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03.10.2011: In den vergangenen Wochen sind bei oft spätsommerlichen Temperaturen bereits zahllose Jungköniginnen und Drohnen erfolgreich abgeflogen. Bei dem großen Nest im Hochstand war bisher das Verhältnis von beobachteten Jungköniginnen und Drohnen in etwa gleich, in der Woche vom 24.09.-01.10. dominierten allerdings zahlenmäßig die Jungköniginnen gegenüber den Drohnen im Nest. Mittlerweile scheint sich diese Entwicklung umzukehren, man sieht nun häufiger Drohnen als Jungköniginnen. Beim kleineren 2. Nest scheint es mittlerweile vorrangig Jungköniginnen zu geben, Drohnen sieht man hier seltener, nachdem zu Beginn der reproduktiven Phase eher Drohnen das Gesamtbild im Nest dominierten. Auch bei anderen Nestern in der Region sind mittlerweile zahlreiche Geschlechtstiere abgeflogen und es geht wieder bergab mit der Volkstärke. Dennoch bewohnen überall noch zahlreiche Geschlechtstiere die Nester, wie auch bei einem Nest in einem Baum im Gebiet Beierfeld, einige Kilometer vom bisher dokumentieren Populationsgebiet entfernt. Dort kann man von unten her in den Baum und damit auf das Nest blicken. Das Volk war nicht so stark wie die dokumentieren Kolonien in den Hochständen und brachte es Mitte September auf etwa 120 Flüge in 10 min. Seit dem 1.10. ist hier die Altkönigin alterbedingt verstorben. Dennoch ist auch dieses Nest voll mit Geschlechtstieren, zahlreiche Jungköniginnen und Drohnen haben schon erfolgreich das Nest verlassen. Unter dem Nest befinden sich auch tote Drohnen, welche versucht haben, Jungköniginnen vom Nest zur Verpaarung abzufangen. Oft gelingt dies den Drohnen nicht, da sie von den Arbeiterinnen entdeckt und nicht selten verletzt oder getötet werden.

 

sonniges, mildes Flugwetter

 

weiteres Hornissennest in einem Baum - hier das Haupteinflugloch

 

Blick von unten in den hohlen Baum - das Nest ist voll mit Geschlechtstieren

 

Jungkönigin

 

verletzter, nestfremder Drohn unter dem Nest

 


08.10.2011: Kaltlufteinbruch und "Fütterung der Raubtiere"! Das schöne Wetter im September und Anfang Oktober wurde durch eine Kaltfront am gestrigen Tag beendet. Schlagartig wurde es kälter und die Tageshöchstwerte lagen heute bei 5-7 °C, teils gab es kräftige Graupelschauer. Entsprechend wenig Aktivität war heute an den Nestern zu beobachten. Nur wenige Arbeiterinnen flogen aus, um Nahrung zu sammeln. Die Rückkehrerinnen waren durch die Kälte oft recht klamm und träge. Vor allem die Larven stellen in diesen Tagen für die Arbeiterinnen und für die Geschlechtstieren eine wichtige Nahrungsreserve dar, da diese - angeregt durch die Mandibeln der erwachsenen Tiere - einen protein- und kohlenhydratreichen Saft abgeben können und damit dem Volk über flugfeindliche Tage hinweghelfen können. Durch das Vorhandensein vieler Geschlechtstiere ist der Bedarf an Nahrung aber sehr hoch, sodass die Larven nicht selten derart geschwächt werden, dass einige Absterben und aus dem Nest geworfen werden. Allerdings haben die Larven eh keine Chance mehr auf eine erfolgreiche Entwicklung, sodass dieser Verlust für die Bilanz der Nester keine Rolle mehr spielt. Wichtig sind die geschlüpften Jungköniginnen und Drohnen sowie die Puppen, welche nun die volle Aufmerksamkeit der Arbeiterinnen fordern.

