Zusammenfassung unserer Tätigkeiten in der Saison 2022

 

Auch im Jahr 2022 haben wir aus Zeitgründen nicht zu jeder Tätigkeit einen größeren Bericht erstellt, sondern - wie 2021 - unsere Tätigkeiten gleich zusammenfassend in Form einer Liste dokumentiert. Dabei erfolgte hintereinander (chronologisch) die Schilderung der Umsiedlungsfälle. Das Ganze wurde dann parallel zur laufenden Saison aktualisiert. Der grundsätzliche Ablauf der einzelnen Umsiedlungen ist in der nachfolgenden Liste nicht im Detail dargestellt. Dazu lohnt ein Blick in die Berichte der Vorjahre.

 

Eine Saison-Bilanzierung mit der aufgewendeten Gesamtzeit, den gefahrenen Kilometern sowie mit der Gesamtzahl an Fällen und den insgesamt aus den diesjährig umgesetzten Nestern hervorgegangenen Geschlechtstieren wurde schließlich zum Jahresende hin ergänzt:

 

So arbeiteten wir in diesem Jahr 7 Wespenumsiedlungen sowie 12 Hornissenumsiedlungen im Landkreis Mittelsachsen und im Erzgebirgskreis ab. Davon entfielen  3 Wespeneinsätze (2x Sächsische Wespe, 1x Feldwespe) und 3 Hornissennester auf den Erzgebirgskreis. 9 Hornissennester und 4 Wespennester (1x Waldwespe, 1x Gemeine Wespe, 2x Sächsische Wespe) galt es im Kreis Mittelsachsen umzusetzen. Neben den Umsiedlungen, die durchzuführen waren, sind aber auch die Nachkontrollen nach den Umsiedlungen stets wichtig, um den weiteren Entwicklungsverlauf nach der für das Volk einschneidenden Umsiedlung besser überwachen und notfalls auch in aufkommende Probleme eingreifen zu können. Diese Nachkontrollen sind oft zeitaufwändiger als die Umsiedlungen selbst. Am Saisonende wurden dann, nach dem Absterben der Völker, auch die Nistkästen wieder eingesammelt, gereinigt und die verlassenen Nester bilanziert. Letzteres dient der Abschätzung des Reproduktionserfolges eines Volkes nach der Umsiedlung.

 

Zusätzlich zu den oben genannten Tätigkeiten und den Fällen in der untenstehenden Liste kamen im Jahresverlauf weitere Vor-Ortberatungen dazu. Auch gab es in den Sommermonaten zahlreichen Anfragen per Mail oder Telefon. Erfreulicherweise konnten auch viele der gemeldeten Nester nach den Beratungen am Telefon, per Mail oder vor Ort am jeweiligen Standort verbleiben und eine Umsiedlung war in diesen Fällen nicht notwendig.

 

Auch dieses Jahr haben wir uns wieder die Mühe gemacht und die investierte Zeit sowie die gefahrenen Kilometer erfasst und zusammengerechnet. Für 2022 ergaben sich allein bezüglich der o.g. Umsiedlungen inkl. der Nachbetreuung umgesiedelter Nester für uns gut 110 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit (exklusive Fahrtzeiten). Nicht berücksichtigt ist dabei auch die Zeit für die Öffentlichkeitsarbeit hier auf der Homepage sowie die Zeit für die Mailbeantwortung von Fragen oder für diverse Beratungen. Insgesamt sind wir in dieser Saison allein aufgrund der Umsiedlungen (inkl. Nachkontrollen) auch mehr als 2590 km gefahren. Doch letztlich ist es immer die Mühe wert. Insgesamt haben die umgesiedelten Völker weit über 5100 Geschlechtstiere (Drohnen und Jungköniginnen) freisetzen können - Tiere, die im Falle einer Abtötung gefehlt hätten. Diese Bilanz freut uns natürlich wieder sehr. Doch auch wenn die oben genannte Zahl nach vielen Tieren und Nestern im Folgejahr klingen mag, so werden nur wenige hundert Königinnen überhaupt das nächste Frühjahr erleben und viele Königinnen werden auch die kritische Nestgründungsphase nicht überstehen. Am Ende werden es vielleicht nur ein paar Nester mehr sein als in der diesjährigen Saison.

