Die Lebensweise unserer Hummeln Hummeln stehen - aufgrund zahlreicher Bedrohungen und einem starken Rückgang der Arten - unter Naturschutz. Sie leben wie Honigbienen und die "echten" Wespen sozial, d.h. in einer Gesellschaft zusammen. Ein Hummelstaat existiert dabei, genau wie auch Staaten von Wespen und Hornissen, nur jeweils für ein Jahr - sie sterben also nach einem Zyklus im Herbst wieder ab und überwintern nur in wenigen Exemplaren, den Jungköniginnen. Die jungen überwinterten Weibchen (Königinnen) fliegen bei einigen Arten bereits sehr früh im Jahr, teils schon ab Anfang März. Zu diesen Arten gehören vor allem die kurzrüssligen Arten (Helle- und Dunkle Erdhummel, Baum- , Wiesenhummel). Später im Jahr, etwa ab Anfang April, erwachen auch die langrüssligen Arten (Acker- oder Gartenhummel). Doch wie läuft nun ein Hummeljahr ab? Alles beginnt mit den überwinterten Jungköniginnen. Nachdem sich die junge Königin durch Aufnahme von Blütennektar gestärkt hat, begibt sie sich auf Nistplatzsuche. Dabei fliegen viele Arten (Erdhummelarten, Steinhummeln, Gartenhummeln, Wiesenhummeln...) dicht über den Boden und untersuchen allerlei passende Stellen im Erdreich. Meist werden dabei alte Mäusenester gesucht. Andere Arten, wie Baumhummeln und teils auch Wiesenhummeln oder Steinhummeln, suchen auch nach oberirdischen Hohlräumen wie Baumhöhlen oder Vogelkästen.
links: erwachte Königin der Dunklen Erdhummel stärkt sich an den ersten Krokusblüten; rechts: Königin (Dunkle Erdhummel) auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz
Hat sich eine Königin für einen Nistplatz entschieden, prägt sie sich ihn durch kreisförmige intensive Orientierungsflüge ein. Nun kann sie den Platz genau wiederfinden, auch wenn es sich um ein Erdloch auf einer riesigen Wiese handelt. Schon bald darauf beginnt sie mit dem Nestbau. Als erstes zerbeißt sie das vorgefundene oder selbst herbeigeholte Material (Moos, feine Federn, feine Tierhaare, Heu, Stroh...) und vermischt es mit Honig, woraus sie eine Nestkugel formt. Nun sammelt sie etwas Pollen, welchen sie durch feine Härchen an ihren Hinterbeinen in das Nest einträgt, und plaziert diesen in der Nestkugel. Darauf legt sie nun die ersten Eier, welche anschließend mit Wachs umschlossen werden. Das Wachs schwitzt die Königin durch spezielle Drüsen am Hinterleib aus. Am Eingang baut sie schließlich noch ein ca. 1-2 cm großes Tönnchen aus Wachs. Dieses wird mit einem Nektarvorrat aufgefüllt, falls durch Kälteeinbrüche die Hummel nicht ausfliegen kann. Der Nektar wird dabei in einem speziellen Honigmagen gesammelt. Nun bebrütet die Königin ihr Eigelege und hält es dadurch warm. Nach 3-4 Tagen schlüpfen die ersten Larven, welche sich von dem Pollen ernähren, auf welchem sie quasi sitzen. Wenn die Larven größer werden, muss die Königin neuen Pollen herbeischaffen, um ihren Nachwuchs zu füttern. Nach 7-9 Tagen verpuppen sich die Larven in Kokons. Nun baut die Königin die Wachshülle wieder ab und nutzt das Wachs für neue Eigelege, welche sie auf die Kokons baut. Nach weiteren 7-10 Tagen - je nach Witterung und Art - schlüpfen die ersten Arbeiterinnen.
links: Anfangsnest einer Erdhummel (links ist der große Nektartopf zu sehen, rechts die Brutwaben); rechts: erste Arbeiterinnen bei einer jungen Wiesenhummelkolonie, vorn auf den Brutwaben sitzt die Königin
Die Arbeiterinnen unterstützen nun die Königin und nehmen ihr schließlich das Nektar- und Pollensammeln ab. Die Königin muss nun nicht mehr ausfliegen und widmet sich ganz dem Eierlegen. Durch die Arbeiterinnen unterstützt wächst der Staat nun rasch um mehrere hundert Individuen an. Dabei sind es anfangs ausnahmslos Arbeiterinnen, welche herangezogen werden. Zwischen Mai bis September, abhängig von den verschiedenen Arten, entwickeln sich schließlich auch Männchen und Jungköniginnen. Die Männchen stammen aus unbefruchteten Eiern, welche die Königin oder auch dominante Arbeiterinnen gelegt haben. Jungköniginnen entstehen, wenn die Larven in bestimmten Zeiträumen stärker gefüttert werden als sonst. Das Entstehen von Jungköniginnen wird oft hormonell durch die Königin im Staat gesteuert. Weiterhin beeinflussen auch Vorratshaltung und Alter der Kolonie die Anzucht von Jungköniginnen.