 

 

kaltes Schauerwetter

 

Die beiden großen Völker in den Hochständen habe ich heute aufgrund des angesprochenen Wetters zugefüttert, was auch dankend angenommen wurde. Die Arbeiterinnen stürzten sich regelrecht auf den angebotenen Bienenfutterteig. Zudem habe ich heute nochmal die Maße der Nester genauer bestimmt. Das große Nest (12 Etagen) hat eine Länge von ca. 70 cm und einen Durchmesser von 35 cm. Nest 2 (wahrscheinlich 9 Etagen) hat eine Länge von 58 cm, eine Breite von 45 cm und eine Tiefe von 30 cm. Bemerkenswerterweise war die Altkönigin in Nest 2 noch am Leben! Meist sterben die alten Königinnen bereits Ende September.

 

Das große Nest 1, unten auf dem Stativ die Schale mit Bienenfutterteig...

 

... welcher auch gut angenommen wurde...

 

Blick auf Nest 2

 

Auch hier herrscht noch rege Betriebsamkeit, oben sitzen 2 Jungköniginnen...

 

auch hier wird das Futter sehr gut angenommen

 


15.10.2011: Nach regnerischen, milderen Vortagen dominiert mittlerweile wieder Hochdruckwetter. Allerdings ist es weiterhin recht kalt, tags werden kaum 10 °C erreicht, in den Nächten herrscht nicht selten Frost. In den kommenden Tagen soll es noch etwas bergauf gegehen mit den Temperaturen, was weitere Abflüge von Geschlechtstieren unterstützt. Im großen Nest sieht man mittlerweile fast nur noch Drohnen, Jungköniginnen sind kaum noch zu beobachten. Weiterhin füttere ich an diesem Nest zu, um auch den letzten Geschlechtstieren noch den Abflug zu ermöglichen. Das 2. Nest beherbergt dagegen noch zahlreiche Jungköniginnen, allerdings wird es auch hier zusehends ruhiger.

 

schönes, aber eher kühles Herbstwetter

 

Nest 1 - Hornissendrohn fliegt ab

 

Fütterung bei Nest 1

 

auch bei Nest 2 wird es zusehends ruhiger

 


22.10.2011: Vor allem der 19. des Monats fiel mit 6 °C Tageshöchstwert wieder kälter aus, nachts gibt es weiterhin oft Frost. Trotz Nachtfrost erreichen mittlerweile die Tagestemperaturen wieder bis zu 10 °C, was den Abflug weiterer Geschlechtstiere erlaubt. Beim großen Nest 1 gibt es nur noch Drohnen neben etwa 60-70 Arbeiterinnen, Jungköniginnen sieht man nicht mehr. Einige Drohnen sitzen auch klamm vom nächtlichen Frost in der Kanzel, welche dann im Laufe des Tages langsam wieder vital werden und abfliegen. Die Flugrate lag heute bei 42 Flügen in 10 min von 14:20-14:30 Uhr MESZ. Gerade an sonnenbeschienenen Waldrändern sieht man immer noch Drohnen bei den Paarungsflügen. Diese letzten Drohnen kommen vor allem auch dem Nest 2 zu Gute, da dieses Volk weiterhin auch noch Jungköniginnen heranzieht.

 

weiterhin sonniges Oktoberwetter, wenngleich es in der Nacht oft Frost gibt

 

 

weiterhin verlassen Drohnen das Nest 1

 

Blick auf Nest 2


30.10.2011: Mildes, sonniges Oktoberwetter mit Temperaturen von 11-14 °C erlaubt noch letzte Verpaarungen, wobei heute keine Geschlechtstiere mehr am großen Nest 1 zu sehen waren. Eine Flugrate von 10-20 Flügen in 10 min ist noch zählbar, was auf etwa 30-40 Tiere hindeutet. Brut gibt es nicht mehr zu versorgen, die noch getätigten Ausflüge dienen nur der Selbstversorgung der Arbeiterinnen untereinander. Im Nest 2 gibt es noch allerletzte Geschlechtstiere. Die Versorgung dieser letzten Geschlechtstiere ist allerdings nicht mehr vollends gewährleistet, sodass nicht mehr alle Jungköniginnen ausreichend gefüttert werden. Neben dem Rückgang an Nahrungsquellen -also der Möglichkeit zur Aufnahme von Baumsäften, welche in Folge des Herbstes immer schwieriger zu finden sind - spielt auch der Rückgang an Arbeiterinnen diesbezüglich eine wichtige Rolle.