 

Nachfolgend nun die Auflistung der Umsiedlungsfälle in der Saison 2022. In dieser Liste wurde auch die Weiterentwicklung der genannten Fälle (bspw. nach der Umsiedlung) dargestellt sowie die finale Bilanz des jeweiligen Falls.

 


Fall 1: 12.05.2022, Hornissen – Großschirma – Nestgründung in einem Rollladenkasten


In diesem Fall hatte eine Hornissenkönigin einen Rollladenkasten zur Nestgründung angenommen und vor einem Tag mit dem Eintrag von Baumaterial begonnen. Da die Bewohner die Königin entdeckten und schnell reagierten, konnten wir hier die Königin mittels Kescher in diesem sehr frühen Stadium der Nistplatzannahme und des Baubeginns abfangen. Da der Rollladenkasten in die Fassade eingebaut wurde, wäre eine Umsiedlung hier später nicht ohne größere Bauschäden möglich gewesen. Um eine spätere Abtötung durch einen Schädlingsbekämpfer zu verhindern, haben wir das Tier also abgefangen und gut gesättigt einige Kilometer entfernt wieder freigelassen. Hier kann die Königin nochmals neu mit der Nestgründung starten.

 

Die Königin wird einige Kilometer entfernt vom anvisierten Neststandort freigelassen und bekommt zuvor noch eine Portion Bienenfutterteig...

 

Weitere Entwicklung:

Keine Angabe, da keine weitere Beobachtung möglich.


Bilanz:

Keine Angabe, da keine weitere Beobachtung möglich.

 


Fall 2: 17.06.2022, Waldwespe - Falkenberg (bei Freiberg) - Nest im Dachkasten

 

In einem geräumigen Dachkasten eines Gartenhauses sollte eine Hornisse mit dem Nestbau begonnen haben - soweit die Meldung am Telefon. Aufgrund der Allergie eines Gartennutzers lag hier ein Umsiedlungsfall vor. Vor Ort aber konnten wir keine Hornissennestgründung im Dachbereich vorfinden. Die Hornissenkönigin hatte dort wohl nur öfters gejagt, nistete aber irgendwo anders in der Umgebung. Im zugänglichen, aber schmalen Dachkasten aber fanden wir unzählige leere Wespennester und ein leeres Hornissennest aus vergangenen Zeiten. Darunter war auch ein bewohntes Waldwespennest, dessen Beflug bei der Besichtigung sofort auffiel. Der Einflugbereich lag direkt über der Terrasse. Aufgrund der genannten Allergie entscheiden wir uns zur Umsiedlung des Nestes mittels Absaugtechnik. Dazu mussten wir in den Dachkasten hineinkriechen, was auf Dauer etwas unbequem war. Die Um- und Aussiedlung selbst verlief ansonsten problemlos und die etwa 50 Arbeiterinnen flogen sich gut am neuen Nest-Standort ein.

 

Das bewohnte Waldwespennest im Dachkasten...

 

Für die Umsiedlung mussten wir in den Dachaufbau/Dachkasten hineinkriechen...

 

 

links: zurückkehrende Tiere werden u.a. auch von Außen abgefangen; rechts: das entnommene Nest wird in einen Umsiedlungskasten eingeklebt...

 

Das Nest im Nistkasten nach der Aussiedlung...

 

Weitere Entwicklung:

27.06.2022: Das Nest hat sich sehr schön weiterentwickelt und etwa 90-120 Arbeiterinnen bewohnen inzwischen das Nest. Das Nest selber ist auf 3 größere Etagen und mehr als 15 cm Durchmesser angewachsen.

 

27.06.2022 - 10 Tage nach der Umsiedlung - das Nest ist deutlich gewachsen und es herrscht rege Betriebsamkeit...

 

03.07.2022: Im Nest gibt es inzwischen die ersten Jungköniginnen und Drohnen. 2 Jungköniginnen saßen heute - bei warmem Wetter am Abend - am Nest. Am Flugloch ließen sich ab und an einige weitere Geschlechtstiere blicken. Weiterhin wird rege gebaut und etwa 100-150 Arbeiterinnen bewohnen das Nest.

