19.07.2019, Schneeberg - Umsiedlung von Hornissen in einer Kita
Die dritte Hornissenumsiedlung 2019 führte uns in den Kindergarten von Schneeberg. Hier hatten sich Hornissen in einem Spielhaus auf dem Außengelände des Kindergartens niedergelassen. Das Nest befand sich dabei in einer der doppelwandigen Wände des Holzhäuschens.
19.07.2019 - Tag der Umsiedlung
Am Morgen des 19. Juli fand die Umsiedlung statt. Mittels Brechstange wurden zunächst vorsichtig einige der Holzbretter abgehebelt und das Nest wurde sichtbar. Zunächst wurden etwa 40 Hornissenarbeiterinnen mittels Saugmethode oder Kescher in den Fangkasten abgefangen. Zur Beruhigung gab es darin auch etwas Apifonda (Bienenfutterteig). Ca. 10 weitere, noch sehr junge Arbeiterinnen sowie die Königin verblieben während der Umsiedlung auf den Waben. Die Königin verhält sich bei solchen Nestgrößen bereits wabentreu und verlässt ihre Waben nicht mehr. Auch junge Arbeiterinnen verstecken sich bei Störungen im Nest und fliegen nicht ab. Daher ist dieses Vorgehen möglich und die letzten Tiere müssen nicht mehr abgefangen werden. Das nachfolgend entnommene Nest bestand aus 2 Wabenetagen und einer begonnenen 3. Etage. In den Waben war viel Brut in jedem Entwicklungsstadium zu sehen – das Nest folglich gut entwickelt. Die Waben wurden nun in den Hornissenkasten eingeklebt. Danach ging es zum Aussiedlungsstandort.
Der Neststandort auf dem Gelände des Kindergartens - das Nest befindet sich in der doppelwandigen Holzwand des Spielhauses...
Hier fliegt gerade eine Hornissen den Neststandort an und verschwindet hinter den Brettern...
Da sich das Nest innerhalb der Holzkonstruktion befindet, muss zunächst ein Teil der Bretter entfernt werden...
Dahinter wird das Nest sichtbar...
Blick auf das Nest...
Vorsichtig werden die Arbeiterinnen abgefangen...
... wobei sowohl die Saugmethode als auch der altbewährte Kescher zum Einsatz kommen...
Auf diese Weise landen nach und nach alle flugfähigen Arbeiterinnen in der Fangbox...
Der entnommene Wabenbau...
Zwischen den Waben verstecken sich junge Arbeiterinnen und die Königin...
Das Nest wird nun - zusammen mit der Königin (diese verlässt bei solchen Nestgrößen die Waben nicht mehr) und den jüngsten Arbeiterinnen - vorsichtig in den Nistkasten eingebaut...
Das in den Nistkasten eingebrachte und fixierte Hornissennest...
In den Waben befindet sich viel Brut in jedem Entwicklungsstadium - das Volk hat viel Potenzial...
Hornissenkasten und unten angebrachter Fangkasten am Aussiedlungsstandort...
Der Fangkasten wird abgedunkelt und mittels eines Fadens so geöffnet, dass eine Klappe vom Fangkasten im Nistkasten hochklappt. Die Arbeiterinnen können so wieder auf ihr Nest krabbeln. Nach einer Beruhigungszeit wird das Flugloch freigegeben und die Tiere fliegen sich neu ein...
Der Aussiedlungsstandort, ein perfektes Biotop...
Nachkontrolle des Nestes, wobei auch der Fangkasten gegen einen Ablauftrichter ausgetauscht wird...
Blick auf das Nest - die Waben wurden bereits erweitert, der Ansatz der 4. Etage ist erkennbar. Zudem wurde auch ein Teil der Nesthülle wieder ersetzt...
Der wieder verschlossene Nistkasten - unten ist nun der Ablauftrichter (für die Abfälle unter dem Nest) anstelle des Fangkastens erkennbar. So bleibt der Nistkasten bis zum Saisonende hängen...
12.08.2019 – Weitere Nachkontrolle
Reger Flugverkehr am Hornissenkasten...
