Gefahren und Bedrohungen für Hornissen
1. Der Mensch
Die größte Bedrohung für die Hornisse ist zweifellos der Mensch. Da hohle Bäume, die ursprünglichen Niststätten der Hornissen, immer seltener zu finden sind, werden künstliche Nisthöhlen im menschlichen Umfeld das neue Domizil der Hornissen. Doch genau hier kommt es zu Problemen zwischen Mensch und Hornisse. Aus Angst und wegen falschen, hartnäckigen Vorurteilen gegenüber diesen Großinsekten werden die Tiere immer noch bekämpft - und zwar illegal, da sie unter Naturschutz stehen! Auch Pflanzenschutzmittel setzen den Tieren immer wieder zu und führen zu Vergiftungen.
links: Hornissennest in einer Baumhöhle, der natürlichen Niststätte der Hornisse; rechts: Blick von unten in ein Hornissennest in einem Baum - solche natürliche Niststätten wie hohle Bäume werden jedoch immer seltener...
...sodass die Tiere auf andere Nistplätze ausweichen müssen, wodurch eine Konfrontation zwischen Hornisse und Mensch vorprogrammiert ist.
2. Wachsmotte oder Dürrobstmotte
Der bereits bei den Hummeln beschriebene Falter (siehe hier) befällt nicht nur Hummelvölker, sondern wie ebenfalls schon gesagt auch Wespen, zu denen auch die Hornissen zählt. Hierzu dringt ein begattetes Weibchen in ein Hornissennest ein und legt nach Annahme des Nestgeruches einige Eier. Aus diesen Eier schlüpfen wiederum Larven, welche sich von der Hornissenbrut ernähren und sich noch im Nest verpuppen. Auch hier kann der Befall durch die Wachsmotte an verwobenen Nestteilen erkannt werden. Starker Befall kann schwache Völker durchaus derart schwächen, dass das Nest aufgegeben wird. Gerade auch späte Nestgründungen sind hier gefährdet und werden oft noch vor dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen befallen. Neben Wachsmotten können auch andere Mottenarten, wie vor allem die Dürrobstmotte, den Hornissen gefährlich werden. Einen Einblick in den Verlauf eines solchen Befalls gibt es hier.
3. Weitere Tiere
Maßnahmen zum Schutz
1. Bieten von Nistmöglichkeiten
Die ursprünglichen Siedlungsräume der Hornisse - Laubmischwälder mit alten und morschen, hohlen Bäumen - sind gebietsweise selten geworden. Laubmischwälder mussten in der Vergangenheit in manchen Gegenden Fichtenmonokulturen weichen und in den Wäldern selbst werden oft viele morschen Bäume im Rahmen der Raumpflege gefällt, wodurch den Hornissen die natürlichen Siedlungsräume genommen werden. Wen wundert es, dass da die Hornissen auf andere Höhlen ausweichen müssen und gerade diese Höhlen sind Dachböden oder Schuppen. Und schon kommt es zu Nachbarschaftsproblemen, vielleicht weniger aus Sicht der Hornissen, aber deutlich aus der Sicht der Menschen. Um Hornissen zu helfen, sollte man als erstes dafür sorgen, dass Hornissen in den Wäldern überhaupt erst einmal wieder genügend Nistplatze zur Gründung ihrer Völker finden. Dazu sollte in der Forstwirtschaft ein breites Umdenken erfolgen und auch alte und morsche Bäume sollten zum Bild eines gesundes Waldes gehören. Das sind jedoch langfristige Maßnahmen.
Alte Bäume sollten in gesunden Biotopen und Wäldern auch stehen bleiben dürfen - sie bieten zahlreichen Tieren ein Zuhause - hier einem Hornissenvolk...
Gerade alte Obstbäume bieten oft viele große Hohlräume, die auch gerne von Hornissen besiedelt werden...
Manchmal ragen die kunstvollen Hornissennester auch aus den zu klein gewordenen Baumhöhlen heraus...