 

03.07.2022 - Blick auf das schön entwickelte Waldwespennest, rechts oberhalb des Fluglochs sitzt eine Jungkönigin...

 

19.07.2022 / 20.07.2022: Seit dem 03.07. bewohnen zahlreiche Geschlechtstiere das Nest, welche nach einigen Tagen unter guter Fütterung dann Abschied vom Nest nehmen. Gerade in den Frühstunden und vormittags fliegen Drohnen und Jungköniginnen vom Nest ab, um sich zu paaren. Aktuell ist einiges los am Nest, gerade auch durch das sehr heiße Wetter derzeit. Insgesamt erreichte die Arbeiterinnenanzahl vor einigen Tagen geschätzt 150-180 Arbeiterinnen. Aktuell ist immer noch von etwa 150 Arbeiterinnen auszugehen, ggf. auch noch mehr. Allerdings werden nun immer häufiger Larven aus dem Nest geworfen, weil die Arbeiterinnen diese nicht mehr versorgen können. Grund sind die vielen Geschlechtstiere, welche jetzt die volle Aufmerksamkeit der Arbeiterinnen fordern. Gerade abends sitzen bei sehr warmen Temperaturen zahlreiche Arbeiterinnen und Geschlechtstiere am Nest, ein toller Anblick.

 

19.07.2022 / 20.07.2022 - Das Waldwespennest am Tag, auf der Nesthülle sind 2 deutlich größere Jungköniginnen erkennbar...

 

Jungköniginnen und Drohnen neben Arbeiterinnen am Nesteingang...

 

Und so sieht es am späteren Abend am Nest aus - zahlreiche Tiere sitzen auf der Nesthülle, auch bedingt durch die warmen Temperaturen...

 

Deutlich fallen die größeren Jungköniginnen auf...

 

25.08.2022: Mittlerweile ist das Nest verlassen, weshalb wir es geöffnet haben. Die Wespen haben nach der Umsiedlung ihr Nest sehr schön erweitert. Letztlich wurden 4 Wabenetagen errichtet. Die oberste Etage bestand nur aus Kleinzellen, die 3 unteren Etagen wurden zu Großzellen ausgebaut. Aus den Großzellen sind Jungköniginnen und Drohnen hervorgegangen. Weitere Drohnen schlüpfen am Saisonende aber auch zusätzlich aus einigen Kleinzellen, in denen eigentlich die Arbeiterinnen heranwachsen. Insgesamt sind aus allen 3 Großzellenetagen Geschlechtstiere hervorgegangen. Die genaue und sehr erfreuliche Bilanz findet sich unten.

 

25.08.2022 - Das verlassene Waldwespennest am Saisonende...

 

Blick auf den Wabenbau innerhalb des Nestes...


Bilanz - erstellt am 25.08.2022:

Die Bilanz dieses Volkes kann sich sehen lassen. Insgesamt wurden auf 3 Großzellenetagen 997 Großzellen angelegt, aus denen mehr als 650 Geschlechtstiere erfolgreich zum Schlupf kamen. Darunter waren mindestens 130 Jungköniginnen - zumindest konnte man so viele hochverdeckelte Königinnenzellen noch als solche erkennen. Da ein Teil dieser Zellen aber auch nach dem Schlupf abgebaut wird, kann die Zahl der Jungköniginnen auch noch höher liegen. Daneben fanden sich auf der obersten Etage noch 364 Kleinzellen, von denen 356 belegt waren. Aus diesen Zellen schlüpfen insbesondere Arbeiterinnen, am Saisonende auch weitere Drohnen. Kleinzellen werden mehrfach belegt. Auch Großzellen können bei der Waldwespe teilweise zwei mal belegt sein, aber in der Regel schafft es hier nur die 1. Generation, sich erfolgreich zu entwickeln und das Puppenstadium zu erreichen. Insgesamt hat unser Waldwespenvolk einen sehr schönen Beitrag zum Arterhalt geleistet und wir hoffen, dass im kommenden Jahr viele Königinnen aus diesem Nest wieder erfolgreich sein werden.