Der Blick in den Kasten zeigt ein wunderschön gewachsenes Hornissennest mit 6 Wabenetagen und dem Beginn der 7. Etage...
Detailansicht auf die unteren 3 Etagen bestehend aus Großzellen: Hier entwickeln sich die Geschlechtstiere...
04.09.2019 – Weitere Nachkontrolle, Höhepunkt, Geschlechtstiere
Heute haben wir wieder mal nach dem Nest gesehen. Gegen 16 Uhr waren mehr als 260 Flugbewegungen binnen 10 min zählbar. Vorsichtig wurde der Kasten geöffnet und ein großes Nest, welches den Nistkasten fast komplett ausfüllte, kam zum Vorschein. Wir schätzten hier die derzeitige Wabenanzahl auf 11 Etagen. Zudem tummelten sich neben mehr als 400 Hornissenarbeiterinnen auch zahlreiche Geschlechtstiere im Nest. Das Nest hat nun seinen Höhepunkt erreicht und setzt bereits Jungköniginnen und Drohnen frei. Nun hoffen wir, dass das Wetter möglichst lange aushält und den Abflug und die Verpaarung der Geschlechtstiere unterstützt, die noch bis weit in den Oktober hinein hier schlüpfen und abfliegen werden.
Blick auf das große Hornissennest im Nistkasten, welches sich seit der Umsiedlung wunderbar entwickelt hat...
Jungköniginnen (links auf der Nesthülle) und Drohnen tummeln sich im Nest...
21.09.2019 – Weitere Nachkontrolle nach kalten Tagen: Zahlreiche Geschlechtstiere bewohnen weiterhin das Nest...
Eine kalte Woche mit Temperaturen von knapp über 10°C am Tag und nachts teilweise Bodenfrost liegt hinter uns. Heute haben wir bei wieder wärmerem Wetter erneut nach dem Nest geschaut. Die Flugrate lag hier am frühen Nachmittag bei über 100 Flugbewegungen binnen 10 min. Daran merkt im Vergleich zum letzten Besuch, dass der Höhepunkt nun bereits überschritten ist, was aber um die Jahreszeit normal ist. Dennoch gehört dieses Volk noch mit zu den aktivsten Nestern in der Region. Vorsichtig haben wir heute auch nochmal in den Kasten geschaut. Das Nest füllt mittlerweile den Kasten bis in den Abfalltrichter hinein aus, was auf 11-12 Etagen hindeutet. Am Nest saßen zahlreiche Jungköniginnen und Drohnen, die sich mit dem Öffnen des Kastens im Nest versteckten. Die Hornissen verteidigten ihr Nest während der Kontrolle hartnäckig. Das Volk ist weiterhin sehr vital und wird auch noch zahlreiche Geschlechtstiere hervorbringen, da es weiterhin viele Puppen im Nest gibt. Nach dem Schließen des Kastens gab es noch eine Portion Bienenfutterteig zur Beruhigung.
Links: der geöffnete Kasten mit dem großen Hornissennest, welches den Kasten komplett ausfüllt; Rechts: Geschlechtstiere verstecken sich in den Lufttaschen der Nesthülle...
Weitere Gruppe von Jungköniginnen und Drohnen...
