Feinde unserer Hummeln und weitere Gefahrenquellen
1. Wachsmotten
Die Hummelwachsmotte (Aphomia sociella) gehören zu den gefährlichsten Feinden unserer Hummeln. Neben ihr gibt es auch noch die Große und die Kleine Wachsmotte (Galleria mellonella und Achroia grisella), die gelegentlich auch in Hummelnestern angetroffen werden. Die begatteten Weibchen "schleichen" sich nachts unbemerkt in ein Hummelnest und legen eine Vielzahl von Eiern. Aus diesen bis zu 500 gelegten Eiern schlüpfen kurze Zeit später die Larven. Der gesamte Hummelbau samt Wachs, Eiern und Hummellarven wird von den Larven der Wachsmotte Stück für Stück aufgefressen. Erkennbar ist ein Befall oft an einem dichten Gespinst im Bereich von befallenen Waben, unter welchem sich die Mottenlarven bewegen, ohne von den Hummeln angreifbar zu sein. Ein von Wachsmotten befallenes Nest geht innerhalb weniger Wochen zugrunde.
Jedoch wird häufig beobachtet, dass sehr starke Völker lange Zeit nicht oder nur geringfügig betroffen sind. Anscheinend ist ein gesundes und kräftiges Volk in der Lage, Wachsmottenweibchen am Eindringen in das Nest zu hindern. Meist werden solche Nester erst während der Absterbephase stark befallen, weil zu diesem Zeitpunkt die Organisation des Volkes zusammenbricht. Schwache oder kranke Kolonien werden dagegen häufig befallen und vernichtet.
Erstaunlicherweise legt der Falter auch dann noch seine Eier, wenn Hummelarbeiterinnen ihn getötet haben. Dadurch können - je nachdem wie weit weg die Eier von der Nestwärme sind - die Eier noch mehr oder weniger schnell zur Entwicklung kommen. Die schlüpfenden winzigen Larven der Wachsmotte können sich auch über eine gewisse Distanz aktiv hinwegbewegen und somit zum Nest gelangen. Dadurch können auch abgelegte Eier außerhalb eines Nistkastens zu einem Wachsmottenbefall im Kasten führen. Es ist bekannt, dass größere Larven gezielt das Nest wahrnehmen können. Ob auch die kleinen, frisch geschlüpften Larven bereits über einen solchen Geruchsinn verfügen und das Nest über größere Distanz wahrnehmen können, ist nicht bekannt. Da stark bewachte Nester meist erst spät oder nur in geringerem Maße befallen werden, ist dies aber eher unwahrscheinlich. Möglicherweise ist es hier eher Zufall, wen eine Larve von außerhalb bis zum Nest durchkommt.
Bei Wachsmottenbefall hilft nur die Umbettung intakter Waben in eine saubere Nestumgebung. Prophylaktisch ist - wenn man einen Falter im Nest entdeckt hat - eine Behandlung mit Bacillus thuringiensis möglich. Je nach Stamm werden unterschiedliche Bakterientoxine gebildet, welche gegen Käfer, Schmetterlinge und Zweiflüger wirken können. Das Bakterientoxin von Bacillus thuringiensis subsp. aizawai ist bei richtiger Handhabung (Konzentration 1 g/L in Wasser, etwa 10-30 ml davon je nach Nestgröße auf das geöffnete Nest feinneblig versprühen - Nebel nicht Einatmen, da er Allergien verursachen kann - und Nest trocknen lassen bei warmem Wetter) für die Hummeln nicht problematisch, tötet aber junge Wachsmottenraupen zuverlässig. Sind schon größere Larven vorhanden, ist die Wirkung auf diese stark reduziert.
links: Larven der Hummelwachsmotte, rechts: befallene Brutwaben bei der Dunklen Erdhummel, erkennbar ist hier das typische Gespinst
2. Ameisen
Ameisen werden durch die prallgefüllten Honigtöpfe angelockt. Gesunde Völker sind jedoch meist in der Lage, sich gegen diese ungebetenen Besucher zur Wehr zu setzen. Die Ameisen werden dabei von den Hummeln totgebissen. Bei Nestgründungen kann aber das Auftreten zahlreicher Ameisen die Königin zur Aufgabe ihrer Brutwaben bewegen.
Ameisen können zum Problem werden - insbesondere bei schwachen Völkern oder wenn noch keine Hummelarbeiterinnen geschlüpft sind...