 


Fall 3: 21.06.2022, Sächsische Wespe - Freiberg - Nest an der Außenseite eines Daches

 

Diesmal war es ein Nest der Sächsischen Wespe, welches aufgrund von Arbeiten im Nistbereich von einem Flachdachvorsprung umgesiedelt werden musste. Das eher kleine Nest wurde zunächst auf die Anwesenheit einer Kuckuckswespe kontrolliert, was erfreulicherweise nicht der Fall war. Das Nest bestehend aus 2 Wabenetagen und dem Beginn einer 3. Etage wurde nachfolgend in einen Vogelkasten eingebaut und der Kasten samt Nest anschließend wieder am Dach befestigt. Die etwa 50 Arbeiterinnen flogen anschließend des Kasten an. Nachts dann, als alle Tiere im Kasten waren, wurde dieser verschlossen und zum Aussiedlungsstandort gebracht. Am Folgetag konnten sich die Tiere dann am neuen Standort einfliegen.

 

Das kleine Nest der Sächsischen Wespe unter einem Dachvorsprung...

 

Blick auf den Wabenbaum, die Altkönigin versteckt sich oberhalb der obersten Wabenetage...

 

Nach Einbringung des Nestes in einen Vogelkasten wird der Kasten am alten Neststandort aufgehängt, sodass die Tiere das Nest darin leicht finden können; nachts dann, wenn alle Tiere im Nest sind, wird dieser verschlossen und zum neuen Standort gebracht...

 

Weitere Entwicklung:

02.07.2022: Das Nest hat sich seit der Umsiedlung gut weiterentwickelt. Insgesamt 100-130 Tiere bewohnen den Vogelkasten, bei der Umsiedlung waren es noch etwa 50 Tiere. Das Flugloch wurde mit Hüllpapier deutlich verkleinert.

 

02.07.2022 - Guter Flugbetrieb am umgesiedelten Nest der Sächsischen Wespe...

 

24.07.2022: Nachdem das Volk in den letzten Wochen Geschlechtstiere freigesetzt hat, wird es langsam ruhiger am Nest. Letzte Geschlechtstiere bewohnen noch das Nest und werden von den verbliebenen Arbeiterinnen versorgt.

 

24.07.2022 - Blick von unten her auf das seit der Umsiedlung gewachsene Nest im Nistkasten - für die Aufnahme wurde das untere Brettchen des Vogelkastens geöffnet...

 

24.08.2022: Inzwischen ist das Nest verlassen, weshalb der Nistkasten wieder eingesammelt werden konnte. Das Nest im Inneren des Kasten wurde dabei auch genauer begutachtet. Es zeigte sich, dass das Nest nach der Umsiedlung noch gut weitergewachsen ist und auf 4 Wabenetagen erweitert wurde. Die oberste Etage bestand nur aus Kleinzellen, die 3 unteren Etagen wurden zu Großzellen ausgebaut. Aus den Großzellen sind Jungköniginnen und Drohnen hervorgegangen. Weitere Drohnen schlüpfen am Saisonende aber auch zusätzlich aus einigen Kleinzellen.

 

24.08.2022 - Insgesamt haben die Wespen ein Nest bestehend aus 4 Wabenetagen errichtet...

 

Bilanz - erstellt am 24.08.2022:

Insgesamt sind allein aus den Großzellen mind. 180 Geschlechtstiere erfolgreich hervorgegangen. Dazu kommen noch weitere Drohnen aus den Kleinzellen. Durch die Umsiedlung konnte das Nest am neuen Standort noch weiterwachsen und zahlreiche Geschlechtstiere freisetzen. 

 


Fall 4: 02.07.2022, Sächsische Wespe - Großschirma - Nest in einer Küchenspüle

 