05.10.2019 – Kaltlufteinbruch und Zufütterung
Nachdem bis Anfang Oktober erneut viele Geschlechtstiere vom Nest abgeflogen waren, hat sich das Wetter ab dem 2. Oktober deutlich verschlechtert. Teils anhaltender Regen bei einstelligen Temperaturen und gelegentlicher Nachtfrost setzt den Tieren zu. Bei vielen Nestern in der Umgebung ist das Leben zum Stillstand gekommen und die Tiere sitzen oft kältestarr im Nest. Da bei nicht wenigen Nestern auch bereits kaum noch Larven vorhanden sind, welche durch ihren Futtersaft über kalte Tage hinweghelfen könnten, haben die Tiere keine Möglichkeiten, die notwendigen Kohlenhydrate zum Bewärmen des Nestes zusammenzukratzen. Für Ausflüge ist es oft zu nass und zu kalt. Umso überraschter waren wir heute beim Besuch des ehemaligen Kita-Nestes. Bei diesem starken Nest war trotz Regen und Kälte tatsächlich Flugverkehr vorhanden. Man muss aber auch dazu sagen, dass dieses Nest sehr günstig liegt und auch kaum Wind abbekommt. Da das Volk auch vergleichsweise stark war, scheinen auch noch viele Arbeiterinnen am Leben zu sein, wodurch die Tiere sich bei den Ausflügen besser abwechseln können und so besser dem kalten Wetter trotzen. Eventuell gibt es sogar noch Larven im Nest, welche das Volk durch die Möglichkeit der Abgabe von Futtersaft über die kalten Tage hinwegretten. Auf jeden Fall haben wir heute auch eine große Portion Bienenfutterteig dagelassen und am Eingang platziert, damit die Tiere auch die kommenden kalten Tage noch überstehen können und so gegen Monatsmitte hin - da soll es wieder wärmer werden - noch Geschlechtstiere freisetzen können.
Zur Unterstützung des Volkes aufgrund der Kälte gibt es eine große Portion Bienenfutterteig...
27.10.2019 – Noch Aktivität am Nest nach warmen und flugfreundlichen Wochen...
Nach einem sehr kalten Oktoberauftakt schloss sich ab der 2. Woche des Monats sehr warmes und oft sonniges Herbstwetter an, wodurch nochmals viele Geschlechtstiere von den Nestern abfliegen konnten. Gerade auch bei dem sehr starken Nest, welches wir aus der Schneeberger KITA umgesetzt hatten, waren diese warmen Wochen noch sehr förderlich, nachdem das Volk - auch bedingt durch unsere Zufütterung - die Kälte am Monatsanfang gut überstanden hatte. In den vergangenen Wochen haben nun noch weitere Jungköniginnen und Drohnen das große Nest verlassen. Mittlerweile ist es jedoch deutlich ruhiger am Nest geworden. Dennoch leistet sich das Volk noch zwei Wächterinnen am Flugloch. Ab und an gibt es noch An- und Abflüge. Im Vergleich dazu stehen bereits viele Nester in der Umgebung leer. Aber dieses Volk ist eben schon etwas Besonderes. Denn von Ende August bis Ende Oktober sind hier Geschlechtstiere abgeflogen. Doch ab morgen wird es dann deutlich kühler und in Folge des zunehmenden Laubabfalls werden auch die Kohlenhydratquellen (Baumsäfte) immer weniger. In spätestens 1-2 Wochen wird auch dieses Nest wahrscheinlich verlassen sein. Dann folgt noch die genaue Bilanzierung des Nestes hinsichtlich der insgesamt freigesetzten Geschlechtstiere.
Noch immer herrscht Betriebsamkeit am Nest und sogar zwei Wächterinnen bewachen noch das Flugloch...
08.11.2019 – Nest verlassen, Bilanz des Nestes...
Heute haben wir wieder nach dem Nest gesehen. Da kein Flugverkehr mehr zu beobachten war und auch auf ein Klopfen am Kasten keine Reaktion mehr folgte, haben wir den Kasten geöffnet. Das Nest war verlassen. Insgesamt 12 Etagen wurden im Nistkasten errichtet, wobei das Nest den Kasten bis hinunter in den Abfalltrichter ausfüllte. Den Nistkasten samt Nest haben wir nachfolgend eingepackt und zu Hause noch die Zellen des Nestes ausgezählt.
Blick auf das verlassene Hornissennest - links: die beeindruckende Hornissenburg vor dem Freilegen der Waben; rechts: Blick auf die freigelegten 12 Wabenetagen
Mit deutlich über 1600 geschlüpften Geschlechtstieren hat das Volk einen sehr großen Beitrag zum Arterhalt leisten können. Nur selten erreichen Hornissenkolonien eine solche beeindruckende Bilanz. Hier hat sich nach der Umsiedlung das Volk wirklich perfekt weiterentwickelt.
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