3. Kuckucks- bzw. Schmarotzerhummeln
Es gibt in Deutschland insgesamt 10 Arten von Kuckuckshummeln, wobei alle bestimmte Wirtsarten bevorzugen (z.B. die Felsenkuckuckshummel - Psithyrus rupestris schmarotzt bei der Steinhummel, die Norwegische Kuckuckshummel - Psithyrus norvegicus bei der Baumhummel, die Waldkuckuckshummel - Psithyrus sylvestris oft bei der Wiesenhummel oder Psithyrus bohemicus bei der Hellen Erdhummel). Kuckuckshummeln zeichnen sich durch das Fehlen der Sammeleinrichtungen am hinteren Beinpaar sowie der Wachsdrüsen aus. Sie erwachen meist einige Wochen später aus der Winterpause als ihre Wirte. Nach einer Stärkung durch Blütennektar suchen sie nach neu entstandenen Hummelkolonien, die einen bestimmten Entwicklungsgrad erreicht haben. Dabei sind für diese Weibchen meist solche Kolonien sehr interessant, bei welchen die erste oder zweite Generation von Arbeiterinnen bereits vorhanden ist. Wenn sie ein geeignetes Nest entdeckt haben, dringen sie in dieses ein und versuchen, den Nestgeruch anzunehmen. Daraufhin töten sie - zumindest ist dies der Fall bei den meisten Kuckuckshummelarten - die eigentliche Hummelkönigin und übernehmen das Volk. Lediglich bei wenigen Arten wie der Waldkuckuckshummel (Psithyrus sylvestris) bleibt die Königin des Wirtsvolkes (hier in der Regel Wiesenhummeln) oft am Leben, wird aber zur Arbeiterin degradiert und legt kaum oder gar keine eigenen Eier mehr. Hat eine Kuckuckshummel erfolgreich ein Nest übernommen, so legt diese Eier, welche - wie auch die späteren Larven - von den Arbeiterinnen des Wirtsvolkes gepflegt werden. Da jedoch bald darauf durch das Fehlen der echten Königin bzw. durch deren Unterdrückung (wie bei der Waldkuckuckshummel) keine Arbeiterinnen mehr schlüpfen, stirbt auch hier das Nest nach und nach ab. Eine Nestübernahme durch eine Kuckuckshummel gelingt jedoch nicht immer. Manchmal werden sie auch von den vorhandenen Arbeiterinnen überwältigt und getötet. Ein Beispiel einer dokumentierten Okkupation der Kuckuckshummel Psithyrus rupestris (Felsenkuckuckshummel) bei einer Steinhummelkolonie ist im Tagebuch 2007 detailliert dargestellt. Die Übernahme eines Baumhummelvolkes durch die Norwegische Kuckuckshummel (Psithyrus norvegicus) ist im Tagebuch 2019 beschrieben. Übrigens: Junge Weibchen der Kuckuckshummelarten kehren nach dem ersten Abflug vom Wirtsnest nicht mehr zum Nest zurück - im Gegensatz zu den Jungköniginnen der echten Hummeln.
Achtung: Auch Schmarotzerhummeln sind seltene Tiere und damit geschützt. Das Töten von Kuckuckshummeln zum Schutz anderer Hummelvölker wäre falsch verstandener Naturschutz!
links: Felsenkuckuckshummel (Psithyrus rupestris) - die Kuckuckshummel der Steinhummel; rechts: Schmarotzerhummel der Hellen Erdhummel (Psithyrus bohemicus)
Psithyrus rupestris in einem Steinhummelvolk (Bildmitte) - es ist bereits Kuckucksbrut vorhanden
junges Weibchen von Psithyrus rupestris - geschlüpft in einem okkupierten Steinhummelvolk
4. Milben
Die meisten Milbenarten sind ein normaler Bestandteil eines Hummelnestes und unterstützen sogar die Nesthygiene. Einige Milben überwintern auch stets an Jungköniginnen und gelangen auf diese Weise im Folgejahr wieder in ein Hummelnest. Dabei lassen sie sich meist hinter der Flügelmuskulatur und zwischen Hinterleib und Körper (Thorax) von Jungköniginnen nieder. Ein großer Befall einer Jungkönigin durch Milben kann jedoch problematisch sein. Einige Arten sind auch schädlich, denn sie bohren sich durch den Chitinpanzer des Insekts und können es dabei schwächen. Starker Befall eines Nestes durch Milben kann auch ein Volk erheblich schwächen. Allerdings ist das eher nur dann der Fall, wenn ohnehin etwas mit dem Nest nicht stimmt - beispielsweise bei massivem Wachsmottenbefall oder wenn das Nest ohnehin natürlicherweise abstirbt.