Gemeldet wurde ein großes Nest der Sächsischen Wespe im Unterschrank einer ausgebauten und trocken untergestellten Küchenspüle in einem Kleingarten. Da die Küche nach Renovierungsarbeiten nun wieder eingebaut werden sollte, musste das Nest umgesiedelt werden. Leider kam uns ein Bruträuber zuvor und riss wahrscheinlich 2 Tage vor der geplanten Umsiedlung das Nest in dem zugänglichen Spülschrank herunter. Für uns bestand nun die Aufgabe, Schadensbegrenzung zu betreiben. Die oberste Wabe war noch vorhanden und voller Brut. Hier tummelten sich auch noch viele Jungköniginnen neben der Altkönigin. Auch mehr als 200 Arbeiterinnen waren noch übrig. Die abgerissenen Waben haben wir leider nicht mehr finden können und wurden wohl vom Bruträuber verschleppt. Wir siedelten die verbliebenen Nestbestandteile und Tiere in einen Vogelkasten um. Auf diese Weise können noch die letzten Tiere schlüpfen und die vorhandenen Geschlechtstiere erfolgreich abfliegen. Diese Umsiedlung war jedoch nicht die einzige Umsiedlung an dem Tag. In dem selben Garten fiel neben der Spüle noch ein abgestellter Karton mit Holzschnipseln auf, in welchen Wespen einflogen. Das war dann Fall 5 (siehe unten)…

 

Das abgerissene Nest der Sächsischen Wespe in einem Spülschrank...

 

 

Die Tiere werden abgefangen und zusammen mit den verbliebenen Nestteilen in einen Vogelkasten umgesiedelt...

 

Am Aussiedlungsstandort gibt es noch eine Portion Bienenfutterteig...

 

Weitere Entwicklung:

04.07.2022: Am Kasten herrscht Flugbetrieb und die verbliebenen Geschlechtstiere sowie die noch vorhandene Brut werden weiter versorgt.

 

24.07.2022: Mittlerweile hat der Flugbetrieb nachgelassen. Nachdem die nach dem Übergriff verbliebenen Geschlechtstiere dank der Umsiedlung in Ruhe versorgt werden konnten und letztlich abgeflogen sind, haben die verbliebenen Arbeiterinnen nun nur noch letzte Drohnen aus den Kleinzellen der obersten Etage zu versorgen - die einzige Etage, welche den Übergriff damals überstanden hatte. Zum Schutz vor der Witterung haben die Tiere seit der Umsiedlung aber die Nesthülle wieder komplettiert.

 

24.07.2022 - Blick von unten her in den Nistkasten und auf das Nest - die Nesthülle wurde komplett ersetzt...

 

12.08.2022: Mittlerweile ist das Nest verlassen und Nest und Kasten konnten wieder eingesammelt werden.

 

Bilanz - erstellt am 12.08.2022:

Leider war das Nest vor der Umsiedlung von einen Tier geplündert worden, wodurch nur die oberste Etage und die verbliebenen Geschlechtstiere neben vielen Arbeiterinnen mit der Umsiedlung erhalten werden konnten. Dennoch hat die Umsiedlung den verbliebenen Geschlechtstieren einen erfolgreichen Abflug ermöglicht. Eine genaue Bilanzierung ist durch den Übergriff auf das Nest aber nicht möglich.

 


Fall 5: 02.07.2022, Gemeine Wespe - Großschirma - Nest in einem Karton

 

Neben der Umsiedlung des heruntergerissenen Nestes der Sächsischen Wespe (Fall 4) ergab sich vor Ort im Kleingarten noch ein weiterer Umsiedlungsfall. In einem abgestellten Karton mit Holzschnipseln hatte es sich die Gemeine Wespe gemütlich gemacht. Da dieses Volk an dem Standort direkt inmitten der überdachten Terrasse nicht unproblematisch war, entscheiden wir uns hier auch für eine Umsiedlung. Solange die Nester klein sind, geht das bei dieser Art noch recht bequem. Zunächst mussten wir uns erst einmal Schritt für Schritt durch das Isolationsmaterial in dem Karton arbeiten, um das Nest darin zu finden. Schließlich wurden wir fündig und fanden ein für die Jahreszeit eher kleines Nest mit etwa 50 Arbeiterinnen vor. Die Waben (Nesthülle war kaum vorhanden) siedelten wir anschließend in einen Hornissenkasten um. Das Abfangen der Tiere erfolgte mit der Absaugmethode. Letztlich konnten Nest, Königin und Arbeiterinnen erfolgreich zum Aussiedlungsstandort verbracht werden.

 

Irgendwo hier drin ist das Nest der Gemeinen Wespe...

 

Gefunden ;)

 

Das Nest nach der Umsiedlung und nach Vereinigung von Nest und Arbeiterinnen im Nistkasten...