Blick in ein gut entwickeltes Baumhummelvolk - erste Geschlechtstiere werden bereits herangezogen (siehe große Kokons neuer Königinnen unten rechts); unten links ist die Altkönigin zu sehen...
Gerade mit dem Erscheinen der ersten Geschlechtstiere beginnt die Stimmung im Staat zunehmend zu kippen. Einige Arbeiterinnen - sogenannte Elitearbeiterinnen, welche in der Hierarchie im Nest mit ganz oben stehen - beginnen nun damit, in Konkurrenz zur Altkönigin zu treten. Diese Arbeiterinnen versuchen dabei, Eier die Königin zu fressen und eigene zu legen. Anfangs kann die Königin das ganz gut verhindern, aber mit zunehmenden Alter wird sie immer schwächer und verliert mehr und mehr ihr Fortpflanzungsmonopol. Oft verlässt sie irgendwann erschöpft das Nest oder wird von den dominanten Arbeiterinnen vertrieben oder gar erstochen. Die dominantesten Arbeiterinnen übernehmen in den letzten Wochen die Herrschaft im Nest und sorgen für zusätzlichen Drohnennachwuchs. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wo eine kräftige Königin bis zum Ende der Saison durchhält und eine sehr große Anzahl eigener Geschlechtstiere hervorbringen kann.
Der Höhepunkt der Hummelvölker - das Erscheinen der Geschlechtstiere: links: Jungköniginnen der Baumhummel fressen sich im Nest die Fettreserven für den Winter an; rechts: Jungkönigin der Dunklen Erdhummel...
Mit dem Erscheinen der Geschlechtstiere ist der Höhepunkt der Kolonie erreicht. Die Drohnen verlassen nach kurzer Zeit das Nest und kehren auch nicht mehr zurück. Sie suchen sich nun geeignete Stellen, an welchen sie auf paarungswillige Jungköniginnen warten. Die Jungköniginnen kehren nach dem ersten Ausflug noch einige Tage zum Nest zurück und fressen sich die für den Winter nötigen Fettreserven an. Bei den Ausflügen erfolgt neben der Verpaarung auch die Suche nach geeigneten Winterquartieren. Gelegentlich beteiligen sich gerade gegen Ende der Saison auch einzelne Jungköniginnen eine Zeit lang an der Nahrungsbeschaffung. Bald darauf nimmt nun aber die Zahl der Arbeiterinnen ab und langsam geht das Nest zugrunde. Wächterinnen, welche gerade bei den kurzrüsseligen Arten in den letzten Wochen den Eingang zum Nest bewacht haben, gibt es nun auch nicht mehr. Oft gelingt es nun auch Wachsmotten in das Nest vorzudringen, was den Niedergang noch beschleunigt (siehe Gefahren). Je nach Art endet so die Saison früher oder später - bei den Wiesenhummeln oft schon im Laufe des Monats Juli, bei den Ackerhummeln spätestens im November. Die Jungköniginnen graben sich im Hinblick auf den herannahenden Winter einige Zentimeter tief im Boden ein. Dort überwintern sie anschließend und erwachen im kommenden Frühjahr, um den Kreislauf fortzusetzen. Allerdings überleben viele der überwinternden Jungköniginnen den Winter nicht und werden Opfer von Vögeln, Mäusen oder zahlreichen Parasiten. Letzteres ist insbesondere in sehr milden und feuchten Wintern ein Problem.
Mehr dazu: Detailliertere Aufzeichnungen zur Entwicklung verschiedener Hummelvölker - ausgestaltet mit zahlreichen Bildern - gibt es in den Tagebüchern zu finden. Es lohnt sich, dort mal reinzuschauen.
2.Verhalten
Hummeln sind friedvolle Geschöpfe, wenn man sie nicht provoziert (Zerstörung des Nestes, Festhalten einer Hummel). Wird man von einer Hummel gestochen, ist dieser Stich nicht schmerzhafter und gefährlicher als ein Wespen- oder Bienenstich. Aufpassen müssen allerdings Allergiker, da hier das Immunsystem überreagiert und ein Stich - wie auch ein Stich einer Biene oder Wespe - lebensgefährlich werden kann. Allergien (sollten diese nicht vorher bekannt sein) äußern sich durch rasch einsetzende Herz-Kreislaufprobleme, teils Atembeschwerden oder starke Schwellungen/ Ausschlag weit außerhalb der Einstichstelle. Meist treten diese Probleme binnen weniger Minuten auf. Allergische Reaktionen treten meist beim 2. Stich einer Hummel, Wespe, Biene oder Hornisse auf, während der 1. Stich zur Sensibilisierung gegenüber einer/mehrerer Giftkomponenten führt. Kreislauf- und Atemprobleme sind stets als Notfall zu behandeln!