5. Spinnenameisen
Unter den Spinnenameisenarten wird besonders die Große Spinnenameise (Mutilla europaea) auch Hummeln gefährlich. Dieser Parasit wird aber nur recht selten in Hummelnestern nachgewiesen, da sein Vorkommen selbst als gefährdet gilt. Die Weibchen sind im Gegensatz zu den Männchen flügellos. Ein befruchtetes Weibchen dringt im Hochsommer in Hummelkolonien ein und legt Eier. Die schlüpfenden Larven leben parasitisch von Hummellarven und fressen diese langsam auf. In seltenen Fällen kann es zu einem Massenauftreten dieser Art in Hummelnestern kommen, an dessen Folgen eine Hummelkolonie auch zugrunde gehen kann. Zudem ist bei Spinnenameisen auch besondere Vorsicht geboten: Sie sind in der Lage, äußerst schmerzhafte Stiche auszuteilen.
links: Große Spinnenameise; links: Große Spinnenameise in einem Baumhummelnest (roter Pfeil)
Fliegen kommen in jedem Hummelnest vor. Die meisten Arten sind harmlos und die Maden ernähren sich von Abfällen im Nest. Eine Ausnahme ist jedoch die Fleischfliege Brachicoma devia. Die begatteten Weibchen dieser Art versuchen im Sommer, meist ab Ende Juni, selten auch bereits im Mai, in Nester diverser Hummelarten einzudringen. Besonders gefährdet sind Erdhummeln, insbesondere die Kryptarum-Erdhummel, und Ackerhummeln. Bei früherem Auftreten kann es aber auch andere Hummelarten (Baumhummeln, Wiesenhummeln) betreffen. Die Weibchen legen keine Eier, sondern lebende Maden an insbesondere die Larven im Hummelnest, welche kurz vor der Verpuppung stehen. Sobald sich die Hummellarve verpuppt hat, saugen die Fliegenmaden die Hummellarve aus. Danach fressen sie sich durch den Kokon und verpuppen sich im Nestmaterial, bevor sie im kommenden Jahr schlüpfen. Dabei werden teils auch mehrere Maden an einer Hummellarve platziert. Insbesondere Königinnenlarven und Brutwaben von Drohnen sind gefährdet und ein Befall kann zu einem massiven Brutverlust führen. Gerade bei der Kryptarum-Erdhummel wurden mehrfach Brutverluste von bis zu 50% (bezogen auf die Jungköniginnenbrut, siehe Tagebuch 2010 und 2011) beobachtet. Die Fliegen agieren beim Eindringen in das Hummelnest blitzschnell, können auch Wächterinnen überlisten und dadurch teilweise sogar in starke Kolonie vordringen.
Nach eigenen neuen Beobachtungen (siehe Tagebuch 2018) führt auch der Tod des Fliegenweibchens, beispielsweise durch Hummelwächterinnen, zur Freisetzung der Maden. Mehr als 80 winzige Maden können dabei durch ein einzelnes Weibchen freigesetzt werden. Diese können über Stunden hinweg aktiv sein und dabei auch einige Distanz zurücklegen. Möglich ist daher prinzipiell auch die Brutablage im Eingangsbereich des Nestes durch das Weibchen, da die Maden bei kürzeren Laufgängen in Hummelkästen auch selber den Weg in das Nest finden können. Allerdings scheint die Bewegung der Maden nicht gezielt zu sein, also die Maden scheinen die Waben und das Nest nicht direkt wahrnehmen zu können (außer auf unmittelbare Distanz), weshalb es auf diese Weise nur ein kleiner bis sehr kleiner Teil der Fliegenmaden in das Nest schafft. Aus diesem Grund ist das Fliegenweibchen wohl auch bestrebt, immer so weit wie möglich in das Nest einzudringen. Alles andere ist eher als Notlösung zu sehen.
Gegen diese Fliege ist kaum etwas zu machen, außer aktiv die Fliegen am Kasten abzufangen. Diese sind dahingehend meist träger also man es von anderen Fliegen her gewohnt ist. Lange Laufgänge und spaltenarme Kästen sind immerhin von Vorteil. Gegen einen Befall kann man aber nicht viel machen und auch befallene Nester sind nicht wirklich behandelbar.
links: Weibchen von Brachicoma devia; mitte: Maden von Brachicoma devia in Königinnenkokons von Erdhummeln; rechts: Puppen
Larven und Puppen von Brachicoma devia in unterschiedlichen Stadien...