Weiteres Beispiel für eine natürliche Niststätte der Hornisse - hier ist auch ein Teil des großen Nestes gut sichtbar...
Hier hatte vor einiger Zeit ein Specht eine stattliche Nisthöhle gebaut, welche nun - im Folgejahr - von den Hornissen wiederbelebt wird...
Blick von unten in einen hohlen Baum, in dem sich ebenfalls ein Hornissenvolk niedergelassen hat...
Kurzfristig kann das Bereitstellen von Nistkästen helfen, den Nistplatzmangel - zumindest etwas - zu reduzieren. Ein Hornissenkasten sollte die folgenden Maße nicht unterschreiten, da Hornissen teils sehr große Nester bauen. Der Kasten sollte: mind. 60 cm x 30 cm x 30 cm groß sein und aus massivem Fichtenholz bestehen, zwei Fluglöcher besitzen (einen Haupteingang und einen Nebeneingang, einmal oben und einmal unten an der Nistkastentür), ein leicht überstehendes und schützendes Dach haben und die Unterseite des Daches sollte angeraut sein (für bessere Stabilität des Hornissennestes). Weiterhin sollte der Unterboden des Nistkastens auch eine Ausflussöffnung (schräg angeordnete Aluminiumplatten) besitzen, damit sich Kot und Beutereste nicht so stark ansammeln können. Insofern der Kasten außen gestrichen werden soll, so ist auf ungiftige Holzschutzmittel und Lacke zu achten!
Bieten von Nistgelegenheiten: links: Hornissenkasten unter einem alten und nicht mehr genutzten Jägerhochstand; rechts: Hornissenkasten an einem Baum
Der Kasten wird dann an einer sonnen- und witterungsgeschützten Stelle aufgestellt oder aufgehängt (z.Bsp an einen Baum). Eine aktive Besiedlung wie bei den Hummeln ist nicht wirklich möglich und sollte unterbleiben. Meist finden die Tiere solche Nistkästen auch selbst mit der Zeit. Man kann den Innenraum anfangs noch etwas verkleinern, was sich vor allem in feuchten, kalten Jahren auszeichnet, da das Mikroklima des Nistkastens nun ansprechender für Hornissenköniginnen ist. Auch das Einbringen alter Nestreste kann den Besiedlungserfolg verbessern. Wenn sich einmal eine Königin für dieses neue Heim entschieden hat, kann man natürlich auch wie bei den Hummeln zufüttern - beispielsweise bei schlechtem Wetter. Dafür eignet sich am besten Bienenfutterteig (Apifonda).
2. Mehr Toleranz
Toleranz ist etwas, was Hornissen leider selten entgegengebracht wird. Grund für diese ausgeprägte Antipathie ist nicht nur deren respekteinflößende Größe, sondern hauptsächlich die überlieferte Vorstellung, dass 3 Hornissenstiche einen Menschen töten und 7 ein Pferd. Diese Aussage ist vielfach widerlegt worden und ein Hornissenstich ist nicht giftiger als ein Bienenstich - lediglich schmerzhafter. Dennoch hält sich dieses "Horrormärchen" noch immer im Gedächtnis vieler Menschen.