 

Weitere Entwicklung:

04.07.2022: Die Wespen waren fleißig und haben die Nesthülle bereits in weiten Teilen ersetzt. Auch die Königin krabbelt munter im Nest umher, alles scheint also gut gelaufen zu sein.

 

04.07.2022 - Blick auf das Nest - eine neue Nesthülle wurde errichtet...

 

Von unten her kann man noch auf die Waben samt Brut blicken, oben ist auf der Wabe auch die deutlich größere Königin erkennbar...

 

24.07.2022: Das Nest ist seit der Umsiedlung gut gewachsen und etwa 150-200 Arbeiterinnen bewohnen inzwischen den Bau. Um das Volk etwas zu unterstützen, gab es auch wieder eine kleine Portion Bienenfutterteig...

 

24.07.2022 - Blick auf das gewachsene Nest - das Volk sollte sich nun immer schneller entwickeln, der Höhepunkt wird hier erst Anfang/Mitte September erreicht sein...

 

12.08.2022: Das Nest ist nur geringfügig weiter gewachsen und Flugverkehr lässt inzwischen nach. Nach längerem Suchen entdeckten wir die Königin tot unter dem Nest. Leider ist sie deutlich verfrüht gestorben, nachdem das Nest aber ohnehin eher langsam gewachsen war. Mal sehen, ob das Nest wenigstens noch einige Drohnen hervorbringt, welche aus Eiern von Arbeiterinnen stammen.

 

12.08.2022 - Am Nest wird es immer ruhiger - der Grund ist der Ausfall der Königin, welche tot unter dem Nest lag...

 

23.09.2022: Das Nest ist inzwischen verlassen. Insgesamt fanden sich 4 Kleinzell-Etagen im Nest. Aus den vorhandenen Kleinzellen sind nach dem Tod der Altkönigin noch Drohnen geschlüpft, welche aus Eiern von Arbeiterinnen stammten.

 

Bilanz  - erstellt am 23.09.2022:

Die Umsiedlung verlief zunächst gut und das Volk konnte sich gut am neuen Standort einleben. Leider ist mit dem späteren Ausfall der Altkönigin (irgendwann Ende Juli) das Nest letztlich drohnenbrütig geworden und verfrüht abgestorben. Mind. 100 Drohnen sind aber noch aus dem Nest hervorgegangen.

 


Fall 6: 10.07.2022, Sächsische Wespe - Erlabrunn - Nest an einem Heizkessel

 

Diese Umsiedlung führte uns nach Erlabrunn. Dort hatte die Sächsische Wespe unbemerkt ihr Nest in einem verpackten und im Frühjahr abgestellten Heizkessel errichtet. Nun aber soll der Kessel zeitnah verbaut werden, weshalb das Nest umziehen musste. Das eher kleine Nest befand sich zwischen Kesselunterseite und der Dämmung. Es konnte nach dem Abfangen der Arbeiterinnen (etwa 40-50 Arbeiterinnen) mittels Saugmethode anschließend entfernt und in einen Vogelkasten eingebaut werden. Das Nest bestand zum Umsiedlungszeitpunkt aus 3 kleinen Etagen, auf Etage 2 war bereits verdeckelte Geschlechtstierbrut zu sehen. Erste Drohnen befanden sich bereits im Nest. Am Aussiedlungsstandort wurden dann Nest und Arbeiterinnen wieder vereint und die Umsiedlung konnte erfolgreich abgeschlossen werden.

 

 

Links: der verpackte Heizkessel, die Wespen fliegen über die Palette in den Zwischenraum zw. Kessel und Dämmung; rechts: zunächst werden die Arbeiterinnen abgefangen...

 

Blick auf das Nest, eine Nestseite wurde an die Dämmung angebaut, das Nest selber an der Kesselunterseite aufgehängt...

 

Das in den Vogelkasten umgesetzte Nest, hier noch ohne Arbeiterinnen - die am Dämm-Material angebaute Seite ist offen und erlaubt einen Blick auf die Wabenetagen...

 

Weitere Entwicklung:

11.07.2022: Die Tiere haben die Umsiedlung auf den ersten Blick gut überstanden und fliegen rege ein und aus. Zudem wird die noch offene Nestseite bereits repariert und sie wird bald wieder geschlossen sein.  