Ein getötetes Weibchen von Brachicoma devia (beispielsweise durch Hummelarbeiterinnen) setzt auch nachfolgend noch die winzigen Larven frei (siehe Pfeile), sodass auch dann noch ein Befall des Nestes möglich ist...
Weitere Probleme bereiten Blasenkopf- und Dickkopffliegen der Gattung Conops oder Sicus. Die Weibchen legen dabei im Flug Eier zwischen die Hinterleibssegmente von sammelnden Hummeln. Schlüpfen diese, so entwickeln sie sich im Hinterleib und fressen den Wirt von Innen heraus auf. Anfangs werden keine lebenswichtigen Organe geschädigt, sodass die befallenen Hummeln noch einige Zeit lang leben bevor sie sterben. Auch wenn teils mehrere Eier pro Hummel abgelegt werden, so kommt am Ende immer nur eine Fliegenmade zur vollständigen Entwicklung. Die Made verpuppt sich noch im Hinterleib ihres Wirtes und überwintert dort. Teils kann der Befall von Hummeln durch diese Fliegen sehr stark sein, sodass ganze Nester zusammenbrechen (siehe auch Tagebuch 2008). Gerade Steinhummeln scheinen sehr stark betroffen zu sein.
Paarung bei der Breitstirnblasenkopffliege (Sicus ferrugineus)...
links: Larve einer Blasenkopf- oder Dickkopffliege im Hinterleib einer Steinhummelarbeiterin; rechts: Blasenkopf- oder Dickkopffliegen-Puppe im Hinterleib einer Steinhummelarbeiterin
7. Viren
Einige Viren können Hummeln ebenfalls stark zusetzen. Darunter ist beispielsweise das DWV - das Deforming Wing Virus. Dieses ist vielfach aus der Imkerei beim Umgang mit Bienen bekannt. Durch zunehmenden Varroa-Befall in den Bienenvölkern werden das DWV wie auch weitere Viren viel stärker auf die Bienen übertragen als früher. Der Virustiter in einer Biene kann dabei sehr hoch sein, was teils zu Missbildungen der Flügel und weiteren körperlichen Auffälligkeiten führt. Weniger betroffene Bienen können den Virus aber auch auf andere Insekten bei ihren Sammeltouren übertragen, wobei der genaue Übertragungsweg noch recht unbekannt ist. Wahrscheinlich wird durch Bienenkot der Pollen in einigen Pflanzen infiziert, der dann von anderen Insekten gesammelt wird. Gerade im Sommer können auch Hummeln infizierten Pollen eintragen und sich sowie ihre Brut infizieren. Scheinbar sind bei Hummeln weniger Viren notwenig, um körperliche Fehlbildungen zu erzeugen. Folglich kann eine solche Virusinfektion in schweren Fällen nachhaltig fast alle Larven eines Nestes infizieren, wodurch fast nur noch flugunfähige Tiere ohne entwickelte Flügel schlüpfen. In der Folge sterben diese dann ab. Insbesondere die Jungköniginnenbrut scheint betroffen zu sein, während Drohnen seltener solche Schäden zeigen. Ein solcher Befall kann alle Anstrengungen eines Volkes, Jungköniginnen zu erzeugen, zunichte machen. Inwieweit bereits erwachsene Tiere infiziert werden, wie infektiös diese dann sind und welche Auswirkungen das hat - gerade bei Königinnen, die dann selber Eier legen - ist noch nicht näher untersucht worden. Vielleicht aber ein paar ergänzende Gedanken dazu basierend auf eignenen Beobachtungen als Auszug aus dem Hummeltagebuch 2018 (Achtung: Es handelt ich lediglich um ungesicherte Vermutungen!):
"Ich gehe mittlerweile davon aus, dass gerade alte Hummeln übertragbare Infektionen entwickeln können und dann auch Larven - je nach Kontakthäufigkeit einer Larve mit alten, ggf. infektiösen Hummeln mit hohen Virustiter und ev. auch in Abhängigkeit von der Menge an virushaltiger Nahrung - eine akute Infektion bekommen können, welche dann mit Flügelschäden in der Puppenruhe einhergeht. Während aus meiner Sicht ein hoher Titer an Erregern vor allem bei alten Hummeln zunehmend auftritt, weisen junge Tiere und insbesondere Königinnen zumindest nach dem Schlupf wohl niedrige und übertragungstechnisch unproblematische Titer auf. Sonst wäre nicht erklärbar, dass ich entsprechende Beobachtungen von flügelgeschädigten Tieren noch nie bei Nestgründungen und jungen Völkern hatte, obwohl die gründenden Königinnen aus Nestern stammten, welche