Tagebuch 2006
Erneut war der vergangene Winter sehr langanhaltend und schneereich. Erst Mitte März taute die meterhohe Schneedecke langsam ab, Schneereste gab es jedoch noch bis weit in den April hinein. Da sich aber langsam der Frühling durchsetzte, wurde es Zeit, ein neues Hummeltagebuch zu beginnen...
Krokusse und Lungenkraut beginnen zu blühen
Anfang April: Die ersten Hummelköniginnen konnten in den letzten Tagen beobachtet werden. Allerdings halten sich blühende und nektarspendende Trachten in Grenzen, was wiederum dazu führt, dass insgesamt nur wenige Hummeln trotz mildem, sonnigem Wetter unterwegs sind.
22. April 2006: Recht spät habe ich dieses Jahr die Hummelnistkästen aufgestellt. Da sich aber aufgrund des langen Winters bisher nur wenige Hummelköniginnen zeigten, habe ich noch nicht wirklich viel verpasst. Ich hoffe ja auch weiterhin auf einige Rückkehrer von meinem Steinhummelvolk vom Vorjahr, sodass ich vorerst nicht alle Kästen besiedeln werde.
aufgestellte Nistkästen
29. April 2006: Kurzer Wintereinbruch! Heute morgen staunte ich nicht schlecht, als ich beim Blick aus dem Fenster kräftigen Schneefall erblickte. Nach einigen Stunden Schneefall konnte sich sogar eine 5 cm dicke Neuschneedecke ausbilden. Die kalte Witterung ist für die ersten Nestgründungen sicherlich sehr problematisch.
Wintereinbruch
1. Mai 2006: Selbstbesiedlung! Eine Wiesenhummel hat den Schweglerkasten angenommen. Anscheinend ist sie irgendwann im Verlaufe der vorigen Woche in den Nistkasten "eingezogen". Da ich eine Selbstbesiedlung beim Schweglerkasten im Vergleich zu meinen beiden selbstgebauten Kästen nur recht selten beobachtet habe und es allgemein dieses Jahr kaum Wiesenhummeln zu geben scheint, vermute ich, dass es sich um eine Rückkehrerin meines schwachen Wiesenhummelvolkes vom Vorjahr handelt. Die Königin ist zudem recht klein und ähnelt von der Größe her eher einer Arbeiterin. Dennoch trägt sie bereits Pollen ins Nest ein, wobei mittlerweile wieder frühlingshafte Temperaturen vorherrschen und der Schnee der letzten Tage geschmolzen ist.
6. Mai 2006: Eine weitere Selbstbesiedlung hat stattgefunden. Eine Baumhummel hat sich in einen Vogelkasten in der Nähe meiner Hummelnistkästen niedergelassen und trägt bereits fleißig Nektar und Pollen ein. Zudem gelang mir heute die Besiedlung des ersten selbstgebauten Nistkastens durch eine Ackerhummel. Nach ca. 10 Minuten kam sie wieder aus dem Kasten heraus und vollführte einen sehr intensiven Orientierungsflug. Nach 2 Stunden könnte ich ihre Rückkehr beobachten. Seltsamerweise gibt es dieses Jahr zwar jede Menge Ackerhummeln, aber kaum Baum-, Erd- und Steinhummeln. Von Letzteren habe ich bisher nur ein einziges Exemplar gesehen. Leider ist bisher auch keine Steinhummelkönigin zu mir zurückgekehrt.
7. Mai 2006: Baum-, Wiesen- und Ackerhummel sind fleißig unterwegs. Auch Nistkasten Nr. 3 ist anscheinend von selbst besiedelt wurden. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine weitere Wiesenhummel.
12. Mai 2006: Heute gelang mir eine Foto-Aufnahme von der Baumhummelkönigin bei der Rückkehr zum Nest. Zudem scheint es allen anderen angesiedelten Hummeln ebenfalls gut zu gehen, nur die Wiesenhummel aus Kasten 3 habe ich heute nicht zu Gesicht bekommen.
Einflug der Baumhummelkönigin in den Vogelkasten
24. Mai 2006: Erster Nachwuchs bei der Baumhummel - Tod der Wiesenhummel! Bei der Baumhummelkönigin hat sich erster Nachwuchs eingestellt. Ca. 5-6 Arbeiterinnen unterstützen nun die Königin, wobei ca. 3 Tiere auch Sammelflüge unternehmen. Dennoch ist auch die Königin gelegentlich selbst noch auf Nahrungssuche unterwegs. 2 Hummelarbeiterinnen halten unterdessen immer Wache am Eingang zur Nestkugel. Diese sind auch recht reizbar, wie ich es bei anderen Arten bisher bei solchen kleinen Kolonien noch nicht beobachtet habe.