 

 

 

goldener Herbst

 

letzte Arbeiterinnen in Nest 1

 


05.11.2011:  Nest 1 ist verlassen! Bei der heuten Nestkontrolle war kein Flugbetrieb mehr beobachtbar. Auch nach Klopfen an der Decke neben dem Nest war keine Aktivität mehr feststellbar, sodass ich das Nest heute geborgen habe. Später konnte ich noch eine Arbeiterin im Nest finden, welche allerdings keinerlei Verteidigungsverhalten mehr zeigte. Nest 2 war dagegen noch etwas aktiver, weshalb hier das Nest noch nicht entfernt wurde.

 

fortgeschrittener Herbst

 

 

Bilder vom verlassenen Nest 1

 

Nest 2 - hier herrscht noch etwas Aktivität

 


12.11.2011: Nest 2 ist verlassen! Auch am zweiten Nest war heute keine Aktivität mehr feststellbar, weshalb ich es zur Bilanzierung mitgenommen habe. Im Nest habe ich später noch 2 Arbeiterinnen und eine Jungkönigin vorgefunden, welche sich allerdings völlig passiv verhielten. Erfolgreiche Verpaarungen solcher Nachzügler sind mittlerweile nahrungsbedingt nicht mehr möglich, da die Bäume nun nicht mehr als Nahrungsquelle (Baumsäfte) in Frage kommen. Daher wird es auch kaum noch aktive Drohnen geben. Des Weiteren sollte es diesen allerletzten Jungköniginnen nicht mehr gelingen, die notwendigen Fettreserven für den Winter anzulegen. Nachtfröste unterstützen mittlerweile auch das Absterben der allerletzten Hornissen im Feld. Damit ist die aktive Hornissensaison beendet.

 


Bilanzierung: Die Nester wurden nach dem Absterben nochmals ausgemessen und die Anzahl der Zellen pro Wabe bestimmt.

 

Nest 1: links Vorderseite, rechts geöffnete Rückseite mit den 12 Wabenetagen

 

Hier ist die Nestgröße von Nest 1 schön erkennbar!

 

Nest 2 links, Nest 1 rechts

 

Nest 1 (Dokumentation Juli bis Anfang November):

Länge: 70 cm

Breite: 40 cm

Tiefe: 35 cm

Anzahl Wabenetagen: 12

Anzahl Zellen insgesamt: 4714

Anzahl Kleinzellen (erfolgreich belegt/ unbelegt): 1343 (1343/ 0)

Anzahl Großzellen (erfolgreich belegt/ unbelegt): 3371 (2428/ 943)

 

Jungköniginnen wurden neben Drohnen im Verhältnis von etwa 1:1 bis in die Mitte der 8. Etage herangezogen, später nahezu ausschließlich Drohnen bis zur Mitte der 11. Etage. Brut in den äußeren Zellen der 11. Etage sowie in der 12. Wabe kam nicht mehr zur Entwicklung. Insgesamt stehen ca. 700 Jungköniginnen etwa 1700 in Großzellen produzierten Drohnen gegenüber. Die Jungköniginnen sind nahezu vollständig bis Mitte Oktober abgeflogen, sodass es kaum Ausfälle durch die kühle Witterung in diesem Monat gab.

 

Nest 2 (Dokumentation September bis Mitte November):

Länge: 58 cm

Breite: 45 cm

Tiefe: 30 cm

Anzahl Wabenetagen: 9

Anzahl Zellen insgesamt: 2926

Anzahl Kleinzellen (erfolgreich belegt/ unbelegt): 868 (866/ 2)

Anzahl Großzellen (erfolgreich belegt/ unbelegt): 2058 (1224/ 834)

 

Hier wurde bis zur Mitte der 8. Etage erfolgreich Brut herangezogen. Etwa 600 Jungköniginnen und eben soviele in Großzellen produzierte Drohnen sind die Bilanz dieses Volkes. Allerdings sind hier auch einige Ausfälle bei den Königinnen durch teils ungünstige Witterung im Monat Oktober wahrscheinlich.

 

Ingesamt >3500 Geschlechtstiere mit deutlich >1000 Jungköniginnen aus beiden Nestern sind eine äußerst erfolgreiche Bilanz. Allein diese beiden Nester sollten damit die kommende Generation für 2012 in diesem Gebiet sichern.

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

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