23.08.2019, Augustusburg - Umsiedlung von Hornissen aus Garage
Umsiedlung Nr. 13 im laufenden Jahr führte uns nach Augustusburg. Hier hatten Hornissen ihr Nest in einer Garage auf einem frequentierten Hof erbaut. Das Nest selber war hier interessant angelegt, was die Bergung des Nestes und den Einbau in den Nistkasten etwas komplizierter gestaltete.
Am Nest haben wir nachfolgend auch alle flugfähigen Hornissen abgefangen. Die Geschlechtstiere (bisher nur Drohnen) und junge Arbeiterinnen sowie die Königin durften während der weiteren Umsiedlung auf den Waben bleiben. Wir legten nun den Wabenbau Stück für Stück frei und mussten darauf achten, dass wir keine Drohnen in den Lufttaschen der Hülle übersahen. Diese setzten wir beim stückweise Abtragen der Nesthülle wieder auf die Waben zurück. Das Nest war letztlich um ein abgelegtes Holzbrett herumgebaut und oben mit einem Balken verbunden. Wir konnten 4 Etagen freilegen, wobei die oberste Etage durch das nach unten begrenzend wirkende Brett deutlich in die Breite gebaut wurde und entsprechend groß war. Dort hatten die Tiere nur Kleinzellen für Arbeiterinnenbrut und einen Teil der Drohnenbrut angelegt. Ab Etage 2 fanden sich Großzellen für Drohnen und Jungköniginnen. Auffallend war, dass es bisher nur wenige hochverdeckelte Jungköniginnenkokons gab. Dafür wurde massenhaft Brut von künftigen Drohnen in den Großzellen und auch Drohnenbrut in den Kleinzellen angelegt. Das ist für die Volkstärke schon ungewöhnlich. Denkbar, dass die Königin aus irgendeinem Grund verstärkt drohnenbrütig ist und es daher diesen eher ungewöhnlichen Drohnenüberschuss gibt, wenngleich es auch noch neue Arbeiterinnen und einige Jungköniginnen hier geben wird. Vielleicht wurde die Königin im Vorjahr auch nicht ausreichend begattet, sodass jetzt anteilmäßig viele Eier unbefruchtet bleiben? Es bleibt abzuwarten, wie es entwicklungstechnisch hier weitergehen wird. Nichtsdestotrotz wird das Volk noch hunderte Geschlechtstiere freisetzen und damit einen großen Beitrag zum Arterhalt leisten - auch wenn es insbesondere Drohnen werden sollten.
Blick auf einen Teil des Nestes in der Garage...
Die Hornissen werden mit der Saugmethode abgefangen...
... und landen in einer Fangbox.
Nach und nach wird dann die wirkliche Nestgröße sichtbar - die Hornissen haben ihr Nest um ein abgelegtes Holzbrett herumgebaut. Der hintere Teil war beim ersten Blick auf das Nest (siehe 1. Foto oben) nicht sichtbar...
Vorsichtig wird nun schrittweise die Nesthülle entfernt, um einen besseren Eindruck vom Aufbau der Wabenetagen zu bekommen...
Die Königin lässt sich davon nicht stören und legt weiterhin fleißig Eier...
Die freigelegten Waben des Hornissennestes mit Blick auf die breite, oberste Etage... Doch nun weiter zur Umsiedlung. Nachdem die Waben freigelegt wurden, versuchten wir, das Nest irgendwie von dem Brett herunterzunehmen. Das war aufgrund der Enge in dem Bereich des Daches aber recht schwierig. Schließlich gelang es uns aber und wir konnten den Wabenbau in einem Stück bergen. In den Kasten konnten wir den Wabenbau letztlich aber doch nicht - wie zunächst erhofft - im Ganzen einbauen, da die unteren Etagen etwas versetzt zur großen, oberen Etage errichtet wurden und das ganze Konstrukt so nicht in den Kasten passte. Daher haben wir die unteren 3 Etagen von der großen, oberen 1. Etage vorsichtig abgetrennt und zunächst die große Etage im Kasten fixiert. Anschließend wurden die übrigen 3 Etagen wieder auf diese Etage aufgesetzt. Nachfolgend wurden noch einige Nachzügler am ursprünglichen Neststandort eingefangen und schließlich ging es mit den Hornissen in der Fangbox und dem Nest mit Königin, Drohnen und jungen Arbeiterinnen im Nistkasten zur Aussiedlungsfläche nahe Oederan.