Impressionen vom Baumhummelnest in dem Vogelkasten
Die Ackerhummel ist ebenfalls noch aktiv und fleißig mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt. Leider ist allerdings meine Wiesenhummel aus dem Schweglernistkasten verstorben. Beim Blick in das Nest fand ich neben einem Larvenknäuel einen leeren Honigtopf und die tote Königin. Zudem tummelten sich zahlreiche Ameisen im verlassenen Nest. Der Grund für das Versterben der allerdings auch sehr kleinen Königin ist unklar! Auch die Wiesenhummel aus dem 3. Nistkasten (Eigenbau) ist unterdessen wohl verschollen.
links: verstorbene Wiesenhummelkönigin auf der Anfangswabe; rechts: Einflug der Ackerhummelkönigin
2. Juni 2006: Nachwuchs bei den Ackerhummeln! Bei der heutigen Kontrolle des Ackerhummelnestes fand ich direkt oben auf der Polsterwolle eine tote Ackerhummelkönigin. Tragischerweise war es von der Größe und Färbung her wohl mein angesiedeltes Exemplar. Ich dachte schon an einen Misserfolg mit meinem Ackerhummelnest, zumal die vergangenen sehr kalten und nassen Tage derartige Ausfälle verbreitet bewirken können. Beim Öffnen des Nestchens, welches fast genau an der Oberfläche des Polsterwollenhaufens gebaut wurde, kamen mir einige Arbeiterinnen entgegen. Zudem fiel mir nun auch eine weitere, sehr große und kräftige Ackerhummelkönigin im Nest auf. Mir wurde klar, dass meine angesiedelte Hummelkönigin nicht Ofper der Witterung, sondern eines "Mordes" wurde. Eine andere, größere Ackerhummelkönigin hatte wohl meine angesiedelte Hummelkönigin erstochen und anschließend das Nest übernommen. Naja, wenigstens besitzen meine Ackerhummeln noch eine Königin, welche anscheinend auch sehr kräftig und gesund ist für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Kolonie. Von den 4 geschlüpften Arbeiterinnen (3 waren noch nicht geschlüpft) machten noch am selben Tag die 2 ältesten Arbeiterinnen einen umfangreichen Orientierungsflug. Nahrung wurde allerdings zu diesem Zeitpunkt fast nur von der Königin eingetragen, wobei diese nun sehr frequent ausflog, allerdings nur in unmittelbarer Nestnähe sammelte.
Impression aus dem Ackerhummelnest
Auch bei den Baumhummeln geht es weiter bergauf. Etwa 10 Arbeiterinnen beherbergt das kleine Nest in dem Vogelkasten. Einige Arbeiterinnen betätigen sich mittlerweile als Wächerinnen, wobei die Tiere dennoch auch direkt am Nest mit etwas behutsamen Vorgehen recht gut beobachtbar sind, was folgende Bilder auch zeigen:
rege An- und Abflüge
Blick in das Baumhummelnest
Auch die Königin gab sich die Ehre...
5. Juni 2006: Umsiedlung der Baumhummeln. Da Vogelnistkästen in der Regel keine optimale Nestentwicklung zulassen und auch die Bekämpfung von Parasiten nur erschwert möglich ist, habe ich mich entschlossen, die Baumhummeln aus dem Vogelkasten in einen meiner leeren Hummelkästen umzusetzen. Zwar waren die Arbeiterinnen von dieser Idee weniger begeistert, dennoch lief die Umsetzung sehr gut und schnell ab. Die einzige Schwierigkeit: Da ich das Nest nicht in eine völlig neue Umgebung gebracht habe, wo sich die Arbeiterinnen hätten komplett neu orientieren müssen, flogen einige der Arbeiterinnen in gewohnter Nestumgebung (zwischen Vogelkasten und neuer Niststätte lagen nur 2,5 m) immer wieder zum alten Nistplatz. Nach mehrmaligen Abfangen und Neueinsetzen in den Hummelkasten hatten sich aber auch die letzten Arbeiterinnen den neuen Nesteingang gemerkt, auch wenn es gelegentlich noch einzelne Schwierigkeiten gab. Nach 2 h steuerten aber alle Arbeiterinnen ohne Umwege den Nistkasten an. Folgend noch einige Aufnahmen vom freigelegten und umgesiedelten Baumhummelnest:
Baumhummelnest
Es ist aber anschließend noch darauf hinzuweisen, das derartige, heikle Umsiedlungen nicht ohne das nötige Fachwissen durchgeführt werden dürfen!
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