Ein weiterer Problempunkt in der Begegnung Hornisse-Mensch ist der von den Hornissen verursachte Abfallhaufen unter ihrem Nest. Dieser ist massiver als bei anderen Wespenarten und führt immer wieder zur Problemen. Um dieser Erscheinung vorzubeugen, hat sich das Unterlegen einer Zeitung mit Sägespänen bewährt, was die Exkremente und Flüssigkeiten, die vom Nest herabfallen, bindet. Bei regelmäßiger Säuberung lässt sich dieses (Geruchs-)Problem völlig verhindern. Und falls ein Hornissennest im heimischen Garten oder am Haus wirklich so ungünstig liegen sollte, dass die Gefahr von Stichen oder Schäden an Sachwerten akut ist, so lässt sich über entsprechendes Fachpersonal auch eine Absicherung oder Umsiedlung durchführen. Da die Tiere unter Naturschutz stehen, muss bei eventuellen Problemen immer zuerst die zuständige Naturschutzbehörde informiert werden. In der Regel versucht diese, eine Lösung zu finden - insofern erforderlich. Oft lassen sich auch scheinbar kompliziert liegende Nester noch umsiedeln und die Tiere auf diese Weise retten. Das Abtöten von ungünstigen Nestern sollte immer der allerletzte Ausweg sein, den es zu vermeiden gilt. Was alles so umsiedelbar ist oder wie eine Absicherung aussehen kann, zeigt sich beim Durchklicken unserer Sammlung an eigenen Absicherungs- und Umsiedlungsberichten auf der Teamseite.
Doch nicht nur Hornissennester können - wie oben angesprochen - manchmal zum Problem werden. Da Hornissen nachtaktiv sind, kann es passieren, dass sich Arbeiterinnen abends doch mal in die Wohnung verirren. Aber Hysterie ist auch hier fehl am Platz. Denn meist hilft es, das Fenster zu öffnen und das Licht auszuschalten. Die Tiere finden dann oft von alleine wieder hinaus. Um den Beflug von Hornissen in die Wohnung generell zu vermeiden, was gerade bei Nestern in direkter Hausnähe oder am Haus häufiger auftreten kann, empfielt sich auch die Verwendung von Fliegengitter. Auch Lichtquellen am Haus können Hornissen anziehen. Folglich sollte man, wenn man stärkeren Beflug hier feststellt (was auf Nester in der Nähe hindeutet), die Lichtquellen nicht lange im Dunkeln brennen lassen oder aber diese mit roter oder oranger Folie "abdunkeln". Weiterhin wird oft folgende Situation als Problem empfunden: Oft sieht man Hornissen z. Bsp am Flieder sitzen. Dabei beißen sie die Rinde auf und lecken den austretenden süßen Saft auf. Dem Flieder oder Baum schadet engegen der Angst vieler Menschen dieses sogenannte "Ringeln" in der Regel aber nicht. Maximal einzelne Äste könnten vielleicht absterben. Die Tiere ernähren sich auf diese Weise und behelligen uns dadurch nicht am Essenstisch. Und das hat doch wieder etwas Gutes! Und wenn wir gerade bei Besuchern am Essenstisch sind: Hornissen erbeuten auch vielfach ihre kleinen Schwestern, die Wespen - und reduzieren damit den Beflug der manchmal als lästig empfundenen Kurzkopfwespen am Essenstisch. Übrigens: Ein Hornissennest im Garten kann diesen durchaus auch freier von Fliegen, Bremsen, Mücken und anderen lästigen Insekten halten. Ein starkes Hornissenvolk fängt dabei bis zu 500 g Insekten pro Tag! Allein darin zeigt sich die Bedeutung der Hornisse in einem gesunden Ökosystem.
links: Hornissen beim Ringeln an einer Weide - das ist für den Baum meist ungefährlich, lediglich einzelne Zweige sterben ggf. ab; rechts: hier ist ein Hornissendoppelnest zu sehen, welches aus dem Jahre 2005 (linker Teil) und 2006 (rechter Teil) stammt - in diesem Fall waren die Besitzer glücklicherweise sehr tolerant und duldeten die interessanten und schützenswerten Tiere...
Hier ein weiteres Beispiel für eine Begegnung Hornisse - Mensch im häuslichen Umfeld, wenngleich solch exponierte Nester im äußeren Giebelbereich eher selten sind...
Und falls es doch mal Probleme gibt: Bitte immer an die Naturschutzbehörde wenden - diese kann ggf. weitere Maßnahmen erlassen...
In begründeten Fällen ist eine Umsiedlung von Nestern möglich...
... und selbst kompliziert liegende Nester, wie hier in einem Kamin, lassen sich oft noch umsiedeln.
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