im Vorjahr durchaus entsprechende Symptome zeigten. Möglicherweise geht nach dem Larven- und Puppenstadium die Viruslast in der Regel zurück, und das auch bei Tieren mit Flügelschäden. Das würde erklären, warum sogar bei einigen meiner stark symptomatischen Tiere (welche ich vor einigen Jahren mal bei einem stark betroffenen Nest gesammelt hatte und von Prof. Paxton an der Universität Halle untersuchen ließ) in der Folge nur sehr wenig Virus-RNA nachgewiesen werden konnte. Weiterhin wäre ausgehend von der Beobachtung, dass bei Bienen die "Durchseuchung" bei bis zu 100% liegt, auch bei Hummeln von einer hohen Infektionsrate auszugehen und folglich beinahe keine gesunde Nachkommenschaft mehr möglich - auch weil Hummelbrut ohnehin empfindlicher auf diese Viren reagiert als Bienenbrut. Der Schaden an der Hummelpopulation müsste unter diesem Gesichtspunkt also weitaus dramatischer sein als er in der Realität ist. Das bei Bienen der Titer auch bei jungen Tieren bereits sehr hoch sein kann, wird wohl an der Varoamilbe liegen, wodurch eine viel höhere Virusmenge von Beginn an über die saugende Milbe direkt in die Lymphflüssigkeit übertragen wird und nicht nur eine rein orale Aufnahme des Virus erfolgt. Folglich ist der Virus - wenngleich er bei Hummeln schneller als bei Bienen zu Schäden führt - aus meiner Sicht nur unter bestimmten Bedingungen für Hummeln problematisch und optisch flugfähige, gesunde Tiere, welche aus einem Volk mit entsprechender Symptomatik hervorgegangen sind (was mittlerweile fast der Regelfall ist), haben aus meiner Sicht keine nennenswerte Einschränkung bzgl. Überwinterung und erfolgreicher Nestgründung/-entwicklung im Folgejahr. Sonst wären wohl auch die häufigen Hummelarten schon längst auf ein kritisches Niveau geschrumpft. Nur in Ausnahmen ist ein schwerer Verlauf einer solchen Infektion im Hummelvolk zu erwarten, wie einem alterbedingt stark ansteigenden Titer bei der Altkönigin oder durch andere Risikofaktoren (Stress durch Parasitenbefall, schlechte Nesthygiene,...)." (Juni 2018, Hummeltagebuch 2018).
Baumhummeljungköniginnen mit DWV-Symptomen aus einem stark betroffenen Volk - die Flügel sind stark missgebildet oder fehlen
Nochmal Nahansicht einiger infizierter Tiere...
8. Einzeller und Fadenwürmer
Einzeller der Gattung Nosema befallen den Darm von Hummeln und Bienen und verursachen die sogenannte Nesomatose. Auch andere Hautflügler können betroffen sein. Bei Hummeln spielt vor allem Nosema bombi eine Rolle. Dieser Hummel-Parasit führt oft zu einer chronischen Erkrankung, die sich u.a. durch eine verstärkte Kotabsetzung mit einem teils verdickten Hinterleib äußert. Teilweise ist auch die Lebensdauer der Tiere verkürzt. Bei Königinnen wirkt sich die Infektion mit einem reduzierten Nestgründungsverhalten aus. Stärker infizierte Völker produzieren, basierend auf einigen Studien, wohl deutlich mehr Drohnen als Königinnen. Seltener (zumindest noch in Deutschland), aber noch gefährlicher ist der eingeschleppte Parasit Nosema ceranae, welcher neben Hummeln auch andere Bienen befallen kann und dessen Infektion oft tödlich verläuft. Die Ansteckung durch diese Einzeller der Gattung Nosema erfolgt meist über die Nahrung durch Interaktion mit kontaminiertem Kot. Auch infizierte Tiere können wohl den Erreger über die Nahrung weitergeben, beispielsweise durch Fütterung. Allerdings scheinen, zumindest bei N. bombi, nicht alle Tiere, welche in Kontakt mit dem Erreger kommen, auch eine Infektion zu entwickeln. Auch wenn der heimische Honigbienenparasit Nosema apis normalerweise wohl nicht auf Hummeln übertragbar ist, so sollte man zur Sicherheit - und auch im Hinblick auf Nosema ceranae - auf eine Zufütterung von Hummeln mit Bienenhonig verzichten - insbesondere wenn der Honig Bestandteile aus anderen Ländern enthält! Es ist übrigens denkbar, dass ein Befall durch Nosema bombi auch Infektionen durch Viren, wie dem DWV, begünstigt und verstärkt.