Insgesamt gesehen scheint die Aggression bei den kurzrüssligen Arten verbreiteter zu sein als bei den Längrüsslern. So verhält sich die Baumhummel in unmittelbarer Nestnähe manchmal recht reizbar. Auch Erdhummeln können vor allem während des Entwicklungshöhepunktes am Nest verteidigungsbereiter sein (bei Nistkastenkontrollen usw.). Viele langrüsslige Arten wie die Ackerhummel sind dagegen oft sehr friedlich und zeigen selbst direkt am Nest kaum ein nennenswertes Verteidigungsverhalten. Auch die kurzrüsslige Wiesenhummel verhält sich selbst bei Störungen sehr friedlich. Stechen können übrigens nur die Weibchen, während die Drohnen zwar Stechbewegungen ausführen, aber selbst über keinen Stachel verfügen.
Während Bienen beim Stich von Menschen und Tieren sterben, tun dies Hummeln nicht. Zwar besitzt auch der Stachel einer Hummel (wie der Stachel einer Honigbiene) viele kleine Widerhaken, doch Hummeln haben eine sehr kräftige Stechmuskulatur, sodass es ihnen gelingt, den Stachel wieder aus der Wunde eines Warmblüters herauszuziehen. Dadurch wird auch nicht - wie bei Bienen - die weiterhin giftpumpende Giftblase mit herausgerissen. Folglich ist die bei Hummeln abgegebene Giftmenge sogar deutlich kleiner als bei Honigbienen.
Außerhalb vom Nest sind Hummeln keineswegs stechlustig. Drohnen besitzen zudem überhaupt keinen Stachel - hier ein Ackerhummel- und ein Waldhummeldrohn...
Eine Hummel sammelt im Vergleich zu einer Honigbiene die 12-fache Menge an Pollen und Nektar! Weiterhin fliegen Hummeln auch noch bei kalten Temperaturen - wenn Bienen schon ihre Sammeltouren eingestellt haben. Arbeiterinnen können bei einigen Arten schon ab 4-5 °C fliegen - Königinnen sogar bei knapp unter 0°C und leichtem Schneefall. Damit können sie in kalten Frühjahren noch Bestäubungsleistungen erzielen, beispielsweise an Obstbäumen. Besonders kälteunempfindlich sind u.a. die Erdhummelarten, die Baumhummel und die Wiesenhummel.
Selbst bei Temperaturen um 0°C und dünner Schneedecke fliegen die Königinnen einiger Hummelarten noch aus...
Bei Hummeln gibt es zwei verschiedene Brutpflegetypen, einmal Pollenstorer und einmal Pocketmaker. Bei den Pollenstorer-Arten (z.Bsp. Erdhummeln, Steinhummel, Baumhummel, Wiesenhummel,...) wird der gesammelte Pollen in Wachsgefäßen oder leeren Kokons gelagert und die Larven werden von den Arbeiterinnen mit diesem Pollen quasi von "Mund-zu-Mund" gefüttert. Bei den Pocketmakern (z.Bsp. Ackerhummel oder Gartenhummel) wird der gesammelte Pollen in angebaute Taschen direkt an den Larvenwiegen eingelagert und dann unter die Larven geschoben. Die Larven werden so immer mit Pollen versorgt, aber nicht direkt durch die Arbeiterinnen einzeln gefüttert. Erst bei großen Larven und auch bei sehr kleinen, frisch geschlüpften Larven erfolgt teilweise auch hier die Fütterung direkt durch die Arbeiterinnen, wobei der Pollen dazu von den Arbeiterinnen aus den Pollentaschen entnommen wird. Bei den meisten Pocketmaker-Arten werden aber spätestens mit dem Erscheinen der Jungköniginnen oft auch einige leere Kokons oder Wachsgefäße mit Pollen befüllt. Aus diesen ernähren sich gern die Jungköniginnen, da diese ebenfalls auf proteinreiche Nahrung angewiesen sind. Übrigens: Bei der Nestgründung durch die Königin wird der Pollen bei beiden Brutpflegearten meist nur neben der ersten Brutwabe abgelegt und die Fütterung der Larven erfolgt direkt "Mund-zu-Mund" durch die Königin. Erst mit dem Erscheinen der Arbeiterinnen wird dann das Brutpflegeverhalten auf Pollenstorer oder Pocketmaker umgestellt. Nachfolgend zwei Bilder zur Verdeutlichung beider Brutpflegetypen:
links: Pollenstorer mit typischer Pollenbevorratung in leeren Kokons oder Wachsgefäßen; rechts: Pocketmaker mit typischen Pollentaschen, die sich direkt an den Larvenwiegen befinden - dort wird der Pollen eingebracht und unter die Larven geschoben
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