 

11.07.2022 - Blick auf das Nest - bald wird die offene Stelle wieder geschlossen sein, man sieht bereits deutlich die neuen Hüllansätze...

 

18.07.2022: Heute konnte die erste Jungkönigin beim Abflug beobachtet werden. Das Volk hat sich gut am neuen Standort eingelebt und es herrscht guter Flugbetrieb. Auch die Nesthülle ist inzwischen wieder komplett geschlossen.

 

18.07.2022 - Die Nesthülle wurde komplett ersetzt, zudem fliegen Geschlechtstiere vom Nest ab...

 

25.08.2022: Inzwischen ist das Nest saisonbedingt verlassen. Insgesamt wurde das Nest nach der Umsiedlung nicht mehr wesentlich erweitert (abgesehen von der Nesthüllenreparatur), was auch am späten Umsiedlungszeitpunkt lag (da geht es nur noch um die Freisetzung der Geschlechtstiere). Die Bilanz ist nachfolgend dargestellt.

 

25.08.2022 - Die Wabenetagen aus dem Wespennest...

 

Bilanz - erstellt am 25.08.2022:

Insgesamt sind allein aus den Großzellen mind. 80 Geschlechtstiere erfolgreich hervorgegangen. Dazu kommen noch weitere Drohnen aus den Kleinzellen. Durch die Umsiedlung konnte das kleine Nest seine Saison am neuen Standort noch erfolgreich beenden. 

 


Fall 7: 14.07.2022, Sächsische Wespe - Zschopau - Nest in einem Verkaufsstand im Schlossgelände

 

Diesmal wurden wir ins Schloss Wildeck in Zschopau gerufen. Hier sollte ein in diesem Jahr noch nicht genutzter Verkaufsstand für ein Fest genutzt werden. Der Verkaufsstand befand sich direkt auf dem Hofgelände. Bei Betreten und Nutzbarmachen des Standes wurde ein Mitarbeiter gestochen. Der Grund: Im Stand unterhalb des Tresens hatte sich ein Wespennest entwickelt. Da der Stand in wenigen Tagen genutzt werden und um den Stand herum ein Fest stattfinden sollte, war eine Umsiedlung notwendig. Vor Ort zeigte sich, dass es sich um die Sächsische Wespe handelte. Die Arbeiterinnen wurden mittels Saugtechnik abgefangen. Mehr als 170 Arbeiterinnen bewohnen derzeit den Bau bestehend aus 3 Etagen. Erste Geschlechtstiere fanden sich ebenfalls bereits im Nest. Nach Abfangen der Arbeiterinnen wurde das Nest in einen Vogelkasten umgesetzt und die Arbeiterinnen wurden am Aussiedlungsstandort wieder mit dem Nest vereinigt. Die Tiere flogen sich anschließend gut ein und die Umsiedlung war damit beendet.

 

 

Links: der Neststandort im Schlosshof; rechts: das Nest unter dem Tresen des Verkaufsstandes...

 

Nach und nach abgefangene Arbeiterinnen in der Fangbox, verköstigt mit Bienenfutterteig...

 

Nach Zusammenführung und Aussiedlung: Das Nest und die Tiere im Nistkasten...

 

Weitere Entwicklung:

17.07.2022: Heute haben wir wieder nach dem Nest gesehen. Es herrscht guter Flugbetrieb und zeitweise konnten wir Geschlechtstiere auf der Nesthülle beobachten. Das recht große Flugloch des Kastens haben wir noch mittels Schrauben verengt, damit kein Vogel in den Kasten gelangen kann. Nun können die Tiere hier in Ruhe ihre Saison abschließen. 

 

17.07.2022 - Nachkontrolle - am Nest herrscht rege Betriebsamkeit...

 

23.08.2022: Mittlerweile ist das Nest arttypischerweise verlassen. Das Volk hat damit seine Saison erfolgreich beenden können und insgesamt ein Nest mit 3 Wabenetagen angelegt. Die oberste Etage bestand nur aus Kleinzellen, die beiden unteren Etagen wurden zu Großzellen ausgebaut. Hieraus sind Jungköniginnen und Drohnen hervorgegangen. Weitere Drohnen schlüpfen am Saisonende aber auch zusätzlich aus einigen Kleinzellen.