Der Fadenwurm Sphaerularia bombis befällt überwinternde Jungköniginnen in ihren Winterquartieren. Dabei dringt er in den Hinterleib der Hummel ein. Sobald die Königin aus ihrer Winterpause erwacht, produziert der Parasit massenhaft Eier, sodass dieser um das 20-fache anschwillt. Die Nachkommen schlüpfen noch in der Königin. Befallene Königinnen gründen keine Nester und haben - wohl bedingt durch den Parasiten - die Angewohnheit, sich an bestimmten Stellen in der Erde eingraben zu wollen. Dabei handelt es sich meist um bevorzugte Winterquartiere von Hummelköniginnen. Dort verlassen die Parasiten die Hummelkönigin und verpaaren sich. Die Königin stirbt meistens kurz darauf. Nachfolgend breiten sich die Fadenwürmer in der unmittelbaren Umgebung aus und warten auf neue Jungköniginnen, die dort überwintern wollen.
9. Vögel und weitere Tiere
Auch Vögel, u.a. Meisen, stellen Hummeln nach. Gerade auch Hummelköniginnen scheinen hier gefährdet zu sein. Ebenso können sich Gartentrotschwanz und Eichelhäher als Hummeljäger spezialisieren und gezielt Hummeln erbeuten. Nester fallen dagegen häufiger einem Igel, Maulwürf, Fuchs, Dachs oder einem Marder zum Opfer, wenn diese nicht tief genug angelegt wurden. Im Schutze der Nacht graben die Tiere die Nester aus und fressen die proteinreiche Brut und süßen Nahrungsvorräte. Neben Vögeln und Säugetieren stellen auch andere Raubinsekten, wie Hornissen oder Spinnen, den Hummeln nach.
10. Der Mensch
Der Mensch stellt jedoch die größte Gefahr für unsere Hummelpopulation dar. Dem zunehmenden Straßenverkehr fallen immer mehr Hummeln zum Opfer, vor allem aber die Königinnen im Frühjahr. Schwer bepackt mit Pollen oder Nektar fliegen sie dicht über den Boden und auch dicht über die Straßen. Nur zu oft stirbt eine solche Hummel und somit ein ganzes Volk an der Frontscheibe eines Autos. Eine andere Gefahr stellen die chemischen Bekämpfungsmittel, z.Bsp. gegen Ameisen oder Blattläuse, und Pestizide sowie Insektizide in der Landwirtschaft dar. Sie schädigen oft auch Hummeln und andere Insekten, welche derart behandelte Blüten besuchen. Auch aus Angst vor Stichen werden immer noch Nester in Gärten und in Hausnähe vernichtet. Weiterhin wird den Hummeln durch das frühzeitige und gleichzeitige Mähen der Wiesen und Felder oft die Nahrungsgrundlage genommen, was zu Trachtlücken führen kann. Diese können teils zum Zusammenbruch von Kolonien führen!
Maßnahmen zum Schutz unserer Hummeln
1. Bieten von Nistmöglichkeiten
Hummelköniginnen, welche im Frühjahr über Weiden und Wiesen fliegen, sind auf der Suche nach einer Nistmöglichkeit. Aufgrund immer intensiverer Landwirtschaft sind sinnvolle und sichere Niststandorte teils limitiert. Deshalb kann man den Hummeln helfen, indem man ihnen eine Nistmöglichkeit zur Verfügung stellt. Es gibt fertige Nistkästen zu kaufen, aber man kann auch selber einen anfertigen. Dazu wird aus Holz ein etwa 40 cm x 40 cm x 35 cm großer Holzkasten gebaut. Der Deckel des Kastens muss dabei abnehmbar sein und sollte gut abschließen. Ohnehin sollten keine Spalten und Lücke vorhanden sein, welche das Eindringen von Schädlingen erlauben. Kleinere, gut abgeschicherte Luftlöcher können sinnvoll sein, allerdings ist auch hier darauf zu achten, dass keine Parasiten darüber in den Kasten gelangen können. Das Einflugloch befindet sich in einer der Seiten, um welches (zur Fütterung bei Nahrungslücken und zur besseren Wärmedämmung) ggf. ein Vorbau aufgesetzt wird. Innen wird eine Röhre, welche mit dem Eingang verbunden ist, eingesetzt. Weiterhin wird ein passender Karton in den noch leeren Hummelkasten gesetzt, wodurch später eine Verunreinigen der Nistkastenwände durch Kot gering gehalten werden kann. In den Karton hinein gehören Sägespäne als Untergrund und natürlich das Nistmaterial. Dafür eignen sich besonders unbehandelte Polsterwolle oder auch trockenes Moos. Beim anschließenden Aufstellen des Kasten ist nur wichtig: Der Hummelkasten darf ab Mittag nie in der prallen Sonne stehen, weil dadurch eine Überhitzung der Kolonie vorprogrammiert ist und das ganze Volk zugrunde gehen kann! Ein wenig Morgensonne bis etwa 9 Uhr ist dagegen sogar begünstigend.
