Baumhummelkolonie im umstrukturierten Hornissenkasten von einer Steinhummelkönigin übernommen, die ursprüngliche Baumhummelkönigin kurzerhand abgestochen. Heute, am 22. April, gab es gleich 2 Okkupationen. Erst wurde die Baumhummel aus Kasten 3 Opfer einer Steinhummel. Bei der Dunklen Erdhummel konnte ich in den letzten Tagen mehrfach beobachten, wie 2 andere Hummelköniginnen, eine weitere große Dunkle Erdhummel und eine kleinere Erdhummel (vermutlich auch Dunkle Erdhummel), sehr gezielt den Kasten 2 anflogen und in ihn hineinkrabbelten. Anscheinend überprüften diese das Nest immer wieder auf dessen Entwicklungsstand. Heute aber konnte ich beim Vorbeilaufen am Nistkasten lauten Summen wahrnehmen. Vor dem Nest fand ich die beiden fremden Hummeln verkeilt ineinander. Anscheinend wollten nun, kurz vor dem Schupf der ersten Arbeiterinnen, beide die Kolonie übernehmen. Die größere Erdhummel wurde dabei zu meiner Verwunderung von der kleineren Rivalin erstochen. Kurz darauf flog diese davon. Meine ursprüngliche Erdhummel dagegen flog ungestört weiter Pollen und Nektar ein. Als ich wenig später aber wieder nach dem Kasten sah, fand ich eine matte Dunkle Erdhummel vor dem Kasten. Sie flog schwerfällig davon, als ich mich ihr näherte. Es war wohl meine ursprüngliche Nestgründerin, die nun von der kleineren Erdhummel, welche bereits die andere große Dunkle Erdhummelkönigin auf dem Gewissen hatte, hinausgejagt wurde. Bei einer vorsichtigen Nestkontrolle fand ich die kleinere, aber sehr aktive Erdhummel auf den Brutwaben. Sie hatte also das Nest übernommen. Die Steinhummel aus dem Schweglerkasten fliegt dagegen weiterhin ungestört ein und aus. Bisher blieben dort Okkupationen aus. Die Eiablage erfolgte bei dieser Kolonie allerdings erst recht spät (Ansiedlung am 1. April, Eiablage erst am 14.4.07!). Grund war wohl hier die kalte Witterung zum Monatsbeginn (Steinhummeln sind ja etwas wärmeliebender als beispielsweise Erdhummeln). Auffallend ist übrigens die hohe Anzahl an Hummelköniginnen in diesem Jahr, vor allem die Steinhummeln sind sehr häufig zu sehen.
Damit habe ich jetzt 3 mal Steinhummel und weiterhin 1 mal Erdhummel (vermutlich weiterhin Bombus terrestris).
Blick auf den Niststandort, der mitterweile das Interesse zahlreiche Hummelköniginnen geweckt hat
rechts im Bild der als Hummelbehausung dienende Hornissenkasten
Gleichzeitig stehen derzeit die Obstbäume in voller Blüte und bieten den Hummelköniginnen reichhaltige Nahrungsquellen.
blühende Obstbäume und nahrungssuchende Hummelköniginnen, hier Baumhummel (links) und Erdhummel (rechts)
28. April 2007: Nachwuchs bei der Erdhummelkolonie! Die ersten jungen Arbeiterinnen konnte ich heute bei der Erdhummel beobachten. Anscheinend ist schon seit einigen Tagen Nachwuchs vorhanden, aber aus zeitlichen Gründen konnte ich erst heute nachschauen. Insgesamt 7 Arbeiterinnen unterstützen die Königin. Diese fliegt mittlerweile nicht mehr aus, 3-4 Arbeiterinnen haben die Sammeltätigkeit komplett übernommen und tragen eifrig große Mengen Nektar und Pollen in das Nest.
Neststandort
Auch den anderen 3 Steinhummelköniginnen geht es weiterhin gut. Bei der Steinhummelkönigin aus dem Schweglernistkasten sind mittlerweile Kokons vorhanden. Hier dürfte in etwa einer Woche Nachwuchs eintreffen. Die beiden anderen Steinhummeln bebrüten beide noch jeweils ein größeres Larvenknäul.
Foto vom Steinhummelnest im Schweglerkasten, im Vordergrund der große Honigtopf, dahinter die Bruthöhle mit Kokons und neuen Eiern (Foto wurde während eines Sammelfluges der Nestgründerin gemacht)
Hier gehts zum 2. Teil des Tagebuches...
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