 

23.08.2022 - Das Nest ist inzwischen verlassen; ein Blick auf die Waben zeigt, dass aus dem Nest viele Geschlechtstiere erfolgreich hervorgegangen sind...

 

Bilanz - erstellt am 23.08.2022:

Insgesamt sind allein aus den Großzellen mehr als 125 Geschlechtstiere hervorgegangen. Dazu kommen noch Drohnen aus den Kleinzellen. Das Volk hat damit nach der Umsiedlung erfolgreich seine Saison beenden können.

 


Fall 8: 17.07.2022, Feldwespe (Polistes dominula) - Amtsberg, OT Weißbach - Nest an der Eingangstür zu einer Firmenhalle 

 

Nur selten müssen auch mal Feldwespen umgesetzt werden – so wie im folgenden Fall. Nach Umbaumaßnahmen im Gelände eines Unternehmens musste eine Tür, die zuvor nicht relevant war, wieder verstärkt genutzt werden. Dummerweise hatten sich aber am Türrahmen dieser Tür Feldwespen (P. dominula) niedergelassen. Mit dem Öffnen und Schießen der Tür reagierten auch die Tiere auf die Erschütterung, weshalb das Nest umgesetzt werden musste. Die 17 Bewohner inkl. der Königin wurden abgekeschert und anschließend wurde das Nest in gleicher Orientierung wie zuvor in einen Nistkasten eingeklebt. Am Aussiedlungsstandort wurde der Kasten angebracht und die abgefangenen Tiere wurden wieder auf die Wabe gesetzt. Danach wurde der Kasten bis auf einen Spalt verschlossen, damit die Tiere die veränderte Nistsituation besser bemerken und nicht einfach vom Nest abfliegen. Feldwespen haben mit der Neuorientierung oft mehr Schwierigkeiten als andere Wespenarten. Später wurde dann der Kasten geöffnet und die Tiere hatten wieder eine ähnlich offene Nistweise wie zuvor am Türrahmen. Der Standort wurde hinsichtlich Wärme und Sonne auch ähnlich zum vorherigen ausgewählt.

 

Das Feldwespennest im Türrahmen...

 

Die Tiere werden abgekeschert und anschließend die Wabe entfernt - Nest und Tiere werden anschließend am neuen Standort in einem Nistkasten vereint...

 

Weitere Entwicklung:

18.07.2022: Die Tiere haben sich eingewöhnt und Flugverkehr ist vorhanden. Die Umsiedlung scheint also geglückt zu sein.

 

18.07.2022: Die Tiere auf ihrem Nest am neuen Standort, rechts etwas Bienenfutterteig...

 

29.07.2022: Das Volk hat sich schön weiterentwickelt und neue Tiere sind geschlüpft. Mehr als 20 Tiere sitzen am Nest, auch ein erster Drohn ist bereits dabei. Die Brut hat sich ebenfalls sehr gut weiterentwickelt und neue Zellen sind verdeckelt. Es sieht also alles gut aus am Nest.

 

29.07.2022: Blick auf das schön entwickelte Feldwespennest - Foto: S. Emmrich

 

07.08.2022: In den letzten Tagen sind zunächst vermehrt Drohnen und inzwischen auch neue Jungköniginnen geschlüpft. Die Brutbelegung nimmt unterdessen ab, was auf das Erreichen des Kolonie-Höhepunktes hindeutet.

 

07.08.2022: Am Nest befinden sich inzwischen vermehrt Jungköniginnen und Drohnen... - Foto: S. Emmrich

 

21.08.2022: Das Nest ist inzwischen beinah verlassen, nur noch eine Arbeiterin versteckt sich hinter der Wabe. Damit ist die Saison für das Nest beendet.

 

Bilanz - erstellt am 21.08.2022:

Das Volk hat sich nach der Umsiedlung noch erfolgreich entwickelt und seine Geschlechtstiere freisetzen können. Insgesamt sind aus diesem Nest mind. 40 Geschlechtstiere hervorgegangen, eine schöne Bilanz.

 


 

Weiter zu Teil 2 mit vielen Hornissenumsiedlungen ab August...

 

 

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