links: Hummelnistkästen in einem überdachten Hummelstand - rechts. Blick in einen Nistkasten, im Karton befindet sich der eigentliche Nistraum mit zerzupfter Polsterwolle auf Sägespänen, die Laufröhre ist hier nicht zu sehen und befindet sich in/unter der Wolle
Das Besiedeln kann man getrost den Hummeln selbst überlassen - oder man setzt gezielt eine ein. Da Hummeln unter Naturschutz stehen, ist für die Ansiedlung von Hummelköniginnen jedoch unbedingt das nötige Fachwissen und eine Sondergenehmigung von der unteren Naturschutzbehörde notwendig! Zur aktiven Ansiedlung fängt man im Frühjahr eine auf Nestsuche befindliche Hummelkönigin vorsichtig mit einem Pappröhrchen, welches auf einer Seite mit lichtdurchlässiger Folie bestückt ist, ein. Dabei dürfen nur die am Boden deutlich nach Nestern suchenden Königinnen gefangen werden und keinesfalls Hummelköniginnen, die an Blüten nach Nahrung suchen! Diese können bereits eigene Nester bezogen haben. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, so würden diese Tiere - da sie nicht in Suchstimmung sind - ohnehin keine Nistgelegenheiten annehmen. Das Einfangen einer geeigneten Königin geht am Besten, wenn die Königin gerade ein Mäuseloch untersucht und hineinkrabbelt. Die Röhre wird in das Loch gesteckt und die Hummel krabbelt beim Herauskommen in die Röhre. Befindet sich die Hummelkönigin im Röhrchen, krabbelt sie dem Licht entgegen. Dabei wird das offene untere Stück zugehalten, später auch die Seite mit der Folie, damit die Königin ruhig bleibt. Daraufhin wird sie vorsichtig in den vorbereiteten Kasten bugsiert, wobei man sie direkt über den Kasteneingang in den Nistkasten laufen lässt. Man kann, wenn man sich traut, die Königin auch mit der Hand fangen und vorsichtig einsetzen. Der Vorteil: die Körperwärme beruhigt das Tier zusätzlich und der Ansiedlungserfolg ist besser. Allerdings kann man auch mal gestochen werden, wenn man die Königin nicht gut erwischt. Wichtig ist immer: Die Königin darf nicht verletzt werden! Der Zeitraum vom Einfangen bis zum Einsetzen der Hummel darf weiterhin nur wenige Minuten betragen, da die Tiere sonst panisch werden und keinen Nistplatz mehr annehmen. Zudem darf die Stelle, wo die Königin eingefangen wurde, nicht weiter als wenige hundert Meter vom Nistkasten entfernt liegen!
Sobald die Königin das Innere des Kastens aufgesucht hat, sollte man für etwa eine Minute etwas Moos vor den Eingang legen, damit die Hummel durch das Licht nicht gleich wieder herausgelockt wird. Dann beginnt das gespannte Warten. Kommt die Hummel gleich wieder aus dem Kasten heraus und fliegt davon, hat ihr der Kasten nicht gefallen. Dauert es aber länger und fliegt dann die Königin in Halbkreisbewegungen vor dem Kasten hin und her, hat man es möglicherweise geschafft. Allerdings bestätigt erst die neuerliche Rückkehr der Königin zum Nistkasten, dass sie den Kasten wirklich angenommen hat. Das kann allerdings manchmal ein paar Tage dauern. Daher sollte man nicht gleich eine neue Königin einsetzen, wenn die vorherige Kandidatin bis zum Abend noch nicht zurückgekehrt ist. Das kann - wenn beide Königinnen dann zurückkehren - zu Stechereien führen.
Hat man im Vorjahr bereits einmal ein Hummelvolk gehabt, so kommt es oft vor, dass Jungköniginnen aus diesem Nest im kommenden Frühjahr wieder zurückkehren. Dann besiedeln diese Königinnen oft zuverlässig im Bereich des alten Nistplatzes aufgestellte Nistkästen. Etwas aufpassen muss man jedoch auch hier, da manchmal mehrere Jungköniginnen einen Nistkasten besiedeln wollen und es zu Stechereien kommen kann. Man sollte also ein Auge auf die Nistkästen haben und notfalls weitere zurückkehrende Königinnen abfangen und in andere Kästen setzen.