Vorsichtig wird der Wabenbau im Ganzen geborgen - auf ihnen sitzen junge Arbeiterinnen, Drohnen und die Altkönigin (oben links)...
Die Waben werden jetzt in den mitgebrachten Hornissenkasten eingebaut...
Nach einiger Zeit sind alle Wabenetagen im Nistkasten verbaut und es kann zum Aussiedlungsstandort gehen...
Am Aussiedlungsstandort werden Hornissen und Nest wieder vereint. Nach kurzer Pause wird anschließend das Flugloch freigegeben, sodass sich die Tiere neu einfliegen und orientieren können...
Flugverkehr am Nistkasten - ein schöner Anblick...
Blick auf das Nest bei der Fangkastenentnahme - hier herrscht rege Betriebsamkeit und die Tiere fliegen zahlreich zur Verteidigung ab. Die Tiere haben die Umsiedlung also gut überstanden...
28.09.2019 - Nachkontrolle
Blick auf das Nest mit einer inzwischen stattlichen Nesthülle...
Nach der Nestkontrolle gibt es noch etwas Bienenfutterteig...
02.11.2019 - Nest quasi verlassen, kleine Bilanz
Nach einem sehr kalten Oktoberstart war der restliche Monat von der 2. Dekade bis zum Ende der 3. Dekade überwiegend warm und aus Sicht der Hornissen flugfreundlich, sodass es noch weitere Verpaarungen und Abflüge von Geschlechtstieren bei den Nestern gab. Auch das aus Augustusburg umgesiedelte Nest konnte vom guten Wetter profitieren. Gegen Monatsende gab es dann wieder ein paar kalte Tage, die von markantem Nachtfrost geprägt waren. Daher war es Anfang November mal wieder an der Zeit, um nach dem Nest zu schauen. Beim Öffnen das Kastens war keine Aktivität mehr feststellbar. Interessanterweise gab es im Nest noch eine auffällige Menge lebender Larven. Einige waren auch bereits aufgrund von Nahrungsmangel aus den Zellen gerutscht. Doch selbst diese Tiere gaben bei Berührung noch Futtersaft ab. Entwicklungschancen haben diese Larven aber nicht mehr. Vorsichtig haben wir das Nest geöffnet und noch zwei letzte Drohnen flogen ab. Danach haben wir das verlassene Nest, welches aus insgesamt 6 Wabenetagen bestand, samt Kasten mitgenommen und daheim ausgezählt. Insgesamt sind hier mind. 300 Geschlechtstiere abgeflogen. Erstaunlicherweise sind aber fast nur Drohnen aus dem Nest hervorgegangen, obwohl eine Altkönigin bis in den Herbst hinein anwesend war. Vielleicht war diese aber nicht ausreichend begattet, weshalb es gegen Ende der Saison vorrangig Drohnen gab. Gedanken dazu hatten wir uns ja bereits am Umsiedlungstag gemacht, da auch da bereits diese Entwicklung absehbar war. Durch diese Dominanz von Drohnen waren am Ende der Saison vielleicht auch noch vermehrt Larven im Nest am Leben, da Jungköniginnen auch den Futtersaft der Larven gerne in größeren Mengen zum Aufbau von Energiereserven für den Winter aufnehmen und dadurch die Larven stark beanspruchen. Da die Larven dann im Herbstverlauf immer weniger versorgt werden, sterben diese dann nach und nach ab. Drohnen bauen auf diese Weise zwar auch Energiereserven für die Paarungsflüge auf, aber nicht in dem Umfang wie die jungen Königinnen. Insgesamt gesehen ist - trotz der Drohnendominanz - die Bilanz dieses Volkes sehr erfreulich und es konnte einen schönen Beitrag zum Arterhalt leisten. Die Umsiedlung erlaubte dem Volk letztlich noch einen guten Saisonabschluss.
Blick auf das geöffnete Hornissennest mit seinen 6 Wabenetagen...
In einigen Zellen finden sich auch noch einige lebende Larven, was für Anfang November schon bemerkenswert ist. Die Larven haben aber keine Chance mehr...
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