Hat man es geschafft und ein Hummelvolk entwickelt sich in einem der Nistkästen, so ist es ist sinnvoll, regelmäßige Nestkontrollen durchzuführen. Das ist wichtig, da die Nester oft von verschiedenen Parasiten heimgesucht werden - insbesondere von Wachsmotten. Erkennt man einen Befall frühzeitig, kann man das Nest oft noch retten (falls es zum "Wie?" Fragen gibt, dann gerne eine Mail an mich). Bleibt der Befall dagegen unbemerkt, kann das Volk binnen weniger Wochen zu Grunde gehen. Zu beachten ist aber wieder: Für das Öffnen der Nester zu Kontrollzwecken ist wieder eine Sondergenehmiging bei der Naturschutzbehörde notwendig. Detaillierte Aufzeichnungen zur Ansiedlung und Haltung von verschiedenen Hummelvölkern - ausgestaltet mit zahlreichen Bildern - gibt es in den Tagebüchern zu finden. Es lohnt sich, dort mal reinzuschauen.
Hummelnistkasten mit Nest - Nestkontrollen sind ratsam, um Parasitenbefall rasch zu erkennen...
Nochmal der Hinweis: Für das aktive Ansiedeln von Hummeln sowie auch für das Öffnen der Nester zu Kontrollzwecken ist eine Sondergenehmigung bei der unteren Naturschutzbehörde erforderlich! Hummelköniginnen dürfen zum Zwecke der Ansiedlung auch keinefalls eingesperrt oder verletzt werden!
2. Nahrungsgrundlage liefern
Man kann Hummeln aber auch anders helfen. Aufgrund der hohen Bewirtschaftung der Felder werden Hummeln oft in Nahrungsengpässe getrieben. Sie können also keine Nektar- und Pollenpflanzen finden, um sich und ihren Staat zu ernähren. Deshalb kann man ihnen solche Pflanzen im Garten anbieten, welche auch gerne angenommen werden. Solche Pflanzen sind zum Beispiel: Wolliger Ziest, Löwenmaul, Lungenkraut, Lupine, Fingerhut, Marienglockenblume, Rittersporn, Herzgespann, Salbei, Sommerflieder, Primel, Eisenhut, Akelei, Mohnarten, Melisse, Schwertlilie, Gartenbeinwell, Bechermalven, Rhododendron, Schlüsselblume, Rosen, Phacelia, Cotoneaster, usw. Zudem sollte auf Pflanzenschutzmittel aller Art stets verzichtet werden!
links: natürliche, wilde Wiesen stellen für Hummeln eine riesige Nektarquelle dar - ganz im Gegensatz zu dem in vielen Gärten und Parks weit verbreiteten "englischen Rasen"; rechts: Steinhummeljungkönigin am Herzgespann
Massentracht für Hummeln: Raps und Löwenzahn in voller Blüte - solange keine Pflanzenschutzmittel beim Raps eingesetzt werden ist das eine wichtige Trachtquelle für alles, was summt und brummt (siehe auch Bilderbericht dazu)
Gerade naturnahe Flächen ohne Landwirtschaft und mit abwechselnden Wiesen- und Baumbeständen - wie hier an einer Talsperre - bilden Rückzugsorte für viele Arten...
Im Uferbereich solcher Gebiete gibt es oft abwechslungsreiche Trachtquellen - frei von Pflanzenschutzmitteln...
3. Toleranz
Ein weiterer Punkt, unter denen Hummeln oft leiden, ist die fehlende Toleranz gegenüber den friedlichen Brummern. Viele Menschen verfallen in Hysterie, wenn sie in ihrem Umkreis das Nest irgendeiner staatbildenden Insektenart finden. Bekämpfungsmaßnahmen sind dann meist die Folge. Dabei wissen die wenigsten, dass ein Hummelnest nur ein Jahr lang existiert und wie interessant und komplex sich die Entwicklung einer Kolonie gestaltet. Die meisten Hummelarten sind weiterhin ausgesprochen friedlich und stören auch im direkten Nestumfeld niemanden. Jedoch sollte für die "aktive" Zeit die Gartenpflege in unmittelbarer Nähe des Nestes gering gehalten werden, um die Tiere nicht zu verwirren.
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